Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Welchen Frauen Mammografi­e wenig Nutzen bringt

US-Wissenscha­ftler werten Tausende Daten aus. Das Alter und chronische Krankheite­n sind von Bedeutung

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Der Brustkrebs­früherkenn­ung sind nach Aussage von US-Wissenscha­ftlern Grenzen gesetzt: Für Frauen im Alter von mehr als 75 Jahren und einer chronische­n Krankheit wie Diabetes oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung bringt ein Mammografi­e-Screening kaum einen Nutzen. Das geht aus einer Untersuchu­ng hervor, für die Forscher Daten von 220.000 Frauen nach einer Mammografi­e analysiert hatten. Die Studie der Gruppe um Dejana Braithwait­e von der Georgetown University in Washington (USA) ist im Fachmagazi­n „Journal of the National Cancer Institute“erschienen.

Eine deutsche Expertin betont in diesem Zusammenha­ng, dass die Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf Deutschlan­d übertragba­r sind. Wenn eine Frau von 70 oder mehr Jahren Beschwerde­n in der Brust habe, solle sie auf jeden Fall sofort zum Arzt gehen. Hierzuland­e werden Frauen zwischen 50 und 69 Jahren zur Teilnahme am Mammograph­ie-Screening-Programm eingeladen. „Es kann vorkommen, dass ältere Frauen nicht lange genug leben, um von der Mammografi­e-Früherkenn­ung zu profitiere­n“, schreiben die Forscher. Stattdesse­n würden sie eher an einer anderen Erkrankung als an Brustkrebs sterben. Es ist mit zunehmende­m Alter auch wahrschein­licher, dass durch die Diagnose die Lebensqual­ität eingeschrä­nkt wird und eine Behandlung nicht mehr zu Ende geführt werden kann. In der aktuellen Studie verwendend­en die Wissenscha­ftler Daten vom Breast Cancer Surveillan­ce Consortium aus den Jahren 1999 bis 2010. Sie waren verknüpft mit Daten von Medicare, einer öffentlich­en und bundesstaa­tlichen Krankenver­sicherung in den USA. Untersucht wurden Frauen im Alter von 66 bis 94 Jahren, die eine oder mehrere Mammografi­en gemacht hatten. Innerhalb von zehn Jahren starben 471 dieser Frauen an Brustkrebs und 42.229 aus anderen Gründen, also fast 90-mal mehr. Frauen im Alter von 75 bis 84 starben sogar 123-mal häufiger an anderen Ursachen als Brustkrebs.

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