Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
SprottentalFestival mit gutem Ergebnis
Bei der . Auflage des Open Air Vollmershain laufen viele Größen des Rock und Blues in Höchstform auf
Nöbdenitz. Nach dem großen Erfolg im Vorjahr war auch das diesjährige „Festival im Oberen Sprottental“ein großer Erfolg. Bei zehn Veranstaltungen an neun Tagen in sechs Kirchen sowie dem Pfarrhof Nöbdenitz sei es gelungen, die Kirchgemeinden zusammen zu bringen, sich intensiver auszutauschen und ein anderes Publikum zu erreichen als sonst, so der Organisator Wolfgang Göthe. Viele Veranstaltungen seien sehr gut besucht gewesen, vor allem zum Tag des offenen Denkmales sei man förmlich überrannt worden. Einige Veranstaltungen ließen aber noch deutlich Luft nach oben. So zählte das Chorund Instrumentalkonzert in der Atelierkirche Lohma am Samstag knapp 30 Besucher. Seinen fulminanten Abschluss fand das Festival am Sonntagnachmittag im Pfarrhof Nöbdenitz, mit über 100 Sängern des Volkschores Schmölln und des Georgius-Agricola-Chores Glauchau.
Vollmershain.
Am Samstagabend steht im Freibad die Band Shawue auf der Bühne. Im Jahr 1987 in Cottbus unter dem Namen „Déjà-vu“gegründet, spielen sie den Bob Dylan Hit von 1964 „The Times They Are aChangin“mit deutschem Text. Nahtlos schließt sich ihnen die Gruppe Engerling an und spielt dasselbe Lied. Da ist Reiner Hebisch euphorisch wie lange nicht und auch das Publikum rockt aus vollen Kräften mit.
Der Vollmershainer Hebisch, der vor 19 Jahren das Open Air aus der Taufe hob, ist nicht nur ein Musikliebhaber, er pflegt auch ein familiäres Verhältnis zu den Künstlern. Das garantiert die einmalige Atmosphäre und den Charakter des Festivals, das sehr stark durch dieses freundschaftliche Band geprägt wird.
„Das ist Mugge mit Herz, hier ist nie Stunk, alles läuft kameradschaftlich ab“, sagt Reiner Hebisch, der mal hinter dem Mischpult und mal im Backstage nachsieht, ob sich alle wohl fühlen. „Entstanden ist das Open Air aus Liebe zur Musik. Hier soll keiner was verdienen, alle Einnahmen werden auf die Künstler umgelegt“
Das erklärt auch, warum die Preise so moderat sind. Gerade einmal 30 Euro bezahlt man für zwei Tage voller Rock- und Blues-Größen in Höchstform. Dazu kostet das Bier gerade einmal zwei Euro. Obwohl von den Gagen kaum mehr als die Reisekosten gedeckt werden, kommen die meisten Bands immer wieder nach Vollmershain. So wie die Gruppe Engerling, die auf stolze 44 Jahre Bühnenerfahrung verweisen kann und der es auch anzumerken ist, dass dies hier für sie kein Auftritt wie jeder andere ist.
Bei einigen Stücken werden sie von der Ulmer Gitarren-Virtuosin Yasi Hofer unterstützt, die gerade einmal 27 Jahre alt ist. „Ich habe sie vor zwei Jahren angeschrieben, ob sie mit einer alten DDR-Band spielen will und nach 14 Tagen hat sie gesagt: Ich mach´s“, erzählt Hebisch. Seitdem ist auch sie begeistertes Mitglied des Freundeskreises. „Ich bin hierher gefahren und hatte keine Ahnung, was mich erwartet und es war mega geil“, drückt es Hofer aus. „Die Leute hier sind extrem herzlich, sie wissen die Musik noch viel mehr wertzuschätzen.“Man müsse sich wohl fühlen, um auf der Bühne Magie wahr werden zu lassen. Darum wird auch sie wieder nach Vollmershain kommen, ohne Frage.
Sehr wohl fühlen sich offensichtlich auch die anderen Musiker, die fast jedes Jahr im Freibad eine Kostprobe ihres großen Könnens geben. So wie etwa Blues-Größe Henrik Freischlader, Monokel oder Tino Standhaft, welche sich regelmäßig von den „Fans on Tour“, wie sich die Musikfreunde nennen, einladen lassen. Die Gruppe Epitaph, die sich bereits vor einem halben Jahrhundert gründete, ließ sich ebenfalls nicht lumpen und heizte den über 500 Zuhörern gehörig ein. „Die sind legendär, die hab ich als junger Kerl schon im Beat-Club gesehen“, freut sich Reiner Hebisch und verbreitet tiefe Zufriedenheit.