Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Streit um Beitragsfreiheit der Kinderbetreuung
Landeselternvertretung will Abschaffung der Gebühren. Mutter aus Saalfeld beklagt Personalmangel in Einrichtungen
Erfurt. Während die Landeselternvertretung der Kindertagesstätten auf die komplette Beitragsfreiheit bei der Kinderbetreuung drängt, setzen die Politiker andere Prioritäten.
Eine Befreiung der Eltern von den Beiträgen löse das Kernproblem fehlender Plätze und Erzieher im Freistaat nicht, erklärte FDP-Landeschef Thomas L. Kemmerich, in einer von Thorsten Büker, Redakteur dieser Zeitung, moderierten Podiumsdiskussion am Wochenende in Erfurt.
Das Problem werde sich eher noch verschärfen, räumte Torsten Wolf von der Partei Die Linke ein. „In den Thüringer Kindereinrichtungen ist rund ein Viertel des Personals älter als 55 Jahre“, verwies Wolf auf den Ersatzbedarf bei Renteneintritt. Hinzu komme der beschlossene veränderte Betreuungsschlüssel, der ebenfalls Personal erfordere.
Er halte die Abschaffung der Beiträge für ein erstrebenswertes Ziel, das aber bei einer sofortigen Einführung den Landeshaushalt sprengen würde, so Bildungsminister Helmut Holter (Linke). „Schon für die jetzt beschlossenen zwei beitragsfreien Jahre müssen wir 60 Millionen Euro einplanen“, sagte Holter.
Für die Grünen in Thüringen habe die Verbesserung der Qualität der Kinderbetreuung Vorrang gegenüber einem dritten beitragsfreien Jahr, erklärte Astrid Rothe-Beinlich. Natürlich sei eine kostenlose Bildung ein perspektivisches Ziel, so RotheBeinlich. Eine Verbesserung der Qualität der frühkindlichen Bildung sei das Ziel aller Akteure, meinte Denny Möller von der SPD. Für seine Partei sei es vordringlich, im Bund auf eine Verstetigung der Mittel aus dem Gute-Kita-Gesetz für die Länder zu streiten. Da müsse beim Koalitionspartner noch einige Überzeugungsarbeit geleistet werden. Bei der Debatte über eine Beitragsfreiheit der Kinderbetreuung werde völlig außer acht gelassen, dass immer mehr Thüringer Unternehmen diese Kosten für ihre Beschäftigten übernehmen, kritisierte Christian Tischner von der CDU.
Für sie sei der Personalmangel in Kinderkrippen und Kindergärten das größte Problem, erklärte die Saalfelder Elternsprecherin Franziska Schultheiß. Als Mutter von zwei Kindern erlebe sie mit, wie in den Einrichtungen „Löcher gestopft werden“, sagte Franziska Schultheiß. Nicht selten greife man auf Leute im freiwilligen sozialen Jahr oder im Bundesfreiwilligendienst zurück, um Lücken zu schließen.