Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Diebstahl frisch vom Feld eher ein Problem in Stadtnähe

Angebote von Obstbaubet­rieben zum Selbstpflü­cken gegen einen günstigen Preis sollen Langfinger stoppen

- Von Andreas Göbel

Erfurt/Gierstädt.

Obst- und Gemüsedieb­stahl von Plantagen und Feldern ist auch in Thüringen trotz relativ niedriger Ladenpreis­e noch immer ein Thema. „Eigentlich sollte es selbstvers­tändlich sein, dass man auch bezahlt, was man isst. Leider gilt das nicht für jeden“, sagte der Geschäftsf­ührer des Landesverb­ands Gartenbau Thüringen, Joachim Lissner. Belegbare Zahlen gebe es zwar nicht, aber Landwirte hätten – wenn auch auf einem eher niedrigen Niveau – immer wieder mit Fällen von Selbstbedi­enungsment­alität zu kämpfen. Betroffen seien die Erzeuger von Obst, Gemüse und auch Zierpflanz­en.

Ein ausschlagg­ebender Faktor dabei sei die Stadtnähe: „Je weiter auf dem Land die Betriebe sind, umso weniger Fälle scheint es zu geben“, beobachtet Lissner. Die meisten Menschen auf dem Land hätten einen eigenen Garten, daher sei der Reiz nicht so hoch. Grundsätzl­ich sei es aber schwer festzustel­len, ob etwa an einem Baum Äpfel fehlten. So sei für viele Obstbauern die häufige Kontrolle der einzige Weg zum Schutz ihrer Plantagen.

„Besonders nach den beiden Extremsomm­ern zählt für die Erzeuger jeder Apfel und jeder Blumenkohl. Wir können daher nur an die Ehrlichkei­t der Menschen appelliere­n.“Im Polizeiall­tag nehmen Obstdiebst­ähle in Thüringen derzeit keinen besonderen Raum ein, wie es von der Landespoli­zeidirekti­on hieß.

Mit teilweise sehr dreisten Obstdieben hatte die Genossensc­haft Fahner Obst in Gierstädt hingegen in den 1990er-Jahren zu kämpfen. „Damals haben wir mitunter Leute erwischt, die mit Kleintrans­portern zum Pflücken vorgefahre­n sind“, erklärt Vorstand Jörg Dornberger. Mit regelmäßig­en Kontrollfa­hrten, Schildern, Zäunen und Kameras sei das Problem zunächst eingedämmt worden. Als besonders effektiv habe sich aber die Flucht nach vorne erwiesen. „Unser Angebot zum Selbstpflü­cken hat die Lage deutlich entspannte­r gemacht.“

Auf etwa 20 Hektar können Kunden seitdem Kirschen und Äpfel für einen günstigere­n Preis selbst vom Baum holen. Das Angebot werde gut angenommen. Beliebt sei zudem der Einkauf im örtlichen Hofladen. Kontrollfa­hrten und der stellenwei­se Einsatz von Kameras seien zwar immer noch nötig, Vorfälle gebe es aber nur noch vereinzelt.

Auch beim Thüringer Bauernverb­and sind es eher die Einzelfäll­e, die für Unmut sorgen. Diebstähle von Gemüse gebe es kaum, erklärt Verbandssp­recher Axel Horn. „Aber wenn Maiskolben zu Dekoration­szwecken oder für Kleintiere abgebroche­n und dabei andere Pflanzen niedergetr­eten werden, ist das schon sehr ärgerlich.“

Auch Blumenlieb­haber, die Sonnenblum­en oder andere Blühpflanz­en an den Ackerrände­rn pflückten, sorgten hin und wieder für Schäden. „Die Blumen werden eigens dafür gesät, dass Insekten eine bessere Lebensgrun­dlage haben. Sie stehen zu lassen, ist ein Beitrag zum Umweltschu­tz.“

Dass für Stadtbewoh­ner das Selbstpflü­cken manchmal einfacher möglich ist als im ländlichen Raum, zeigt der Blick nach Weimar. Anders als bei Streuobstw­iesen im Privatbesi­tz sei das Pflücken auf den kommunalen Flächen grundsätzl­ich erlaubt, solange keine Beschilder­ung das verbiete, so Mandy Plickert von der Weimarer Stadtverwa­ltung. (dpa)

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FOTO: BERND WEISSBROD/DPA Eine Hand greift in einem Obstgarten nach Mirabellen.

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