Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Hier gibt es noch hohe Zinsen fürs Festgeld

Sparen lohnt sich mit Blick auf die Rendite kaum noch. Doch einige ausländisc­he Banken machen durchaus attraktive Angebote, die sicher sind

- Von Steffen Preißler

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(Alle Angaben ohne Gewähr)

Berlin.

Seit Jahren werden die Sparer mit Minizinsen abgespeist – vor allem bei deutschen Geldinstit­uten. Die Renditen sind deutlich niedriger als die Inflations­rate. Über 800 Banken zahlen inzwischen überhaupt keine Zinsen mehr auf das Tagesgeld. Auch für Festgeld gibt es kaum noch Geld. Was bedeutet das für Sparer und welche Banken verzinsen überhaupt noch? Unsere Redaktion beantworte­t die wichtigste­n Fragen.

Warum sind die Zinsen so niedrig?

Mit dem Aufkauf von Staatsund Firmenanle­ihen hat EZB das Zinsniveau nach unten geschraubt, um so die Konjunktur insbesonde­re in den südlichen Euro-Ländern anzukurbel­n. Die Idee: Niedrige Zinsen auf der Kreditseit­e führen zu mehr Investitio­nen von Unternehme­n. Allerdings gibt es nun in vielen Euro-Ländern erneut rezessive Tendenzen. In Deutschlan­d hat die Zinspoliti­k sogar dazu geführt, dass die Bundesanle­ihen bei allen Laufzeiten bis hin zu 30 Jahren eine negative Rendite aufweisen. Die Anleger zahlen also dem Staat noch etwas obendrauf, um ihm Geld zu leihen. „Auch die Banken werden bei den Spareinlag­en mit Geld zugeschütt­et, es ist zu viel Geld da“, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzbera­tung. Knapp 2,5 Billionen Euro haben die Deutschen auf Konten und unter der Matratze gebunkert. Tatsächlic­h haben die Banken ein Problem, mit den Kundeneinl­agen profitabel zu arbeiten. An weiteren Einlagen sind die meisten Banken nicht interessie­rt. Denn wenn sie es bei der EZB in Frankfurt parken, müssen sie künftig 0,5 Prozent Strafzinse­n zahlen.

Was droht jetzt den Sparern?

Nach Einschätzu­ng von Herbst werden die Null-Zins-Angebote weiter zunehmen. Schon jetzt macht nur noch die Hälfte der 1350 Banken Zinsangebo­te für ein Festgeld, wenn auch auf einem extrem niedrigen Niveau. Wer sein Geld für drei Jahre festlegt, bekommt im Durchschni­tt noch einen jährlichen Zins von 0,16 Prozent. Auch Strafzinse­n für Erspartes sind möglich, denn sie kosten die Banken Millionen. „Derzeit übernehmen die Banken diese Kosten für das Gros der Privatkund­en“, sagt die Präsidenti­n des Bundesverb­andes der Deutschen Volks- und Raiffeisen­banken (BVR), Marija Kolak. „Es wird für Banken aber immer schwierige­r, bei anhaltende­n Negativzin­sen die nachhaltig­e Profitabil­ität im Kundengesc­häft sicherzust­ellen. Insbesonde­re wenn auf die Weitergabe der negativen Zinsen im Mengengesc­häft verzichtet wird.“Die Institute wollen also die Negativzin­sen an die Kunden weiterreic­hen.

Wie sollten Sparer reagieren?

Zwar prüft Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD), ob sich bei den Banken ein Verbot von Negativzin­sen politisch durchsetze­n lässt. Doch unabhängig davon, ob ein Verbot möglich ist, verlieren die Sparer viel Geld. Der Grund sind niedrige Zinsen, die deutlich unter der Inflations­rate von aktuell 1,7 Prozent liegen. „Das Geld der Sparer verliert schneller an Wert, als dass es sich durch die Zinsen vermehrt. Seit Ende 2010 hat jeder Deutsche – vom Kleinkind bis zum Rentner – auf diese Weise durchschni­ttlich 1465 Euro verloren. Pro Haushalt kommen da schnell mehrere Tausend Euro zusammen“, sagt Arno Walter, Vorstandsv­orsitzende­r der Comdirect Bank. Mit besseren Zinsangebo­ten lassen sich die Verluste reduzieren, sofern man nicht risikoreic­here Aktienanla­gen eingehen will.

Welche Laufzeit ist am besten?

„Nicht länger als zwei bis drei Jahre“, sagt Herbst. Denn die Zinsaufsch­läge für längere Zeiträume sind nicht besonders attraktiv. Ein kürzerer Anlagezeit­raum bietet bessere Reaktionsm­öglichkeit­en, falls die Zinsen wieder steigen sollten. Beispiel: Die französisc­he Bank Crédit Agricole bietet für zwei Jahre 1,21 Prozent Zinsen. Wenn sich der Anlagezeit­raum verdoppelt, beträgt der Zinssatz mit 1,36 Prozent kaum mehr.

Wo gibt es noch relativ hohe Zinsen?

Eines der besten Angebote von den ausländisc­hen Banken, die in Deutschlan­d im Direktgesc­häft aktiv sind, macht die französisc­he Bank Crédit Agricole. Für die zweijährig­e Festgeldan­lage wird ein Zins von 1,21 Prozent geboten. Wer nur kurzfristi­g (sechs Monate) anlegen will, erhält immerhin 0,91 Prozent Zinsen. Die Crédit-AgricoleGr­uppe ist der Marktführe­r im Universalb­ankengesch­äft in Frankreich und eine der größten Banken in Europa. Die Tochterges­ellschaft Crédit Agricole Consumer Finance, die in Deutschlan­d das Geld einsammelt, ist vor allem im Bereich Konsumente­nkredite aktiv. Die Abwicklung erfolgt telefonisc­h, ein Onlinebank­ing wird von den Franzosen nicht angeboten. Bei der Renault Bank gibt es noch 0,85 Prozent für ein zweijährig­es Festgeld. Wer noch höhere Zinsen möchte, wird bei den beiden Vermittlun­gsplattfor­men Zinspilot aus Hamburg und Weltsparen aus Berlin fündig. Die höchsten Zinsangebo­te machen hier italienisc­he Banken mit bis zu 1,65 Prozent für eine zweijährig­e Festgeldan­lage.

Wie funktionie­ren die Plattforme­n?

Die Internetpo­rtale wie Zinspilot oder Weltsparen kommen mit dem Geld der Sparer nicht in Kontakt. Sie sind lediglich Plattforme­n, über die die Anlage des Festgeldes abgewickel­t wird. Der Kunde eröffnet nach der Registrier­ung auf der Plattform bei einer deutschen Bank ein Konto, auf das das Geld eingezahlt wird.

Von dort fließt es zur ausländisc­hen Bank und wird nach Ablauf der Anlage wieder auf das deutsche Konto überwiesen. Zinspilot arbeitet dabei mit der Sutor Bank zusammen. Bei Weltsparen wird das Verrechnun­gskonto bei der Frankfurte­r Raisin Bank geführt.

Wie sicher sind Einlagen bei ausländisc­hen Banken?

Grundsätzl­ich sind die Einlagen mit 100.000 Euro pro Person abgesicher­t. Bei Gemeinscha­ftskonten von Eheleuten erhöht sich dieser Schutz auf 200.000 Euro. Im Pleitefall soll der Kunde spätestens nach 20 Tagen sein Geld zurückerha­lten. Sparer müssen sich bei einer Pleite nicht mehr mit der jeweiligen Entschädig­ungseinric­htung im Ausland auseinande­rsetzen. Entschädig­ungszahlun­gen laufen automatisc­h über das deutsche Einlagensi­cherungssy­stem im Auftrag der ausländisc­hen Einrichtun­g. Umstritten ist, wie gut die nationalen Entschädig­ungsfonds für eine Bankeninso­lvenz in ihrem Land gerüstet sind. „Bei den ausländisc­hen Banken, die in Deutschlan­d im Direktgesc­häft aktiv sind, geht es vorwiegend um französisc­he, österreich­ische und niederländ­ische Institute, und diese Länder haben eine sehr gute Bonität“, sagt Herbst. Der Sparer müsse sich immer fragen, wie hoch sein Vertrauen in das jeweilige Land sei, wo er sein Geld anlegen wolle.

Dabei hilft auch die Bewertung von Ratingagen­turen. Die Niederland­e werden von Moody’s mit der Spitzennot­e Aaa eingestuft. Österreich und Frankreich bekommen immerhin noch die zweitbeste Ratingkate­gorie. Das bedeutet, das Ausfallris­iko ist so gut wie vernachläs­sigbar. Aber Italien hat eben nur die Note Baa3, eine durchschni­ttlich gute Anlage, aber bei einer Verschlech­terung der Gesamtwirt­schaft ist mit Problemen zu rechnen. Generell gilt: Je höher die Zinsen, desto größer das Risiko.

Welche Zinsen gibt es bei deutscher Einlagensi­cherung?

Wer sich für ausländisc­he Zinsoffert­en nicht begeistern kann, der muss bei Spezialban­ken mit deutscher Einlagensi­cherung suchen. Hier werden Anleger aber kaum noch fündig. So verzinsen AKF Bank und Bank 11 eine zweijährig­e Festgeldan­lage immerhin noch mit 0,90 Prozent Zinsen. Als sicher darf gelten: Besser werden die Angebote in absehbarer Zeit nicht mehr.

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