Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Hier gibt es noch hohe Zinsen fürs Festgeld
Sparen lohnt sich mit Blick auf die Rendite kaum noch. Doch einige ausländische Banken machen durchaus attraktive Angebote, die sicher sind
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(Alle Angaben ohne Gewähr)
Berlin.
Seit Jahren werden die Sparer mit Minizinsen abgespeist – vor allem bei deutschen Geldinstituten. Die Renditen sind deutlich niedriger als die Inflationsrate. Über 800 Banken zahlen inzwischen überhaupt keine Zinsen mehr auf das Tagesgeld. Auch für Festgeld gibt es kaum noch Geld. Was bedeutet das für Sparer und welche Banken verzinsen überhaupt noch? Unsere Redaktion beantwortet die wichtigsten Fragen.
Warum sind die Zinsen so niedrig?
Mit dem Aufkauf von Staatsund Firmenanleihen hat EZB das Zinsniveau nach unten geschraubt, um so die Konjunktur insbesondere in den südlichen Euro-Ländern anzukurbeln. Die Idee: Niedrige Zinsen auf der Kreditseite führen zu mehr Investitionen von Unternehmen. Allerdings gibt es nun in vielen Euro-Ländern erneut rezessive Tendenzen. In Deutschland hat die Zinspolitik sogar dazu geführt, dass die Bundesanleihen bei allen Laufzeiten bis hin zu 30 Jahren eine negative Rendite aufweisen. Die Anleger zahlen also dem Staat noch etwas obendrauf, um ihm Geld zu leihen. „Auch die Banken werden bei den Spareinlagen mit Geld zugeschüttet, es ist zu viel Geld da“, sagt Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung. Knapp 2,5 Billionen Euro haben die Deutschen auf Konten und unter der Matratze gebunkert. Tatsächlich haben die Banken ein Problem, mit den Kundeneinlagen profitabel zu arbeiten. An weiteren Einlagen sind die meisten Banken nicht interessiert. Denn wenn sie es bei der EZB in Frankfurt parken, müssen sie künftig 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen.
Was droht jetzt den Sparern?
Nach Einschätzung von Herbst werden die Null-Zins-Angebote weiter zunehmen. Schon jetzt macht nur noch die Hälfte der 1350 Banken Zinsangebote für ein Festgeld, wenn auch auf einem extrem niedrigen Niveau. Wer sein Geld für drei Jahre festlegt, bekommt im Durchschnitt noch einen jährlichen Zins von 0,16 Prozent. Auch Strafzinsen für Erspartes sind möglich, denn sie kosten die Banken Millionen. „Derzeit übernehmen die Banken diese Kosten für das Gros der Privatkunden“, sagt die Präsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR), Marija Kolak. „Es wird für Banken aber immer schwieriger, bei anhaltenden Negativzinsen die nachhaltige Profitabilität im Kundengeschäft sicherzustellen. Insbesondere wenn auf die Weitergabe der negativen Zinsen im Mengengeschäft verzichtet wird.“Die Institute wollen also die Negativzinsen an die Kunden weiterreichen.
Wie sollten Sparer reagieren?
Zwar prüft Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), ob sich bei den Banken ein Verbot von Negativzinsen politisch durchsetzen lässt. Doch unabhängig davon, ob ein Verbot möglich ist, verlieren die Sparer viel Geld. Der Grund sind niedrige Zinsen, die deutlich unter der Inflationsrate von aktuell 1,7 Prozent liegen. „Das Geld der Sparer verliert schneller an Wert, als dass es sich durch die Zinsen vermehrt. Seit Ende 2010 hat jeder Deutsche – vom Kleinkind bis zum Rentner – auf diese Weise durchschnittlich 1465 Euro verloren. Pro Haushalt kommen da schnell mehrere Tausend Euro zusammen“, sagt Arno Walter, Vorstandsvorsitzender der Comdirect Bank. Mit besseren Zinsangeboten lassen sich die Verluste reduzieren, sofern man nicht risikoreichere Aktienanlagen eingehen will.
Welche Laufzeit ist am besten?
„Nicht länger als zwei bis drei Jahre“, sagt Herbst. Denn die Zinsaufschläge für längere Zeiträume sind nicht besonders attraktiv. Ein kürzerer Anlagezeitraum bietet bessere Reaktionsmöglichkeiten, falls die Zinsen wieder steigen sollten. Beispiel: Die französische Bank Crédit Agricole bietet für zwei Jahre 1,21 Prozent Zinsen. Wenn sich der Anlagezeitraum verdoppelt, beträgt der Zinssatz mit 1,36 Prozent kaum mehr.
Wo gibt es noch relativ hohe Zinsen?
Eines der besten Angebote von den ausländischen Banken, die in Deutschland im Direktgeschäft aktiv sind, macht die französische Bank Crédit Agricole. Für die zweijährige Festgeldanlage wird ein Zins von 1,21 Prozent geboten. Wer nur kurzfristig (sechs Monate) anlegen will, erhält immerhin 0,91 Prozent Zinsen. Die Crédit-AgricoleGruppe ist der Marktführer im Universalbankengeschäft in Frankreich und eine der größten Banken in Europa. Die Tochtergesellschaft Crédit Agricole Consumer Finance, die in Deutschland das Geld einsammelt, ist vor allem im Bereich Konsumentenkredite aktiv. Die Abwicklung erfolgt telefonisch, ein Onlinebanking wird von den Franzosen nicht angeboten. Bei der Renault Bank gibt es noch 0,85 Prozent für ein zweijähriges Festgeld. Wer noch höhere Zinsen möchte, wird bei den beiden Vermittlungsplattformen Zinspilot aus Hamburg und Weltsparen aus Berlin fündig. Die höchsten Zinsangebote machen hier italienische Banken mit bis zu 1,65 Prozent für eine zweijährige Festgeldanlage.
Wie funktionieren die Plattformen?
Die Internetportale wie Zinspilot oder Weltsparen kommen mit dem Geld der Sparer nicht in Kontakt. Sie sind lediglich Plattformen, über die die Anlage des Festgeldes abgewickelt wird. Der Kunde eröffnet nach der Registrierung auf der Plattform bei einer deutschen Bank ein Konto, auf das das Geld eingezahlt wird.
Von dort fließt es zur ausländischen Bank und wird nach Ablauf der Anlage wieder auf das deutsche Konto überwiesen. Zinspilot arbeitet dabei mit der Sutor Bank zusammen. Bei Weltsparen wird das Verrechnungskonto bei der Frankfurter Raisin Bank geführt.
Wie sicher sind Einlagen bei ausländischen Banken?
Grundsätzlich sind die Einlagen mit 100.000 Euro pro Person abgesichert. Bei Gemeinschaftskonten von Eheleuten erhöht sich dieser Schutz auf 200.000 Euro. Im Pleitefall soll der Kunde spätestens nach 20 Tagen sein Geld zurückerhalten. Sparer müssen sich bei einer Pleite nicht mehr mit der jeweiligen Entschädigungseinrichtung im Ausland auseinandersetzen. Entschädigungszahlungen laufen automatisch über das deutsche Einlagensicherungssystem im Auftrag der ausländischen Einrichtung. Umstritten ist, wie gut die nationalen Entschädigungsfonds für eine Bankeninsolvenz in ihrem Land gerüstet sind. „Bei den ausländischen Banken, die in Deutschland im Direktgeschäft aktiv sind, geht es vorwiegend um französische, österreichische und niederländische Institute, und diese Länder haben eine sehr gute Bonität“, sagt Herbst. Der Sparer müsse sich immer fragen, wie hoch sein Vertrauen in das jeweilige Land sei, wo er sein Geld anlegen wolle.
Dabei hilft auch die Bewertung von Ratingagenturen. Die Niederlande werden von Moody’s mit der Spitzennote Aaa eingestuft. Österreich und Frankreich bekommen immerhin noch die zweitbeste Ratingkategorie. Das bedeutet, das Ausfallrisiko ist so gut wie vernachlässigbar. Aber Italien hat eben nur die Note Baa3, eine durchschnittlich gute Anlage, aber bei einer Verschlechterung der Gesamtwirtschaft ist mit Problemen zu rechnen. Generell gilt: Je höher die Zinsen, desto größer das Risiko.
Welche Zinsen gibt es bei deutscher Einlagensicherung?
Wer sich für ausländische Zinsofferten nicht begeistern kann, der muss bei Spezialbanken mit deutscher Einlagensicherung suchen. Hier werden Anleger aber kaum noch fündig. So verzinsen AKF Bank und Bank 11 eine zweijährige Festgeldanlage immerhin noch mit 0,90 Prozent Zinsen. Als sicher darf gelten: Besser werden die Angebote in absehbarer Zeit nicht mehr.