Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Cameron rechnet mit Johnson ab
Britischer Ex-Premier rügt Nachfolger
London.
Der frühere britische Premierminister David Cameron hat den amtierenden Regierungschef Boris Johnson als politischen Opportunisten und prinzipienlosen Populisten gerügt. Sein Parteikollege habe sich vor dem Brexit-Referendum 2016 aus rein egoistischen Motiven als Verfechter eines britischen EU-Austritts inszeniert, heißt es in einem Auszug aus Camerons Memoiren, den die „Sunday Times“vorab veröffentlichte.
Johnson habe etwas unterstützt, „an das er selbst nicht glaubte“, um seine politische Karriere zu befördern, so Cameron. Sein Parteikollege habe sich „widerwärtig verhalten, die eigene Regierung attackiert, das miese Vorgehen des eigenen Lagers ignoriert“und sei ein „Aushängeschild des wahrheitsverdrehenden Zeitalters des Populismus geworden“. Cameron will seine Memoiren mit dem Titel „For the Record“(Fürs Protokoll) kommende Woche veröffentlichen.
Unterdessen hat im Streit über den Brexit-Kurs von Premier Johnson ein weiterer ToryAbgeordneter im Unterhaus die Seiten gewechselt. Sam Gyimah schloss sich den proeuropäischen Liberaldemokraten an. Er begründete dies mit dem Brexit, aber auch mit der Art, wie Politik betrieben werde, und dem Umgang mit Populismus und Nationalismus.
Der 43-jährige Gyimah gehört zu 21 konservativen Politikern, die Johnson wegen ihrer Opposition zu seinem Brexit-Kurs aus der Tory-Fraktion ausgeschlossen hat. (dpa/rtr)