Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Angriff auf das Herz der Ölindustrie
Drohnen attackieren Raffinerien in Saudi-Arabien. Die USA geben dem Iran die Schuld
Riad.
Bis ins All waren die schwarzen Rauchfahnen über der gigantischen Raffinerie Abkaik zu sehen. Das saudische Königreich erlebte am Wochenende eine bisher nicht gekannte Katastrophe, als bewaffnete Drohnen im Osten des Landes das Herzstück seiner Ölproduktion in Brand schossen. Ein Schwarm ferngesteuerter Fluggeräte war offenbar an diesem nächtlichen Sabotageakt beteiligt, der die Kriegsängste am Persischen Golf in neue Höhen treibt.
US-Außenminister Mike Pompeo warf dem Iran „einen beispiellosen Angriff auf die Ölversorgung der Welt“vor. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman kündigte nach einem Telefonat mit US-Präsident Donald Trump an, sein Land sei willens und in der Lage, auf „diese terroristische Aggression“zu reagieren. Teheran dagegen wies die Vorwürfe der USA als bedeutungslos zurück.
Stundenlang wüteten die Großfeuer in der hochkomplexen Verarbeitungsanlage, die die größte und wichtigste der Welt ist. Nach Angaben aus Riad sind über die Hälfte der saudischen Exporte betroffen, was knapp sechs Prozent des täglichen globalen Ölbedarfs entspricht.
Welches Ausmaß die Schäden haben und wie schnell sich der Komplex reparieren lässt, ist unklar. Einen Teil des Produktionsausfalls von 5,7 Millionen Barrel pro Tag will das Königreich aus seinen fünf unterirdischen Reservedepots kompensieren, die zwischen 1988 und 2009 mit Milliardenaufwand gebaut wurden. Im Vergleich dazu sind die Ölexporte des Iran durch die US-Sanktionen mittlerweile deutlich unter die Marke von 500.000 Barrel pro Tag gefallen, also auf weniger als ein Zehntel der jetzt zerstörten saudischen Lieferkapazität.
Widersprüchliche Angaben gab es zur Herkunft der Drohnen, die 800 Kilometer entfernt von jemenitischem Territorium operierten und neben der Raffinerie Abkaik auch das benachbarte Ölfeld Khurais beschädigten. Die Huthi-Rebellen im Jemen, gegen die Saudi-Arabien zusammen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten Krieg führt, reklamierten die Militäroperation für sich und dankten obendrein „ehrenwerten Leuten“innerhalb von Saudi-Arabien für ihre Kooperation.
US-Außenminister Pompeo dagegen machte irantreue Schiitenmilizen verantwortlich. Es gebe keine Beweise, dass der Angriff vom Jemen aus erfolgt sei.