Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Kläglich in München
Der FC Carl Zeiss Jena kassiert bei ohne Spielführer Volkmer eine verdiente :-Niederlage
München. Ratlosigkeit, Wut und Ernüchterung: Der FC Carl Zeiss Jena konnte seinen kleinen Aufschwung beim 1:1 gegen den 1. FC Magdeburg nicht ins Spiel bei 1860 München retten. Verdient mit 1:3 zog die Mannschaft von Trainer Lukas Kwasniok bei den Löwen den Kürzeren und liegt nach sieben Niederlagen in acht Saisonspielen weiter abgeschlagen am Tabellenende der 3. Fußball-Liga.
Es könne nicht sein, dass einer fehle und die ganze Stabilität sei dahin, monierte Aushilfs-Kapitän Julian Günther-Schmidt auf dem Weg in die Kabine. Gemeint war der eigentliche Spielführer Dominic Volkmer, dessen Hoffnungen auf einen Einsatz nach seiner Schulterverletzung sich am Tag des Spiels zerschlugen. Ihn zu bringen, wäre „unverantwortlich“gewesen, sagte Kwasniok. Und so hinterließ die Zeiss-Defensive vor 15.000 Zuschauern im Grünwalder Stadion genau den Eindruck, den sie ohne Volkmer zuvor auch hinterlassen hat – einen kläglichen.
„Die erste Halbzeit war eine absolute Vollkatastrophe von uns, da hat überhaupt nix gestimmt“, kritisierte Dominik Bock. „Wir haben nicht in die Zweikämpfe gefunden, wir haben uns bei Standards schülerhaft angestellt.“Nach 45 Minuten hieß es aus Jenaer Sicht 0:2. Zweimal war 1860-Kapitän Felix Weber seinen Bewachern entwischt, hatte sich bei hohen Bällen auf den langen Pfosten hinter die Jenaer Abwehrreihe geschlichen und einmal per Kopf (16. Minute) und einmal per Fuß (35.) den an diesem Tag bärenstarken Zeiss-Keeper Jo Coppens überwunden, der mit mehreren Glanztaten einen noch höheren Rückstand verhinderte.
Trainer Kwasniok, der eine laute Kabinenansprache hielt, wurmte im Nachgang die beste Jenaer Chance kurz vor dem 0:1. Jena hatte einen Konter, stand in Überzahl im Münchner Strafraum. Doch Anton Donkor vergab, war viel zu eigensinnig. Dass er nach der Pause in der Kabine bleiben musste, war kein Zufall. „Wenn du so einen Konter hast, dann musst du ihn machen, dann läuft das Spiel komplett anders“, sagte Kwasniok. „Der Plan war, 1:0 in Führung zu gehen und nichts zuzulassen. Nach der vergebenen Chance wurde es extrem wild und wir wussten, wenn es wild wird, sind wir unterlegen.“
Chancenlos waren die Jenaer in der zweiten Halbzeit aber nicht. Im Gegenteil, zunächst machte sich des Trainers Schachzug, Maximilian Rohr aus dem defensiven Mittelfeld in den Angriff zu beordern, bezahlt. Rohr traf per Abstauber in der 68. Minute zum Anschlusstreffer. „Das 1:3 war dann zu einfach, da war der Drops gelutscht“, sagte Patrick Schorr, der nach seiner Verletzung erstmals mitwirken durfte. Nach einer Jenaer Ecke, bei der der eingewechselte Meris Skenderovic die Chance auf den Ausgleich vergab, lief Münchens Efkan Bekiroglu nach einem Konter den Jenaer Verteidigern davon und traf überlegt zum 1:3Endstand. „In der Situation hat es bei dem einen oder anderen nicht gereicht“, befand Kwasniok. Wie es nun weitergehe, war die große Frage nach dem erneuten Rückschlag. Die Antworten fielen unterschiedlich aus. „Analysieren, weitermachen, weiter an der Fitness arbeiten. Wenn es fußballerisch nicht läuft, dass wir wenigstens mit der nötigen Power einen Gegner auch mal niederringen, drei Punkte holen“, meinte Patrick Schorr. „Wir müssen nur auf uns schauen. In der Situation, in der wir sind, brauchen wir nicht auf den Gegner zu schauen“, forderte Dominik Bock vor dem Kellerduell gegen den Chemnitzer FC am kommenden Sonnabend.
Und Trainer Lukas Kwasniok? „Sieben Punkte Rückstand kommen uns bekannt vor“, spielte er auf die Situation in der letzten Saison an, als Jena nach schier aussichtsloser Lage noch den Klassenerhalt schaffte. Nach dem Spiel in München fehlt vielen aber der Glaube an eine neuerliche Aufholjagd.