Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Trainer-Ikone Gutendorf gestorben
„Riegel-Rudi“schrieb Fußball-Geschichte
Koblenz.
Er war der TrainerWeltenbummler, der Paradiesvogel unter Deutschlands Coaches und ein Unikum – in der Nacht zum Samstag schlief der Fußballlehrer Rudi Gutendorf im Kreis seiner Familie ein. Gutendorf wurde 93 Jahre alt.
Der Koblenzer steht mit 55 Trainer-Stationen in 32 Ländern auf fünf Kontinenten im Guinness-Buch der Rekorde und verdiente sich so den Spitznamen „Rudi Rastlos“. Er wurde schon in jungen Jahren vom Fernweh getrieben. Mit den Worte „Machen se et jut“hatte der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer 1961 den damals 35-Jährigen in sein erstes Abenteuer nach Tunesien verabschiedet.
Gutendorf liebte es, seine Fußball-Philosophie in alle Welt hinauszutragen. Als persönliches Highlight beschrieb er einmal sein Engagement in Ruanda, wo er für das „Wunder von Kigali“verantwortlich zeichnete. Fünf Jahre nach dem Blutrausch der Hutu-Milizen, dem 1994 rund 800.000 Tutsi zum Opfer fielen, vereinte er Spieler aus den verfeindeten StämmeninderAuswahl–eine diplomatische Meisterleistung.
International genoss Gutendorf hohe Anerkennung. Er sah sich als Fußball-Entwicklungshelfer. Für seinen unermüdlichen Einsatz in vielen Ländern wurde der Ex-Spieler der TuS Neuendorf mit zwei Bundesverdienstkreuzen ausgezeichnet.
In Deutschland hatte er den Spitznamen „Riegel-Rudi“wegen seiner Defensivstrategie weg. In seinem Buch mit dem Titel „Leben!Leisten!Siegen!“hat er Anekdoten aus seinen 70 Jahren im Fußball aufgeschrieben. (sid)