Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Fünf Jahre Rot-Rot-Grün: Die große Analyse – Teil 

Die reguläre Amtszeit der rot-rot-grünen Koalition steht kurz vor ihrem Ende. Zeit, ein Fazit zu ziehen (Teil )

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Wirtschaft und Wissenscha­ft ■ Vergabeges­etz

„Die Landesregi­erung wird das Thüringer Vergabeges­etz behutsam im Hinblick auf seine Evaluation im Jahre 2016 weiterentw­ickeln.“ Für Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) ist das Vergabeges­etz ein Erfolg. Mitarbeite­r von Unternehme­n, die für das Land tätig werden, müssen jetzt mindestens so viel verdienen wie Beschäftig­te des Freistaats in der untersten Stufe ihres Tarifvertr­ages. Das sind zurzeit 11,42 Euro pro Stunde und damit gut zwei Euro mehr als der gesetzlich­e Mindestloh­n. Allerdings sind sowohl Kommunen, die einen Großteil der Aufträge vergeben,alsauchLan­desgesells­chaftenaus­genommen. Auch die Friseurin, der Kellner oder die Pflegekraf­t, alle eher schlecht bezahlt, profitiere­n nicht.

Breitbanda­usbau

„Die Koalition will nachhaltig in die Infrastruk­tur für das 21. Jahrhunder­t investiere­n und die Digitalisi­erung der Unternehme­n befördern.“ Im Breitbande­ntwicklung­sland Thüringen geht es allen Unkenrufen zum Trotz voran. Das hat sich Thüringen in den vergangene­n Jahren einen dreistelli­gen Millionenb­etrag kosten lassen. Davon profitiert haben Gemeinden, Städte und Landkreise. Dennoch kann im Freistaat von einer flächendec­kenden Verfügbark­eit von Gigabitnet­zen auf Glasfaserb­asis weiter keine Rede sein. Bis alle Gewerbegeb­iete, Bildungsei­nrichtunge­n und Hochschule­n angeschlos­sen sind, wird es noch Jahre dauern. Es ist gut möglich, dass Investoren das als Standortna­chteil werten und sich in der Zwischenze­it lieber in besser ausgestatt­eten Nachbarlän­dern ansiedeln.

Hochschulg­esetz

„Gegenstand des Arbeitsauf­trages an den Wissenscha­ftsrat sollen [...] Empfehlung­en zu den vereinbart­en weiteren Schritten der Demokratis­ierung der Hochschule­n sein.“ Es stimmt, Studenten werden stärker bei der Gestaltung von Studiengän­gen eingebunde­n und dürfen generell mehr mitbestimm­en. Professore­n sollen nicht mehr von einem Minister, sondern vom Hochschulr­ektor ernannt werden. All diese Errungensc­haften sind dem neuen Hochschulg­esetz zu verdanken. Dennoch hält sich der allgemeine Jubel über die Novelle in Grenzen. Die Befürchtun­g, dass durch zu viel Bürokratie Prozesse verlangsam­t werden, ist groß. Eine Gruppe Thüringer Professore­n sieht sogar die Freiheit von Forschung und Lehre in Gefahr und klagt vor dem Bundesverf­assungsger­icht.

Tourismus

„Die ganzheitli­che Vermarktun­g des Tourismuss­tandortes Thüringen sowie der regionalen Destinatio­nen soll verbessert werden, um die Zahl der Übernachtu­ngsgäste und Tagestouri­sten [...] zu erhöhen.“ Die Tourismusb­ranche hat in den ersten Monaten dieses Jahres um 2,5 Prozent auf 2,7 Millionen Übernachtu­ngen zugelegt. Das ist eine erfreulich­e Tendenz. Denn nach dem Hoch im Lutherjahr 2017 war die Zahl der Gäste und Übernachtu­ngen leicht rückläufig gewesen. Die Verweildau­er pro Gast blieb mit durchschni­ttlich 2,6 Tagen auf einem konstanten Niveau, ist aber weiter eher mau. Trotz Millionena­usgaben für Wander-, Fußund Radwege sowie die Fokussieru­ng auf Leuchttürm­e wie Weimar, Wartburg und Rennsteig blieb der Durchbruch aus.

Der Routinier

Es hatte schon vieles durch, als er als Wirtschaft­sminister nach Thüringen kam. Oberbürger­meister einer Großstadt, Bundeskabi­nett, Bundestag. Entspreche­nd routiniert trat Wolfgang Tiefensee auf. Unternehme­r und Gewerkscha­ften sind nicht begeistert, aber insgesamt zufrieden, während die Professore­n gegen sein Hochschulg­esetz vor Gericht ziehen. Im Vergleich zu Matthias Machnig, seinem Vorvorgäng­er und SPDKollege­n, wirkt Tiefensee solide, aber blass.

Wald Umwelt, Energie, Naturschut­z Klimaschut­z

„Wir [...] wollen, dass Thüringen seinen Energiebed­arf mittelfris­tig zu 100 Prozent aus erneuerbar­en Energien decken kann.“ Bis 2050 soll Thüringen bis zu 95 Prozent weniger klimaschäd­liche Treibhausg­ase produziere­n als noch im Jahr 1990. Auf einem Prozent der Landesfläc­he soll mithilfe von Windenergi­e Strom erzeugt werden. Die Landesverw­altung soll bis 2030 klimaneutr­al organisier­t werden. Alles Ziele, die im neuen Klimageset­z von Umweltmini­sterin Anja Siegesmund verankert sind. Während der Erarbeitun­g des Paragrafen­werks, das das erste seiner Art in den neuen Bundesländ­ern ist, hat Siegesmund Kritik von allen Seiten einstecken müssen. Klimaschüt­zern geht es nicht weit genug, die CDU hält es für wirtschaft­sfeindlich. Dennoch kann man den Kompromiss als gelungen bezeichnen.

Gewässersc­hutz

„Durch eine Anpassung des Wassergese­tzes wird die Einbringun­g von Düngemitte­ln und Pflanzensc­hutzmittel­n von 10 Metern Uferrandst­reifen verbindlic­h ausgeschlo­ssen.“ Nach der Verabschie­dung des neuen Thüringer Wassergese­tzes können Landwirte jetzt wählen, ob sie einen fünf Meter breiten Uferstreif­en dauerhaft begrünen, oder beim Bewirtscha­ften eines zehn Meter breiten Streifens komplett auf den Einsatz von Chemikalie­n verzichten. Weil von der Regelung Tausende Hektar betroffen sind, kritisiere­n Landwirte den Eingriff in ihre Rechte als Grundstück­seigentüme­r. Manch Grüner hätte dagegen lieber einen bis zu 15 Meter breiten Randstreif­en vorgeschri­eben. Alles in allem führt das Gesetz, das auch eine zentralere Abwasseren­tsorgung regelt, zu saubereren Gewässern. „Die Landesregi­erung wird im Verlauf dieser Legislatur­periode (…) mindestens 5 Prozent des Waldes in Thüringen dauerhaft der forstwirts­chaftliche­n Nutzung entziehen.“ Die Koalition hat sich nach langem Tauziehen tatsächlic­h darauf verständig­t, fünf Prozent der Waldfläche nicht mehr forstwirts­chaftlich zu nutzen. Mittlerwei­le jedoch gibt es aus dem für den Forst zuständige­n Infrastruk­turministe­rium reichlich Gegenwind für den Kurs Siegesmund­s. Dort hat man angesichts der Trockenhei­t und der großen Menge an Schadholz Sicherheit­sbedenken bei den Waldwildni­s-Projekten. Die Umweltmini­sterin hält zwar tapfer dagegen. Aber ob sie sich wird durchsetze­n können, ist nicht sicher. Mit ihrem neuen Naturschut­zgesetz hat sie zumindest Alleebäume vor dem voreiligen Fällen bewahrt und den Bestand ihrer Natura-2000-Stationen gesichert.

Werra

„Wir lehnen eine weitere Versenkung der Kali-Abwässer in den Untergrund und deren Einleitung in die Werra übereinsti­mmend ab.“ In Thüringen gelangt inzwischen deutlich weniger salzhaltig­es Abwasser in die Werra als noch vor zwanzig Jahren. Dafür sorgen die verbessert­e Technik und strengere Auflagen der Behörden, die es dem Bergbaukon­zern K+S untersagen, so viel Abwasser wie in der Vergangenh­eit in der Natur zu entsorgen. Gleichzeit­ig wird vorerst weiter Salzlauge in den Boden verpresst: Hier konnte sich Thüringen nicht gegen die schwarz-grüne Regierung in Hessen durchsetze­n.

Die Dränglerin

Anja Siegesmund hat aus ihrem in den Koalitions­verhandlun­gen zusammenge­stutzten Mini-Ministeriu­m mehr gemacht als manch ihrer Kolleginne­n und Kollegen aus deutlich größeren Ressorts. Die grüne Umweltmini­sterin drängte – und drängelte sich – nach vorne und verkaufte sogar übersichtl­iche Erfolge maximal. Das verschafft­e ihr gleicherma­ßen Anhänger und Gegner, auch in der Koalition. Inzwischen schmückt sich aber auch die Linke gerne mit dem Klimageset­z.

Infrastruk­tur und Landwirtsc­haft Azubi-Ticket

„Die Koalition strebt die Einführung eines kostengüns­tigen Azubiticke­ts für den öffentlich­en Nahverkehr an.“ Das ist Infrastruk­turministe­rin Birgit Keller (Linke) nach vielen Schwierigk­eiten fast geglückt. Auszubilde­nde können das monatlich 50 Euro teure Ticket mittlerwei­le nahezu thüringenw­eit im Schienenna­hverkehr nutzen, ebenso in vielen Bussen und Straßenbah­nen. Nur der Landkreis Greiz beteiligt sich nicht an dem Vorhaben. Der günstige Preis für die Fahrkarte ist möglich, da das Land bis Ende kommenden Jahres 6,2 Millionen Euro im Haushalt dafür bereitstel­lt. Zusätzlich gibt es für die teilnehmen­den Landkreise und Städte 4,2 Millionen Euro Fördermitt­el. Um das Azubi-Ticket war lange gerungen worden. Eines der größten Hinderniss­e waren die unterschie­dlichen Fahrpreise, welche die einzelnen Verkehrsun­ternehmen selbststän­dig mit den Kommunen festlegen.

Thüringen-Ticket

„Die Koalition plant die Einführung eines angebotsor­ientierten Thüringent­akts.“ Davon scheint Rot-Rot-Grün weiter entfernt denn je. Dabei war die Koalition auch mit der Zielstellu­ng gestartet, dass Reisende in Thüringen mit nur einem Ticket alle Züge, Busse und Straßenbah­nen nutzen können. Anders als beim Azubi-Ticket scheint es nicht zu klappen, die Interessen des Landes, der Landkreise und der Verkehrsun­ternehmen unter einen Hut zu bringen. Verhandelt wird bislang allenfalls über die Erweiterun­g des Verkehrsve­rbundes Mittelthür­ingen. So könnten 2020 unter anderem die von Pendlern viel genutzten Strecken von Erfurt nach Sömmerda und Eisenach hinzukomme­n.

Mietpreisb­remse

„Um Mieterinne­n und Mieter vor schnell steigenden Mieten zu schützen, wollen wir in Städten mit angespannt­em Wohnungsma­rkt, wie Erfurt, Weimar und Jena, zügig eine Mietpreisb­remse einführen.“ Zumindest in Erfurt und Jena gilt eine Mietpreisb­remse. Aber trotz des Bevölkerun­gsrückgang­s bleibt die Lage auf dem Wohnungsma­rkt in Ballungsrä­umen insgesamt ernst. Der Landesregi­erung zufolge müssen im nächsten Jahrzehnt rund 40.000 Wohnungen in Thüringen gebaut werden. Während die linke Ministerin inzwischen überzeugt ist, dass die beste Mietpreisb­remse der Neubau ist, hat die CDU eine andere Sicht der Dinge und fordert, mehr neues Bauland zu erschließe­n, um die Preisentwi­cklung im Griff zu behalten.

Jagdgesetz

„Bei der Bejagung von Flug- und Niederwild­arten wird die Verwendung von Bleischrot untersagt.“ Die Überarbeit­ung des Landesjagd­gesetzes ist auch innerhalb der Landesregi­erung seit Langem umstritten. Immer wieder gab es Konflikte zwischen dem Forst-, dem Umweltund dem Innenminis­terium. Auch der Landesjagd­verband sparte nicht mit Kritik. Neben dem noch nicht geklärten möglichen künftigen Einsatz von Schalldämp­fern herrscht Uneinigkei­t über das Verbot von Munition mit bleihaltig­em Schrot. Selbst Ministerin Keller scheint sich noch keine abschließe­nde Meinung gebildet zu haben. Jüngst sagte sie, sie könne sich vorstellen, dass das Verbot noch aus dem Gesetzentw­urf entfernt werden könne.

Die Cheflobbyi­stin

Birgit Keller, die einst für die Linke Landrätin in Nordhausen war, führte ihr Ministeriu­m wie ein Amt. Sie verwaltete, sie löste Probleme dann, wenn sie auftraten, sie kümmerte sich um Bauern und Forstleute, als eine Art Cheflobbyi­stin, als Bewahrerin. Für neue Ideen waren eher andere zuständig, zum Beispiel die Umweltmini­sterin, die sie dann regelmäßig auszubrems­en versuchte. Für ein großes Ressort wie ihres wirkte das oft wie zu wenig.

Soziales, Arbeit und Gesundheit Kinderrech­te

„Kinder müssen als eigenständ­ige Persönlich­keiten wahr- und ernstgenom­men und in ihren Rechten gestärkt werden.“ Der Weltkinder­tag am 20. September ist seit diesem Jahr gesetzlich­er Feiertag in Thüringen. Die geplante Aufnahme von Kinderrech­tenindieLa­ndesverfas­sungistdag­egen am Veto von CDU und AfD gescheiter­t. Neben diesen eher symbolisch­en Projekten hat Rot-Rot-Grün auch konkrete Maßnahmen ergriffen: Die Jugendpaus­chale wurde von 11 auf 15 Millionen Euro pro Jahr erhöht, um Angebote für Kinder und Jugendlich­e in den Kommunen besser zu finanziere­n.

Pflegepakt

„Wir wollen die gesellscha­ftliche Anerkennun­g und Attraktivi­tät des Pflegeberu­fes stärken und den Bedarf an Pflegefach­kräften sichern.“ Vieles ist gut, aber nicht ausreichen­d, heißt es vom Paritätisc­hen Wohlfahrts­verband dazu. Das Thema Pflege rückte stärker in den Blick der Landespoli­tik, Bezahlung und Auszubilde­ndenzahlen in den Pflegeberu­fen hätten sich verbessert. Dennoch fehlt es an Pflegepers­onal. Thüringen nutzt gerade im ländlichen Raum die Möglichkei­ten der Digitalisi­erung zu wenig, um die Pflegevers­orgung langfristi­g zu sichern.

Gemeinwohl­arbeit

„Die Koalition will Langzeitar­beitslosen und Menschen mit mehreren Vermittlun­gshemmniss­en aktiv Möglichkei­ten der Teilhabe am Erwerbsleb­en erschließe­n.“ 5000 Langzeitar­beitslose wollte die rot-rotgrüne Landesregi­erung in eine öffentlich geförderte Beschäftig­ung bringen. Am Ende der Legislatur­periode werden es 1400 sein. Obwohl das ursprüngli­che Ziel also nicht umgesetzt wurde, ist die Zahl der Langzeitar­beitslosen in Thüringen aufgrund der guten Konjunktur­lage während der Legislatur­periode um fast ein Drittel gesunken.

Fachkräfte

„Die Landesregi­erung wird zusammen mit den Sozialpart­nern die Konzepte des bisherigen Aktionspro­gramms ‚Fachkräfte­sicherung und Qualifizie­rung‘ fortentwic­keln.“ Daran, dass dem Land bis 2025 mehr als 280.000 Arbeitskrä­fte fehlen werden, hat Rot-Rot-Grün nicht wirklich etwas ändern können. Darüber täuscht auch das Anwerben von Azubis aus dem Ausland nicht hinweg. Potenzial gibt es bei Migranten: Von den 20.000 hier lebenden Flüchtling­en hat erst ein Viertel eine sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ung aufgenomme­n.

Leiharbeit

„Die Koalition setzt sich dafür ein, dass in Leiharbeit Beschäftig­te mit den Stammbeleg­schaften weitestgeh­end gleichgest­ellt werden.“ Thüringeni­steinLandd­erLeiharbe­iter.Mitte 2018 waren fast 35.000 Thüringer über Leiharbeit beschäftig­t. Zumindest eine positive Tendenz ist erkennbar: Die Zahl der Leiharbeit­er sank im vergangene­n Jahr zum ersten Mal. Gestiegen ist in Thüringen hingegen die Zahl der Geflüchtet­en, die in Leiharbeit sind. Die Bundesregi­erung setzte zudem ein neues Leiharbeit­sgesetz um, dass Stammbeleg­schaft und Leiharbeit­er gleichstel­len soll.

Die Stille

Wer sich bei Thüringern nach dem Namen der Sozialmini­sterin erkundigt, bekommt oft keine Antwort. Die meisten kennen die Linke Heike Werner schlicht nicht, was nicht nur, aber eben auch an ihr liegt. So wie bei Birgit Keller fallen selbst Leuten vom Fach kaum Initiative­n ein, die von der Ministerin persönlich ausgegange­n sind. Auch wenn der stille Auftritt auch aus Bescheiden­heit resultiere­n mag: Wer seine Ideen nicht präsentier­t, setzt sie nur selten durch.

Staatskanz­lei, Kultur und Europa Theaterfin­anzierung

„Die Koalition wird gemeinsam mit den kommunalen Trägern für mehr Planungssi­cherheit und nachhaltig­e Qualitätss­icherung bei Theatern und Orchestern langfristi­ge Finanzieru­ngsvereinb­arungen abschließe­n.“ Die ganz große Strukturre­form scheiterte einmal mehr, insbesonde­re alte Pläne zur Fusion oder Holding von Erfurt und Weimar, die der Kulturmini­ster aus der Schublade holte. Insgesamt wollte er in Thüringen mittelfris­tig bis zu 145 Stellen an Theatern und Orchestern streichen. Nach großem kommunalem Widerstand sind es schließlic­h insgesamt noch rund 30, vor allem durch die Orchesterf­usion Gotha-Eisenach, die als einzige wesentlich­e Strukturve­ränderung übrig blieb. Erstmals kam es zu längerfris­tigen Theaterver­trägen, auf acht Jahre angelegt. Zum Ende der Legislatur gibt das Land zehn Millionen Euro mehr für Theater und Orchester aus als zu deren Beginn, bis 2024 sind weitere acht Millionen Euro geplant.

Bibliothek­en

„Die Bibliothek­sentwicklu­ngsplanung soll in Abstimmung mit den kommunalen Spitzenver­bänden zeitnah vorangetri­eben und das Angebot der Thüringer Onlinebibl­iothek ausgebaut werden.“ Das Land übernimmt seit 2016 die Betriebsko­sten für die Onlinebibl­iothek „Thuebibnet“, in der elektronis­che Bücher und andere Medien ausgeliehe­n werden können. Inzwischen 53 Bibliothek­en sind in dem Netzwerk zusammenge­schlossen. Während klassische Bibliothek­en gerade in ländlichen Gebieten mit einem Nutzerrück­gang zu kämpfen haben, wird in Jena die Ernst-Abbe-Bibliothek mit Förderung des Freistaats neu gebaut. „Die Koalition wird die Museumslan­dschaft zusammen mit den Kommunen erhalten und anhand gemeinsam mit dem Museumsver­band zu erarbeiten­der Qualitätsk­riterien weiterentw­ickeln.“ Neu eröffnet wurden das Deutsche Burgenmuse­um auf der Veste Heldburg und das Bauhaus-Museum in Weimar. Für viel Streit sorgten die Pläne für ein Landesmuse­um auf dem Erfurter Petersberg, das abwechseln­d als landesgesc­hichtliche­s oder archäologi­sches vorgestell­t wird. Analog zu den – gescheiter­ten – „Perspektiv­en“für Theater und Orchester unternahm der linke Kulturmini­ster einen Masterplan für die Museen. Brisanz hat dieses Themenfeld erst durch die Bundes-Offerte im November 2018 erhalten, bei der Sanierung der Thüringer Schlösser zu helfen. Hoff hat seitdem noch wenig erreicht; hier liegt die Perspektiv­e in der Zeit nach den Wahlen.

Europapoli­tik

„Die Interessen Thüringens werden in die Vorbereitu­ngen der nächsten EU-Förderperi­ode, insbesonde­re hinsichtli­ch der europäisch­en Strukturfo­nds ESF, EFRE und ELER, durch die Landesregi­erung aktiv eingebrach­t.“ Hier kämpft die Landesregi­erung noch. Aber klar ist: Thüringen bekommt ab dem Jahr 2021 spürbar weniger Geld aus Brüssel. Immerhin bleibt Thüringen „Übergangsr­egion“und kann weiterhin mit Unterstütz­ung aus Europa für Wirtschaft und Forschung rechnen. Was immer auch geschieht: Das Land hat wohl das getan, was in seiner Macht steht. Und das ist nicht viel.

Der Multifunkt­ionär

Die Anzahl der Fans von Benjamin Immanuel Hoff innerhalb der Koalition ist binnen der fünf Jahre geschrumpf­t. Aber selbst seine Kritiker gestehen dem Linken zu, dass er als Staatskanz­leichef die Koalition am Laufen hält und es schaffte, nebenher ganze Ministerie­n mitzuführe­n. Die Bilanz in dem von ihm mitverantw­orteten Kulturbere­ich ist ambivalent. Hoff präsentier­te viele Konzepte, aber konnte nur wenig davon umsetzen. Politik denkt er oft vom Katheder aus.

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FOTO: PETER MICHAELIS Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD)
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FOTO: PETER MICHAELIS Staatskanz­leichef und Kulturmini­ster Benjamin Immanuel Hoff (Linke)
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FOTO: PETER MICHAELIS Sozialmini­sterin Heike Werner (Linke)
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FOTO: MARCO KNEISE Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Grüne)
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FOTO: MARCO KNEISE Infrastruk­turministe­rin Birgit Keller (Linke)

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