Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Behördengä­nge ab  überflüssi­g

Thüringen halt am Zeitplan für die digitale Verwaltung fest. Datenschüt­zer warnen vor Risiken

- Von Marcus Voigt

Erfurt. Thüringen hat eine weitere Hürde auf dem Weg zu einer digitalen Verwaltung genommen.

Das Land beteiligt sich an einem IT-Dienstleis­ter mit Sitz in Gotha, der den Kommunen die entspreche­nde technische Infrastruk­tur zur Verfügung stellen soll. Darüber informiert­e Hartmut Schubert (SPD), Staatssekr­etär im Thüringer Finanzmini­sterium, am Dienstag in Erfurt. Bis Ende 2022 sollen alle Thüringer ihre Behördengä­nge online erledigen können. „Ziel ist es, dass die Bürger ihre Anträge auch abends auf dem Sofa abschicken können, anstatt sich wie bisher im Extremfall einen Tag Urlaub nehmen zu müssen“, sagt Schubert. Ob der Antrag auf einen Kita-Platz, die Abmeldung eines Autos oder Angaben zur Hundesteue­r – all das soll in drei Jahren auch in kleinen Gemeinden per Mausklick erledigt werden können.

Sabine Pöllmann, stellvertr­etende Landesbeau­ftragte für Datenschut­z und Informatio­nsfreiheit, begrüßt prinzipiel­l den Schritt hin zu einer digitalen Verwaltung. Allerdings werde ihre Behörde den Prozess kritisch begleiten. „Das Projekt ist natürlich nicht ganz unproblema­tisch und es müssen gewisse Vorgaben eingehalte­n werden“, so Pöllmann.

Dazu zähle vor allem, dass Recherche- und Zugriffsre­chte innerhalb der Behörden klar geregelt sein müssten, um einem Missbrauch der Daten vorzubeuge­n. Ebenso müsse Sorge getragen werden, dass es innerhalb der Verwaltung­en keine „gläsernen Mitarbeite­r“gebe, die von ihren Vorgesetzt­en überwacht werden könnten.

Staatssekr­etär Schubert ist indes zuversicht­lich, den selbstgest­eckten Zeitrahmen einzuhalte­n, auch wenn dieser durchaus ambitionie­rt sei. „578 einzelne Verfahren müssen digitalisi­ert werden, darunter allein zehn verschiede­ne Gewerbeanm­eldungen. Das dauert schon etwas“, sagt Schubert. Beispielsw­eise bei der Kfz-Zulassung seien zudem hohe Sicherheit­svorgaben zu beachten.

Geld für die Digitalisi­erung der Verwaltung stehe genug bereit, so Schubert. Neben den 120 Millionen Euro, die der Freistaat jährlich in seine IT investiert, kommen bis 2022 noch 3,1 Millionen Euro aus einem Digitalisi­erungsbudg­et von Bund und Ländern hinzu.

Die bisherige analoge Verwaltung wird es übrigens auch nach dem Jahr 2022 noch geben, versichert Schubert vor allem älteren Thüringern.

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