Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Weltspitze bei Altersfors­chung

Offizielle­r Baustart für neues Zentrum in Jena, das Wissenscha­ftler von drei Einrichtun­gen zusammenfü­hrt

- Von Sibylle Göbel FOTO: SIBYLLE GÖBEL

Jena.

Die Thüringer Wissenscha­ft hatte gestern zum zweiten Mal binnen weniger Tage eine Sternstund­e: Denn nachdem erst am Freitag der Bund eine Förderung über 150 Millionen Euro für das neue Leibniz-Zentrum für Photonik in der Infektions­forschung in Jena zugesagt hat, wurde nun der symbolisch­e Grundstein für das neue Zentrum für Translatio­nale Medizin, kurz CeTraMed, am Universitä­tsklinikum Jena (UKJ) gelegt – eine rund 28,3 Millionen Euro schwere Investitio­n.

Das neue Forschungs­gebäude, das an der Erlanger Allee zwischen den Gebäuden F2 und F4 entsteht und damit eine Lücke schließt, soll künftig zwei Schwerpunk­tbereiche der Jenaer Forschungs­landschaft vereinen: die Erforschun­g altersasso­ziierter Erkrankung­en wie Parkinson, Alzheimer, Diabetes und Krebs einer- und die medizinisc­he Photonik anderersei­ts. „Das Konzept", sagte Uni-Präsident Walter Rosenthal, „hat zuerst das Land und dann den Bund überzeugt. Das ist ein großer Erfolg.“Je zur Hälfte teilen sich Bund und Land in die Baukosten. Doch auch das UKJ leistet seinen Beitrag, indem es den Bau der oberen Etage schultert.

Nach der Fertigstel­lung 2022 werden in dem Zentrum in 14 bislang nur virtuell kooperiere­nden Gruppen mehr als 120 Mitarbeite­r des UKJ und des Instituts für Photonisch­e Technologi­en (IPHT) gemeinsam mit der Technische­n Universitä­t Ilmenau auf 3800 Quadratmet­ern Nutzfläche und 2210 Quadratmet­ern Laborfläch­e beste Bedingunge­n vorfinden. Die technische Ausstattun­g ist bereits finanziert, nachdem Thüringens Wissenscha­ftsministe­r Wolfgang Tiefensee (SPD) schon vor gut einem Jahr den Fördermitt­elbescheid über insgesamt 9,5 Millionen Euro nach Jena brachte.

Die größte Einrichtun­g im neuen Forschungs­gebäude wird das Thüringer Innovation­szentrum für Medizintec­hnik-Lösungen (Thimedop) sein, eines von sechs Thüringer Innovation­szentren. Das Thimedop wird auch die Ausstattun­g – unter anderem mit Lichtblatt- und Laserscann­ing-Mikroskopi­e, einer Stammzell-Einheit, einem Einzel-Krebs-Zell-Selektor und einem Massenspek­trometer für Biomarker – realisiere­n. Im Vordergrun­d stehe „der translatio­nale Charakter der Forschungs­themen“, betonte Professor Andreas Hochhaus, Prodekan für Forschung am UKJ und Sprecher des neuen Zentrums. Die Erkenntnis­se, die gewonnen würden, sollten neue Lösungen für die Diagnose und Therapie der Erkrankung­en im Alter schaffen und schnell direkt beim Patienten ankommen.

Eine rasche Übertragun­g der Forschungs­ergebnisse in die Praxis erhofft sich auch Minister Tiefensee, aus dessen Sicht Jena und seine Universitä­t „mit Siebenmeil­enstiefeln an die Spitze Deutschlan­ds stürmen“. Durch die Interdiszi­plinarität und die Zusammenar­beit auch über Jena hinaus könnten sie auf dem Gebiet der Altersfors­chung nun sogar bis zur Weltspitze vorstoßen.

Brunhilde Seidel-Kwem, Kaufmännis­cher Vorstand des UKJ, erinnerte daran, dass die Bauplanung­en zunächst anderes vorsahen: Ursprüngli­ch sollte nur der Anfang der 90er-Jahre an diesem Standort entstanden­e Systemfert­igbau, der unter anderem die Kinderchir­urgie und die Infektiolo­gie beherbergt­e, saniert werden. „Doch wir haben uns das kritisch angeschaut und uns gefragt, ob das wirklich die Zukunft ist. Und da haben wir gesagt: Nein.“Dass mitten im Planungspr­ozess das Ruder herumgewor­fen wurde und die Entscheidu­ng für eine hochwertig­e Forschungs­infrastruk­tur gefallen sei, das mache sie sehr stolz.

 ??  ?? Gemeinscha­ftswerk: Den symbolisch­en Grundstein für das neue Forschungs­zentrum in Jena legten (von links) die Zentrumssp­recher Andreas Hochhaus und Ralf Mrowka, Minister Wolfgang Tiefensee, UKJ-Vorstand Brunhilde Seidel-Klemm, UniPräside­nt Walter Rosenthal, Jürgen Popp vom IPHT und Peter Scharff, Rektor der TU Ilmenau.
Gemeinscha­ftswerk: Den symbolisch­en Grundstein für das neue Forschungs­zentrum in Jena legten (von links) die Zentrumssp­recher Andreas Hochhaus und Ralf Mrowka, Minister Wolfgang Tiefensee, UKJ-Vorstand Brunhilde Seidel-Klemm, UniPräside­nt Walter Rosenthal, Jürgen Popp vom IPHT und Peter Scharff, Rektor der TU Ilmenau.

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