Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Stromriese Eon wird noch mächtiger
Die EU-Kommission genehmigt Innogy-Deal mit RWE. Bundesweit haben beide Konzerne künftig Millionen Kunden
Essen/Brüssel.
Der Energiekonzern Eon steigt zu den größten Anbietern in Europa auf. Die EU-Wettbewerbshüter haben den umstrittenen Stromdeal der deutschen Marktführer RWE und Eon am Dienstag unter Auflagen erlaubt. Er führe nicht zu weniger Auswahl und höheren Preisen, teilte die Brüsseler Behörde mit. Damit können Eon und RWE den deutschen Strommarkt umkrempeln. Eon-Chef Johannes Teyssen sagte, man sei „erleichtert, stolz, aber auch ein bisschen demütig“. Von Verbraucherschützern und Konkurrenten kam Kritik.
Die beiden Essener Konzerne werden die RWE-Tochter Innogy zerschlagen und ihre Geschäfte neu aufteilen. Dies werden laut Teyssen zügig geschehen. Eon soll die Netze und das Endkundengeschäft von Innogy erhalten, RWE die erneuerbaren Energien von Innogy und Eon. Den RWE-Teil des Deals hatte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager bereits durchgewunken. Die langjährigen Rivalen wollen sich künftig nicht mehr in die Quere kommen. RWE wird zum Produzenten und Großhändler von Strom. Eon, dann ohne eigene Kraftwerke, will sich auf den Johannes Teyssen, Vorstandsvorsitzender von Eon. Transport und Verkauf von Strom, Gas und Energiedienstleistungen an Haushalte und Unternehmen konzentrieren.
Eon wird mit der InnogyÜbernahme zum größten Stromversorger in Deutschland. Zusammen mit den Innogy-Kunden kommt der Energieriese künftig auf rund 14 Millionen Kunden. In Europa hat Eon dann sogar rund 50 Millionen Strom- und Gaskunden.
„Privat- und Geschäftskunden in Europa müssen Strom und Gas zu wettbewerbsfähigen Preisen beziehen können. Wir können heute die Übernahme von Innogy durch Eon genehmigen, weil die Verpflichtungszusagen von Eon sicherstellen, dass der Zusammenschluss in den Ländern, in denen diese Unternehmen tätig sind, nicht zu einer geringeren Auswahl und höheren Preisen führen wird“, sagte Vestager.
Zu den Auflagen gehört, dass Eon unter anderem 34 Ladestationen für Elektroautos an deutschen Autobahnen sowie das Tschechien-Geschäft abgeben muss. Zudem muss Eon die Verträge mit den meisten seiner Heizstromkunden in Deutschland abgeben. Daran gibt es allerdings Kritik. „Die Auflagen sind zu weich – dass Eon keine ihrer zwei Discounter-Töchter verkaufen und auch keine Beteiligung an Stadtwerken oder Regionalanbietern aufgeben muss, überrascht“, sagte Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie der Verbraucherzentrale NRW.