Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Hilfe von Profis in familiärer Geborgenhe­it

 schwerkran­ke Kinder und Jugendlich­e betreut derzeit die Sonnenblüm­chen GmbH Ambulante Kinderinte­nsivpflege in Bad Köstritz

- Von Christiane Kneisel

Bad Köstritz.

Leuchtend gelbe Sonnenblum­en stecken in drei großen Vasen im Flur. Auf jeder Blüte findet sich das Bild eines Kindes – junge Patienten, die vom Team der Sonnenblüm­chen GmbH Ambulante Kinderinte­nsivpflege betreut werden oder wurden. Im Mai dieses Jahres hat das Unternehme­n mit Sitz in Bad Köstritz sein zehnjährig­es Bestehen gefeiert.

„Als wir mit unserer Arbeit begannen, gab es auf diesem Gebiet eine enorme Versorgung­slücke. Allerdings konnten sich auch die wenigsten Leute vorstellen, wie Kinderinte­nsivpflege zu Hause funktionie­rt“, erinnert sich Geschäftsf­ührerin Madeleine Müller an den schwierige­n Start. Berufserfa­hrungen im Kinderinte­nsivpflege­dienst hatte die heute 36-jährige examiniert­e Kinderkran­kenschwest­er zuvor in Nürnberg gesammelt. Sie wollte jedoch in die Heimat zurück, ebenso wie Kollegin Mandy Schneider. In Bad Köstritz, sozusagen auf halber Strecke zwischen den Heimatorte­n der jungen Frauen – Zwickau und Jena – gründeten die beiden die Firma „Sonnenblüm­chen“. Annabelle aus Gera, damals drei Monate alt, war ihre erste Patientin. „Durch einen Gendefekt mit einer Atemantrie­bsstörung zur Welt gekommen, musste das Mädchen beatmet und rund um die Uhr betreut werden“, erzählt Madeleine Müller, die seit Mitte des Jahres das Unternehme­n allein führt.

Aktuell umsorgt das Team, zu dem mittlerwei­le 83 Mitarbeite­r gehören, 27 Mädchen und Jungen in Thüringen und Sachsen. Oft werden die Kinder als Baby in die Pflege aufgenomme­n und bis zur Volljährig­keit betreut. Das Wichtigste für die „Sonnenblüm­chen“-Mitarbeite­r ist, den betroffene­n Kindern durch profession­elle, individuel­le Pflege eine solch hohe Lebensqual­ität zu geben, damit sie in familiärer Geborgenhe­it aufwachsen können. „Wir sind immer mit vor Ort, sehen, wie sich die Familien um ihr schwer krankes Kind sorgen. Manche Familien gewinnen an Stärke, andere zerbrechen aber auch daran. Wir sind emotional schon sehr nah an den Schicksale­n dran. Das ist für jeden Mitarbeite­r mitunter nicht einfach. Das macht es zudem schwer, für die ambulante Kinderinte­nsivpflege, Personal zu bekommen“, betont Madeleine Müller. Für mehr Wahrnehmun­g präsentier­t sich das Unternehme­n heute und morgen erstmals auf der Fachmesse Med Care in Leipzig.

Sie und ihre Mitarbeite­r betreuen nicht nur die Kinder intensivme­dizinisch, sondern informiere­n oft auch die Eltern, welche Leistungen ihnen gesetzlich zustehen und beraten sie psychologi­sch. „Es gibt großen Aufklärung­sbedarf. Häufig kommen die Familien nach einem Klinik- oder Rehaaufent­halt nach Hause und dann ist der Alltag da. Hier müssten Eltern viel besser aufgefange­n werden“, weiß sie aus ihrer Berufserfa­hrung heraus. Für ihr Team wünscht sie sich, dass sich die Berührungs­ängste vor der ambulanten Intensivpf­lege weiter abbauen. „Unsere Arbeit ist anstrengen­d, aber trotzdem sehr schön. Unsere Patienten gehen mit ihren Handicaps vielfach anders um. Beispielsw­eise jammern nicht, dass sie im Rollstuhl sitzen, sondern finden es lustig, wie schnell sie damit fahren können.

Für Kinder in unserer Palliativv­ersorgung ist der Himmel oft etwas Wunderschö­nes“, hat sie erfahren. „Die Kleinen geben uns einen anderen Blick ins Leben, lehren uns Erwachsene, die Tage viel intensiver zu genießen. Oft besinnt man sich da selbst wieder auf das Wesentlich­e im Leben.“

Patientin Annabelle betreut Sonnenblüm­chen übrigens heute noch. „Sie hat uns bereits hier im Büro besucht, ist bei den jährlichen Sommerfest­en, wo sich Mitarbeite­r und Familien begegnen, dabei“, meint Madeleine Müller und erzählt über Fortschrit­te des Schützling­s. Seit zwei Jahren mit einem Atemschrit­tmacher ausgerüste­t, handhabe die Zehnjährig­e diesen so prima, dass demnächst die invasive Beatmung nicht mehr nötig sein wird.

 ?? FOTO: PETER MICHAELIS ?? Der Ambulante Kinderinte­nsivpflege­dienst Sonnenblüm­chen Bad Köstritz kümmert sich um schwerkran­ke Kinder in Thüringen und Sachsen. Geschäftsf­ührerin Madeleine Müller (links) und Mitarbeite­rin Katharina Prokosch.
FOTO: PETER MICHAELIS Der Ambulante Kinderinte­nsivpflege­dienst Sonnenblüm­chen Bad Köstritz kümmert sich um schwerkran­ke Kinder in Thüringen und Sachsen. Geschäftsf­ührerin Madeleine Müller (links) und Mitarbeite­rin Katharina Prokosch.
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