Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Die Sache mit dem Bart
Science City Jena startet am Sonntag in die . Bundesliga. Beim Aufstieg spielte die Gesichtsbehaarung eine Rolle
Jena. Julius Wolf rauft sich den Bart. Das letzte Mal als er ohne Gesichtsbehaarung auskommen musste, sei 2016 gewesen. Nach dem Saisonfinale gegen Rasta Vechta wurden die Rasierer ausgepackt, um die mehr oder weniger vielen und langen Sprösslinge an Wangen, Kinn und anderen Gesichtsbereichen zu entfernen. Zuvor hatten es die Jenaer monatelang sprießen lassen, unter dem Motto „Fear the beard“(Fürchte den Bart) die zweite Liga in Angst und Schrecken versetzt und sich mit dem Gewinn der Meisterschaft in der 2. Basketball-Bundesliga und dem damit verbundenen Aufstieg ins deutsche Oberhaus belohnt.
Etwas mehr als drei Jahre später kann insbesondere Wolf ein beachtliches Exemplar sein eigen nennen und versichert: „Diesmal bleibt der Bart dran.“Das liegt weniger daran, dass Science City um seinen neuen Co-Kapitän Wolf sich dem Aufstieg im Fall der Fälle verweigern würde. Sondern ist eher dem geschuldet, dass die Aktion der Vergangenheit angehört.
Bei den Thüringern ist durch die Verpflichtung des ehemaligen Bundestrainers Frank Menz eine neue Zeitrechnung angebrochen, deren erstes Pflichtspiel-Kapitel am Sonntag in Rostock geschrieben wird. Bei den Seawolves bestreiten die Jenaer ihren Saisonauftakt und wollen dann endlich wissen, wie sie im Vergleich zur direkten Konkurrenz in der zweiten Liga stehen. In der laut Wolf „sehr gut“verlaufenen siebenwöchigen Vorbereitungsphase sei alles unternommen wurden, um richtig fit zu werden. Science City gelangen zwei Erfolge gegen LigaKonkurrent Paderborn und in den weiteren Testspielen gegen Erstligisten haben die Jenaer fasst immer Paroli bieten können. „Diese Spiele geben Selbstvertrauen“, findet Menz. Und Wolf fügt an, dass „es die besten Trainingseinheiten sind, bei denen man auf diesem Niveau spielen kann“.
Neben ihm soll auch Dennis Nawrocki die Mannschaft führen, hat das Kapitänsamt inne. Und Führung hat das Team bitter nötig. Nachdem die Jenaer in den zurückliegenden ErstligaJahren als Oldie-Truppe bekannt waren, setzt Frank Menz auf die Jugend, hat gleich sechs Spieler, die 20 oder jünger sind, in den Kader aufgenommen. Dass Wolf, der sich mit 26 Lenzen als Ältester der Jüngeren fühlt, da mit Rat und Tat zur Seite steht, ist selbstverständlich.
Ein Verlierer des Verjüngungskurses ist Jenas Urgestein Ermen Reyes-Napoles. Weil der 30-Jährige, dessen Art und Einstellung Menz als „vorbildlich“bezeichnet, ausgerechnet auf der Position einiger Talente spielt, werde er nur wenig Einsatzzeit bekommen. „Die Jungen brauchen jede Minute auf diesem Niveau, um sich zu entwickeln“, sagt Menz, der die Sache mit Reyes-Napoles bereits besprochen hat.
Entwicklung lautet auch das Stichwort, wenn es um das Saisonziel geht. „Der Spagat, Spieler zu entwickeln und aufsteigen zu wollen, ist extrem schwer“, sagt Menz. Die direkte Rückkehr in die BBL ist deshalb keine Selbstverständlichkeit, die Teilnahme an den Playoffs wohl.
Mindestens einen Spieler will Science City noch holen, im Saisonendspurt seinen besten Basketball spielen. Und rückt der Aufstieg dann doch in greifbare Nähe, überlegt sich Julius Wolf die Sache mit dem Bart vielleicht noch einmal.
Dennis Nawrocki ist Kapitän der Jenaer