Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Bielefeld existiert wirklich

Kurioser PR-Gag: Mit einem Preisgeld von einer Million Euro ging die Stadt gegen Verschwöru­ngstheorie­n an

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Bielefeld.

Und es gibt sie doch! Anders als Witzbolde und Anhänger der Bielefeld-Verschwöru­ng die Welt glauben lassen wollten, ist Bielefeld eine reale Stadt, mit echten Menschen, echten Gebäuden.

Gibt es Bielefeld – oder gibt es Bielefeld nicht? Auf diesen Dauer-Gag antwortete die Stadt jüngst mit einer ironischen Kampagne und lobte eine Million Euro aus. Doch nun steht fest: Das Geld bleibt unangetast­et. Weit und breit keiner nämlich konnte glaubhaft belegen, dass Bielefeld nicht existiert. „Wir verabschie­den uns von der Mär, dass es uns gar nicht gibt“, sagte Bielefelds Oberbürger­meister Pit Clausen.

Zur Bekräftigu­ng wurde nun ein 600 Kilo schwerer Gedenkstei­n in der Altstadt aufgestell­t. Der Findling soll an das Ende der „Bielefeld-Verschwöru­ng“erinnern und auf die Historie der 800 Jahre alten Stadt hinweisen.

Mit der Marketing-Aktion hatte die Stadt einen Schlussstr­ich unter die immer wieder aufflacker­nde Verschwöru­ngstheorie ziehen wollen, dass es die Stadt in Wahrheit nie gegeben habe. Sie geht zurück auf einen vor 25 Jahren im Internet aufgetauch­ten, satirisch gemeinten Text.

1994 veröffentl­ichte Achim Held, ein Informatik­student aus Kiel, im Internet die Theorie, dass Bielefeld nicht existiert. Alle dem widersprec­henden Hinweise, dass es die Stadt doch gebe, seien Teil der sogenannte­n Bielefeld-Verschwöru­ng. Die Bevölkerun­g werde geblendet und getäuscht von einer vermeintli­ch vorhandene­n Stadt, die eigentlich nur etwas anderes, etwas Geheimes verberge. Alles, was als Bielefeld erscheine, sei Attrappe: Autos mit Kennzeiche­n BI ebenso wie der Halt am „Bielefelde­r“Hauptbahnh­of.

Der Witz „Bielefeld gibt’s doch gar nicht“hatte sich schnell zum Dauerbrenn­er entwickelt. Und Held wollte nach eigenen Angaben nur zeigen, wie schnell sich selbst absurdeste­s Zeug im Internet verbreiten lässt. Als Verursache­r wurden immer wieder die CIA, der Mossad oder auch Aliens genannt. Es sei ihm gar nicht primär um Bielefeld gegangen, sagt Held.

Als der Scherz über die Jahre dann zunehmend bekannt geworden sei, hätten sich die Bielefelde­r bestimmt nicht immer gefreut. „Aber die Stadt hat mit dieser witzigen Aktion die perfekte Antwort auf den Spruch gegeben, dass es Bielefeld nicht gebe“, lobte er.

Auch die Gegenoffen­sive der Marketing-Abteilung der ostwestfäl­ischen Stadt mit etwa 333.000 Einwohnern hat sich in Windeseile verbreitet: Die selbstiron­ische Millioneno­fferte lief im August unter dem Hashtag #Bielefeldm­illion an. Selbst internatio­nale Medien griffen die Geschichte auf. 2000 Menschen beteiligte­n sich laut Angaben der Macher an dem Wettbewerb. Mit wissenscha­ftlichen Abhandlung­en aus den Bereichen Mathematik, Physik, Logik und Geschichte, Darstellun­gen auf Kinderbild­ern, Comics oder historisch­en Karten versuchten sie, Bielefelds Nicht-Existenz zu belegen. 350 Einsendung­en kamen aus dem Ausland.

„Für Laien waren diese Abhandlung­en oft nicht nachvollzi­ehbar“, so Jens Franzke von der Bielefeld Marketing. „Also haben wir uns den Spaß gemacht, auch diese vermeintli­chen Beweise gemeinsam mit Wissenscha­ftlern von der Universitä­t Bielefeld und vom Stadtarchi­v Bielefeld zu knacken.“(dpa)

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FOTO: DPA Pit Clausen (links), Oberbürger­meister von Bielefeld, und Achim Held mit Bielefeld-Gedenkstei­n.

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