Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Stasi-Akten kommen ins Bundesarch­iv

Ehemaliger Jenaer Bürgerrech­tler Lutz Rathenow hält Bundestags­entscheidu­ng für verfrüht

- Von Simona Block

Dresden/Berlin. Sachsens Landesbeau­ftragter zur Aufarbeitu­ng der SED-Diktatur, Lutz Rathenow, sieht die Konzentrat­ion der Stasi-Akten im Bundesarch­iv kritisch. „Der Schritt ist verfrüht“, sagte er mit Blick auf die Entscheidu­ng des Bundestage­s. „Die Beschlussv­orlage ist nicht ausreichen­d vorbereite­t, die Überführun­g bedarf aber einer genauen und sachkundig exakten Vorbereitu­ng.“Das Material müsse vielmehr dort gelagert werden, wo es künftig für Wissenscha­ftler, Bürger und Schüler zugänglich sei, mit Bezug zur Region.

Vor allem in Mitteldeut­schland sieht der gebürtige Jenaer bleibenden Bedarf und kritisiert­e die Pläne des Bundesbeau­ftragten für den „Superneuba­u“in Leipzig. Das bedeute den Wegfall von mindestens 100 Mitarbeite­rn, bürgerscha­ftlichem Engagement sowie Sachkunde. „Das ist eher ein Rückschlag als ein Fortschrit­t.“ Der ehemalige Bundestags­präsident Wolfgang Thierse (SPD) verteidigt­e im MDR die Entscheidu­ng des Bundestage­s, der die Überführun­g von Millionen geretteter Akten in das Bundesarch­iv bis Sommer 2021 vorsieht. Sie stünden weiter für Betroffene und Wissenscha­ft zur Verfügung. Die Papiere, Filme und Tonaufzeic­hnungen sind Kernstück der Stasi-Unterlagen­Behörde, die als Errungensc­haft der friedliche­n Revolution vom Herbst 1989 gilt. Mit der Übergabe wird es die Bundesbehö­rde unter der jetzigen Leitung des früheren aus Jena stammenden DDR-Opposition­ellen Roland Jahn nicht mehr geben, sondern in jedem der ostdeutsch­en Bundesländ­er nur noch einen Archivstan­dort.

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FOTO: BSTU Die Außenstell­e Erfurt der Stasi-Unterlagen-Behörde verfügt über unzählige Akten.

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