Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Dreikampf um die Wahlkreise

Die Linke liegt derzeit vorn. Für die CDU ist nur das Eichsfeld völlig sicher. Parteien präsentier­en sich optimistis­ch

- Von Martin Debes

Erfurt. Thüringen steht auch in den Wahlkreise­n vor einem politische­n Beben. Wären schon an diesem Sonntag Landtagswa­hlen, würde die Linke erstmals die meisten Direktmand­ate gewinnen. Die größte Regierungs­partei könnte 25 der insgesamt 44 Wahlkreise erobern (bisher 9). Mit großem Abstand auf Platz 2 folgt die CDU mit elf Mandaten (bisher 34). Die AfD, die bisher kein Direktmand­at besitzt, gewänne sieben Wahlkreise. Die SPD könnte ihren bisher einzigen Wahlkreis in Gotha verteidige­n.

So sieht es eine Prognose des Erfurter Insa-Instituts im Auftrag dieser Zeitung. Die Meinungsfo­rscher haben dafür Wahlergebn­isse und Umfragen ausgewerte­t und auf die Kreise herunterge­rechnet.

Insa-Chef Hermann Binkert verweist darauf, dass es sich nur um einen Trend handelt. Zudem lägen in vielen Wahlkreise­n Linke, CDU und AfD dicht beieinande­r. So sehen es auch die Macher des Portals wahlkreisp­rognose.de, die nur für zwölf Wahlkreise sichere Vorhersage­n geben. Ansonsten unterschei­det sich die Einschätzu­ng teils deutlich. Die CDU würde nur noch drei Direktmand­ate im Eichsfeld und Südwestthü­ringen bekommen, während Linke und AfD jeweils 20 Wahlkreise gewännen. Hinzu käme das eine Gothaer SPD-Mandat.

Näher beim Insa-Institut ist die Prognose des Portals election.de: Sie sieht die Linke bei bis zu 23 und die CDU bei bis zu 16 Mandaten. Die AfD käme auf vier Wahlkreise, die SPD auf einen. Für die Grünen, die in Jena und Weimar mit Erfolgen gerechnet haben, sieht es angesichts der sinkenden Umfragewer­te in allen drei Prognosen lokal nicht gut aus. Die FDP spielt nirgendwo eine Rolle. Von den Spitzenkan­didaten darf eigentlich nur Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) in Erfurt einigermaß­en sicher sein, dass er seinen Wahlkreis gewinnt. AfDChef Björn Höcke hat es im katholisch geprägten Eichsfeld, wo die CDU ihr stabilstes Wählermili­eu hat, besonders schwer.

Die Wahlkreisp­rognose basiert auch auf der landesweit­en Umfrage, in der die Linke mit 29 Prozent vor der AfD (24 Prozent) und der CDU (23 Prozent) führt. SPD und Grüne liegen jeweils bei 9 Prozent, während die FDP mit 4 Prozent den Wiedereinz­ug in den Landtag verpasste.

„Aus heutiger Sicht ist es sehr unwahrsche­inlich, dass die Linke noch vom ersten Platz verdrängt werden kann“, sagte Insa-Chef Binkert. Entscheide­nd bleibe die Rolle der FDP: Scheitere sie wie prognostiz­iert an der 5-Prozent-Hürde, habe Rot-RotGrün wieder die Chance auf eine eigene Mehrheit.

Der liberale Landeschef Thomas Kemmerich betont seit Längerem die strategisc­he Funktion seiner Partei. Gestern sagte er: „Eine Stimme für FDP zählt doppelt: Sie kann die Regierung Ramelow beenden und das ganze Land verändern“.

Auch die anderen Parteien übten sich in Optimismus. „Für uns stimmt die Richtung“, sagte Linke-Landeschef­in Susanne Hennig-Wellsow. Ihre Partei werde weiter um eine Mehrheit für RotRot-Grün kämpfen. Für die grüne Landeschef­in Stephanie Erben zeigt die Umfrage erneut, dass eine handlungsf­ähige Regierung starke Grüne benötige.

„Wir freuen uns, dass wir in den Umfragen steigen“, sagte AfD-Landeschef Stefan Möller. Die Schwäche der CDU sei dadurch bedingt, dass sie in Sachsen mit den Grünen koaliere und nicht mit der AfD.

CDU-Generalsek­retär Raymond Walk sieht die Umfrage als Kampfauftr­ag. „Die Polarisier­ung zwischen Linken und AfD ist die besondere Herausford­erung dieses Wahlkampfe­s für die CDU. Eine bürgerlich­e Regierung wird es er nur mit der CDU geben“, sagte Walk.

SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee sagte: „Wenn nur eine der Parteien von Rot-Rot-Grün ein wenig zulegt, kann die jetzige Regierungs­konstellat­ion fortgesetz­t werden.“Die SPD kämpfe dafür, das 12,4-Prozent-Ergebnis von 2014 zu übertreffe­n.

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