Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Dreikampf um die Wahlkreise
Die Linke liegt derzeit vorn. Für die CDU ist nur das Eichsfeld völlig sicher. Parteien präsentieren sich optimistisch
Erfurt. Thüringen steht auch in den Wahlkreisen vor einem politischen Beben. Wären schon an diesem Sonntag Landtagswahlen, würde die Linke erstmals die meisten Direktmandate gewinnen. Die größte Regierungspartei könnte 25 der insgesamt 44 Wahlkreise erobern (bisher 9). Mit großem Abstand auf Platz 2 folgt die CDU mit elf Mandaten (bisher 34). Die AfD, die bisher kein Direktmandat besitzt, gewänne sieben Wahlkreise. Die SPD könnte ihren bisher einzigen Wahlkreis in Gotha verteidigen.
So sieht es eine Prognose des Erfurter Insa-Instituts im Auftrag dieser Zeitung. Die Meinungsforscher haben dafür Wahlergebnisse und Umfragen ausgewertet und auf die Kreise heruntergerechnet.
Insa-Chef Hermann Binkert verweist darauf, dass es sich nur um einen Trend handelt. Zudem lägen in vielen Wahlkreisen Linke, CDU und AfD dicht beieinander. So sehen es auch die Macher des Portals wahlkreisprognose.de, die nur für zwölf Wahlkreise sichere Vorhersagen geben. Ansonsten unterscheidet sich die Einschätzung teils deutlich. Die CDU würde nur noch drei Direktmandate im Eichsfeld und Südwestthüringen bekommen, während Linke und AfD jeweils 20 Wahlkreise gewännen. Hinzu käme das eine Gothaer SPD-Mandat.
Näher beim Insa-Institut ist die Prognose des Portals election.de: Sie sieht die Linke bei bis zu 23 und die CDU bei bis zu 16 Mandaten. Die AfD käme auf vier Wahlkreise, die SPD auf einen. Für die Grünen, die in Jena und Weimar mit Erfolgen gerechnet haben, sieht es angesichts der sinkenden Umfragewerte in allen drei Prognosen lokal nicht gut aus. Die FDP spielt nirgendwo eine Rolle. Von den Spitzenkandidaten darf eigentlich nur Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) in Erfurt einigermaßen sicher sein, dass er seinen Wahlkreis gewinnt. AfDChef Björn Höcke hat es im katholisch geprägten Eichsfeld, wo die CDU ihr stabilstes Wählermilieu hat, besonders schwer.
Die Wahlkreisprognose basiert auch auf der landesweiten Umfrage, in der die Linke mit 29 Prozent vor der AfD (24 Prozent) und der CDU (23 Prozent) führt. SPD und Grüne liegen jeweils bei 9 Prozent, während die FDP mit 4 Prozent den Wiedereinzug in den Landtag verpasste.
„Aus heutiger Sicht ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Linke noch vom ersten Platz verdrängt werden kann“, sagte Insa-Chef Binkert. Entscheidend bleibe die Rolle der FDP: Scheitere sie wie prognostiziert an der 5-Prozent-Hürde, habe Rot-RotGrün wieder die Chance auf eine eigene Mehrheit.
Der liberale Landeschef Thomas Kemmerich betont seit Längerem die strategische Funktion seiner Partei. Gestern sagte er: „Eine Stimme für FDP zählt doppelt: Sie kann die Regierung Ramelow beenden und das ganze Land verändern“.
Auch die anderen Parteien übten sich in Optimismus. „Für uns stimmt die Richtung“, sagte Linke-Landeschefin Susanne Hennig-Wellsow. Ihre Partei werde weiter um eine Mehrheit für RotRot-Grün kämpfen. Für die grüne Landeschefin Stephanie Erben zeigt die Umfrage erneut, dass eine handlungsfähige Regierung starke Grüne benötige.
„Wir freuen uns, dass wir in den Umfragen steigen“, sagte AfD-Landeschef Stefan Möller. Die Schwäche der CDU sei dadurch bedingt, dass sie in Sachsen mit den Grünen koaliere und nicht mit der AfD.
CDU-Generalsekretär Raymond Walk sieht die Umfrage als Kampfauftrag. „Die Polarisierung zwischen Linken und AfD ist die besondere Herausforderung dieses Wahlkampfes für die CDU. Eine bürgerliche Regierung wird es er nur mit der CDU geben“, sagte Walk.
SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee sagte: „Wenn nur eine der Parteien von Rot-Rot-Grün ein wenig zulegt, kann die jetzige Regierungskonstellation fortgesetzt werden.“Die SPD kämpfe dafür, das 12,4-Prozent-Ergebnis von 2014 zu übertreffen.