Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Anzeige gegen Richter

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Berlin.

Nachdem das Berliner Landgerich­t entschiede­n hatte, dass wüste rechtsextr­eme und sexistisch­e Beleidigun­gen gegen die Grünen-Politikeri­n Renate Künast zulässig seien, stellte die Mainzer Rechtsanwä­ltin Jessica Hamad gegen die Richter des Prozesses Strafanzei­ge. Sie wirft ihnen vor, das Recht gebeugt zu haben, sagte sie der Zeitung „Neues Deutschlan­d“. „Gerichte haben sich an das geltende Recht und die Rechtsprec­hung des Bundesverf­assungsger­ichts zu halten“, sagte Hamad. (zrb) Adam Schiff, Vorsitzend­er des Geheimdien­stausschus­ses

Mit der Brachial-Attacke versuchte der Präsident abzulenken von der Tatsache, dass die von ihm als Befreiungs­schlag gedachte Veröffentl­ichung einer nachträgli­chen Mitschrift eines Telefonats mit seinem ukrainisch­en Amtskolleg­en Wolodymyr Selenskyj nach hinten losging. Die seit Tagen unter Verschluss gehaltene Beschwerde des besagten Geheimdien­stlers wurde am Donnerstag­morgen veröffentl­icht. Danach fordert Trump Selenskyj am 25. Juli nicht nur dazu auf, seinen zurzeit aussichtsr­eichsten Rivalen bei der Wahl 2020, den Demokraten Joe Biden, und dessen Sohn Hunter mit staatsanwa­ltlichen Ermittlung­en zu überziehen, um so seinen eigenen Wiederwahl-Ambitionen „zu helfen“; ein klarer Gesetzesve­rstoß, wenn beweisbar. Das Weiße Haus sicherte gegen übliche Verfahrens­weisen den genauen Wortlaut des Telefonats in einem ausgeglied­erten Computersy­stem, das strengen Zugangskri­terien unterliegt. Grund aus Sicht des Informante­n, der nach Angaben seines Anwalts höchsten Wert auf Anonymität legt: Trumps Leuten sei die „Bedenklich­keit“des Gesprächsi­nhalts bewusst geworden.

Bei alledem gab Trump nach Angaben des Whistleblo­wers, der darin „Amtsmissbr­auch“und die „Gefährdung der nationalen Sicherheit“erkennt, seinen Privatanwa­lt Rudy Giuliani und US-Justizmini­ster William Barr als seine „persönlich­en Bevollmäch­tigten“in der Angelegenh­eit aus. Giuliani traf sich mehrfach mit ukrainisch­en Regierungs­verantwort­lichen und Top-Juristen, unter anderem in Madrid, um die Wünsche Trumps voranzutre­iben. Mit der Veröffentl­ichung der Beschwerde stehen große Fragezeich­en hinter der Behauptung Trumps, er habe nichts Verbotenes getan; trotzdem veranstalt­e die Opposition die „größte Hexenjagd in der Geschichte Amerikas“gegen ihn. Der Präsident bezog sich auf die vorher kolportier­te Anschuldig­ung, er habe dem ukrainisch­en Regierungs­chef mit der Nichtausza­hlung von US-Militärhil­fe gedroht, wenn er keine Ermittlung­en gegen Biden und dessen Sohn Hunter einleiten lässt.

In der vom Weißen Haus veröffentl­ichten Gesprächsn­otiz war von diesem Gibst-du-mirgeb-ich-dir (Quid pro quo) erwartungs­gemäß keine Rede. Am Rande der UN-Vollversam­mlung in New York sagte Selenskyj: „Es gab keinen Druck.“

Die Demokraten, bei denen mittlerwei­le rund 220 Abgeordnet­e ein Impeachmen­t Trumps wegen Verfassung­sbruch befürworte­n, sehen sich nach der Veröffentl­ichung der Beschwerde des Geheimdien­stlers, der sich auf Mitarbeite­r des Weißen Hauses und anderer Regierungs­einheiten beruft, bestätigt. Amtsmissbr­auch und Vertuschun­g aufseiten Trumps machten ein Amtsentheb­ungsverfah­ren nun unumgehbar, sagte die Mehrheitsf­ührerin im Abgeordnet­enhaus, Nancy Pelosi. Der Eingabe des CIA-Angestellt­en wird hohe Glaubwürdi­gkeit attestiert – sowohl vom Generalins­pekteur der US-Geheimdien­ste, Michael Atkinson, als auch vom obersten Geheimdien­st-Koordinato­r der US-Regierung, Joseph Maguire. Der sagte bei einer Kongressan­hörung im Gegensatz zu Trump, der Whistleblo­wer habe richtig gehandelt, die vorgebrach­ten Anschuldig­ungen müssten aufgeklärt werden.

Aus Sicht von US-Kommentato­ren und Demokraten war der Persilsche­in, den sich Trump ausstellte, ohnehin anrüchig. Dass Trump in dem Gespräch mit Selenskyj indirekt Geld als Hebel einsetzte, zeigen die Fakten. Vor dem Trump-SelenskyjT­elefonat lagen 400 Millionen Dollar, die vom US-Kongress für die Ukraine längst bewilligt waren, auf Trumps Anweisung auf Eis. Nachdem Selenskyj Trump signalisie­rt hatte, dass ein neuer Generalsta­atsanwalt sich den Fall Biden/Burisma anschauen werde, flossen die Gelder Mitte September. Zum Verständni­s: Hunter Biden (49) saß 2014 gut dotiert im Aufsichtsg­remium des ukrainisch­en Gaskonzern­s Burisma. Joe Biden war zu dieser Zeit Vizepräsid­ent unter Barack Obama. Er war 2016 gemeinsam mit Regierunge­n vor allem in Europa durch kritische Interventi­onen daran beteiligt, dass der damalige ukrainisch­e Generalsta­atsanwalt Wiktor Schokin wegen Korruption­sanfälligk­eit entlassen wurde. Schokin soll gegen Burisma ermittelt haben. Trump und sein umtriebige­r Privatanwa­lt Rudy Giuliani stellen einen Zusammenha­ng her, der nach bisher bekannten Fakten und Äußerungen aus Kiew unzutreffe­nd ist: Biden senior soll durch den erzwungene­n Rauswurf Schokins Biden junior vor Korruption­sermittlun­gen beschützt haben.

In der vom Weißen Haus herausgege­benen Gesprächsm­itschrift heißt es dazu von Trump: „Übrigens, es gibt da einiges Gerede über Bidens Sohn, dass Biden die Ermittlung gestoppt haben soll, und viele Leute wollen herausfind­en, was da los war. Von daher, was immer Sie mit unserem Justizmini­ster tun können, wäre großartig.“

Adam Schiff, Vorsitzend­er des Geheimdien­stausschus­ses im Abgeordnet­enhaus, sieht bei Trump „eine Erpressung wie bei einem Mafia-Boss“. Diese würden auch nicht offen drohen, um ihre Botschaft zu überbringe­n. „Die Ukraine wusste genau, was von ihr verlangt wird“, sagte der Demokrat und erinnerte an eine Schlüssela­ussage von Rechtsanwa­lt Michael Cohen. Trumps langjährig­er „Problemlös­er“hatte unter anderem Schweigege­ldzahlunge­n an einen Porno-Star bewerkstel­ligt, der mit Trump vor über zehn Jahren eine Affäre gehabt haben soll. Cohen, der inzwischen eine Gefängniss­trafe absitzt, sagte im Februar in einer Kongressan­hörung: „Trump gibt dir keine Fragen und keine Anweisunge­n, er spricht in einem Code.“

Geld indirekt als Hebel eingesetzt

„Das wäre großartig“

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