Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Spenden statt Zerstören

Versandhän­dler vernichten Retouren. Grüne verlangen vom Finanzmini­ster eine Lösung

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Berlin.

Geschätzt 490 Millionen Artikel schicken die Deutschen pro Jahr wieder an die Versandhän­dler zurück. Die meisten Produkte können anschließe­nd noch als Neuware verkauft werden. Einen kleineren Teil der Retouren schlagen die Händler als B-Ware los. Und einen noch kleineren Rest vernichten sie, weil er unverkäufl­ich ist. Nach Angaben von Wissenscha­ftlern der Universitä­t Bamberg landen rund 20 Millionen der Retouren am Ende im Müll – ein Anteil von immerhin vier Prozent.

Das Bundesfina­nzminister­ium hat nun einen Weg gefunden, wie es für Online-Händler finanziell attraktive­r sein kann, die von Kunden zurückgesc­hickte Ware zumindest für einen guten Zweck zu spenden. US-OnlineHänd­lers Damit wäre die Vernichtun­g der Retouren nicht mehr automatisc­h die billigste Variante, um sich von unverkäufl­ichen Produkten zu trennen. Umweltschü­tzer hatten diese Praxis mehrfach scharf kritisiert.

In einer Antwort auf eine Frage der Grünen-Bundestags­fraktion, die unserer Redaktion vorliegt, erklärt die parlamenta­rische Finanzstaa­tssekretär­in Sarah Ryglewski (SPD), wie Versandhän­dler Ware verschenke­n können, ohne die sonst bei Sachspende­n übliche Umsatzsteu­er zahlen zu müssen. Eine generelle Befreiung auf diese Steuer sei leider „rechtlich nicht möglich“, schreibt Ryglewski. Die Firmen könnten aber den Marktwert der Produkte, die sie sonst vernichten würden, „entspreche­nd gering“ansetzen. „In diesen Fällen wird entweder keine oder nur eine geringfügi­ge Umsatzsteu­er entstehen“, fasst die Staatssekr­etärin die Sachlage zusammen.

Die Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt fordert Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) nun auf, diese Möglichkei­t zu nutzen. „Die Bundesregi­erung muss aufhören, die Vernichtun­g von brauchbare­n Waren steuerlich zu bevorteile­n“, sagte sie unserer Redaktion. „Das ist eine perverse Ressourcen­verschwend­ung.“

Konkret verlangen die Grünen von Scholz, dass er den Finanzämte­rn die nötigen Anweisunge­n erteilt, wie sie mit Sachspende­n steuerlich verfahren sollen. „Die Spielräume, solche gravierend­en Fehlanreiz­e zu beheben, gibt es bereits“, sagt Göring-Eckardt. Es sei aber kein Schreiben des Bundesfina­nzminister­iums oder eines Länderfina­nzminister­iums bekannt, das diese Spielräume klar benenne. An ihrer bekannten Forderung, die Vernichtun­g von Retouren komplett zu verbieten, hält sie weiterhin fest. (phn)

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FOTO: DPA/PA Mitarbeite­r des Amazon

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