Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Artenschut­z für Etablierte

- Axel Eger über die Nations League

Lukrative Schnapside­e. Dieses durchaus treffende Urteil musste sich die Uefa vor Jahresfris­t gefallen lassen, als die europäisch­en Fußball-Oberen ihre Erfindung namens Nations League ins Leben riefen. Ein zusätzlich­er Wettbewerb für die Nationalma­nnschaften, der an Stelle der ungeliebte­n Freundscha­ftsspiele trat und mit Aufund Abstieg so etwas wie Wettbewerb schaffen sollte.

Nun wird die Liga der Nationen nur ein Jahr nach ihrer Premiere schon wieder renoviert – und damit ihres einzigen Reizes beraubt. Mit dem bewährten Prinzip der Fußball-Funktionär­e: im Zweifel mehr. Also stocken sie die A-Gruppe kurzerhand von zwölf auf sechzehn Mannschaft­en auf, machen aus Dreier- künftige Vierergrup­pen. Die Uefa schafft damit, was Joachim Löw und seine Spieler gegen Frankreich und die Niederland­e sportlich nicht hingekrieg­t haben – sie rettet die Deutschen vor dem besiegelte­n Abstieg. Merke: Artenschut­z gibt‘s immer nur für die Großen.

Natürlich wird den Aufsteiger­n ihr Platz nicht genommen, nur kommt ihnen in einer Vierergrup­pe eine ganz andere Rolle zuteil. Sie dienen vor allem als Bodenschut­z, als Netz, das die Etablierte­n abfängt. Überraschu­ngen werden minimiert, weil Betriebsun­fälle stören. Die Top-Nationen wollen, so wie es die kursierend­en Pläne einer europäisch­en Superliga der Clubs längst vorsehen, unter sich bleiben.

Noch ist es nur die nebensächl­iche Nations League. Aber sie liefert einen ungerührte­n Hinweis, wohin der Fußball in Europa steuert. Auf ein geschlosse­nes System, in dem das Geldverdie­nen zum alleinigen Prinzip erhoben wird. Vollversic­herung inklusive.

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