Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Artenschutz für Etablierte
Lukrative Schnapsidee. Dieses durchaus treffende Urteil musste sich die Uefa vor Jahresfrist gefallen lassen, als die europäischen Fußball-Oberen ihre Erfindung namens Nations League ins Leben riefen. Ein zusätzlicher Wettbewerb für die Nationalmannschaften, der an Stelle der ungeliebten Freundschaftsspiele trat und mit Aufund Abstieg so etwas wie Wettbewerb schaffen sollte.
Nun wird die Liga der Nationen nur ein Jahr nach ihrer Premiere schon wieder renoviert – und damit ihres einzigen Reizes beraubt. Mit dem bewährten Prinzip der Fußball-Funktionäre: im Zweifel mehr. Also stocken sie die A-Gruppe kurzerhand von zwölf auf sechzehn Mannschaften auf, machen aus Dreier- künftige Vierergruppen. Die Uefa schafft damit, was Joachim Löw und seine Spieler gegen Frankreich und die Niederlande sportlich nicht hingekriegt haben – sie rettet die Deutschen vor dem besiegelten Abstieg. Merke: Artenschutz gibt‘s immer nur für die Großen.
Natürlich wird den Aufsteigern ihr Platz nicht genommen, nur kommt ihnen in einer Vierergruppe eine ganz andere Rolle zuteil. Sie dienen vor allem als Bodenschutz, als Netz, das die Etablierten abfängt. Überraschungen werden minimiert, weil Betriebsunfälle stören. Die Top-Nationen wollen, so wie es die kursierenden Pläne einer europäischen Superliga der Clubs längst vorsehen, unter sich bleiben.
Noch ist es nur die nebensächliche Nations League. Aber sie liefert einen ungerührten Hinweis, wohin der Fußball in Europa steuert. Auf ein geschlossenes System, in dem das Geldverdienen zum alleinigen Prinzip erhoben wird. Vollversicherung inklusive.