Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Ein Coach für alle Fälle
Dieter Sporbert hat im Vorjahr seinen Rücktritt vom Rücktritt erklärt. Jetzt trainiert er die Volleyballinnen des VC Altenburg in der Thüringenliga
Altenburg.
Dieter Sporbert lässt sich so schnell nicht aus der Ruhe bringen. Auch im zweiten Jahr seiner Rückkehr zu den Altenburger Volleyballdamen nicht. Es lief der vierte Satz. Altenburg legte eine Elfer-Serie vor, führte klar. 16:6, 20:8. Also gleich Feierabend?
Eine verschlagene Aufgabe, eine missglückte Abwehr – und auch der nächste Punkt ging nun an die junge Mannschaft von Schwarz-Weiß Erfurt III. Dieter Sporbert schaute sich das Ganze an, wechselte ein, zwei Worte mit dem Team. Doch die Fehlerserie nahm Fahrt auf, auch nach einer Auszeit. Seine Damen hatten völlig den Faden verloren, es misslang scheinbar alles.
Aber der Vorsprung schien komfortabel. Endlich gab es wieder zwei Punkte dank gegnerischer Fehler. Die Erfurterinnen witterten nun nochmals ihre Chance, das Spiel nicht 1:3 verlieren zu müssen. Jetzt saß jeder Schlag ins gegnerische Feld. Dieter Sporbert beließ es aber bei der Aufstellung. Immerhin stand mit Anika Bender nun eine sichere Aufschlagspielerin an der Linie. Sie hatte den Grundstein für die große Führung im vierten Satz gelegt. Jetzt noch drei Punkte. Der erste Aufschlag saß. Erfurts Trainer reagierte mit einer Auszeit. Taktisch klug.
Denn Anikas zweiter Aufschlag-Ball flog ins Netz, statt 24:21 stand es 23:22, drohte der Tiebreak. Endlich Hoffnung – 24:22, als der Erfurter Aufschlag die Netzstange berührte. Erfurt konterte, hatte jetzt wieder den Vorteil, während gegenüber die Knie weich wurden. Noch einmal Aufschlag noch einmal Bangen, Erfurt hatte die Chance zum Ausgleich – und der Ball flog – ins Netz. Erschöpft und jubelnd sanken sich die VCA-Damen in die Arme. Was war da nur los? Erst im D-Zug-Tempo gestartet, dann mit Achsenbruch fast gestrandet. „Ja, wenn wir das wüssten“, meinte Dieter Sporbert lächelnd und souverän und klatschte seine Spielerinnen ab.
Vor Jahresfrist hatte der Altenburger den Trainerposten wieder übernommen. Eigentlich hatte er sich zur Ruhe gesetzt, wollte jungen Leuten Platz machen. Doch seine Mädels wollten ihn zurück. Viele Überredungskünste halfen. Inzwischen coacht er das Team im insgesamt fünften Jahr. Doch was zieht den Trainerfuchs, der lange Zeit neben Altenburg auch in Pegau und in Borna wirkte, der in diesem Jahr die Bronzene Ehrenmedaille des Thüringer Volleyballverbandes überreicht bekam, immer wieder an die Trainerbank?
„Wenn man mit solch jungen Leuten zu tun hat, da bleibt man erst einmal selber jung“, lacht er. „Und mir macht es halt Spaß. Solange es geht, und ich gesundheitlich durchhalte ist alles gut“, lacht er. „Wir wollten heute unbedingt die drei Punkte holen. Gegen Gebesee war nichts zu holen. Das ist eine Spitzenmannschaft. Wir versuchen, zumindest die Klasse zu halten.“Warum aber der dritte Satz oftmals verloren geht, ist auch für den Trainerfuchs nach wie vor ein Volleyball-Phänomen. „Wenn wir das rauskriegen würden, aber das . . .“Und im vierten? „Das war reine Kopfsache.“Sicherlich machte sich da auch die Unerfahrenheit manch jüngerer Spielerin bemerkbar.
Deswegen reißt Dieter Sporbert ihnen allerdings nicht den Kopf ab. „Die Spielerinnen müssen da durch. Sie sind ja das Glück unserer Mannschaft“, blickte er auf die letzten zehn Minuten. „Wen sie einen Fehler machen, bringt es ja nichts, wenn ich sie auswechsele. Sie wissen selber , was falsch war.“
Spielerin Anika Bender sieht es genauso. „Ich denke mal schon, das wir das Spiel abgehakt hatten. Wir hatten schon eingeschätzt, die sind nicht so gut wie Gebesee, da geisterte im Kopf schon ein 3:0 herum, und das ziehen wir durch und freuen uns, dass wir zeitig zu Hause sind.“
Natürlich hatte sie die Auszeit etwas aus dem Rhythmus gebracht, aber auch die Anfeuerung im Team fehlte. „Wir haben gedacht, es läuft von allein. Dann verliert man die Konzentration, ist es schwer, da wieder heraus zukommen und gegenzusteuern.“ Schon ins erste Spiel hatten die Altenburgerinnen emotional alles hineingelegt. „Und hier war das Tempo ein ganz anderes als im ersten Spiel.“
Dass Dieter Sporbert die Mannschaft nun ohne Zeitlimit weiter betreuen möchte, freut sie. „Wir haben vor dem Aufstieg in die Thüringenliga alle gesagt, ja wir wollen und stellen uns der neuen Liga, auch wenn man Familie und Kinder unter einen Hut bringen muss. Und da ziehen auch die jungen Spielerinnen voll mit. So lange wir so einen breit aufgestellten Kader haben, wir zusätzlich auch die entsprechenden Schiedsrichter stellen können, im Training so mitziehen wie derzeit, dann ist doch alles in Ordnung und es macht Spaß.“