Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Sorgen Sternschnu­ppen für Überraschu­ngen?

Jupiter und Saturn ziehen im Oktober über den Abendhimme­l. Deneb leuchtet .-mal heller als unsere Sonne

- Von Hans-Ulrich Keller

Gera. Bereits in der nun immer früher einsetzend­en Abenddämme­rung sieht man tief am Südwesthim­mel den Riesenplan­eten Jupiter. Er ist leicht als heller Lichtpunkt zu erkennen, der infolge der horizontna­hen Dunstschic­hten leicht gelblich erscheint. Jupiter geht am Monatsbegi­nn kurz vor 22 Uhr unter. Am 3. und am 31. begegnet die Sichel des zunehmende­n Mondes dem Riesenplan­eten, wobei die zweite Begegnung deutlich enger bei einer dünneren Mondsichel ausfällt.

Als zweiter heller Planet am Abendhimme­l ist Saturn zu sehen. Allerdings verkürzt er drastisch seine Sichtbarke­itsdauer. Nur durch die immer früher einsetzend­e Abenddämme­rung bleiben ihm bis Ende Oktober noch drei Stunden Sichtbarke­it am Abendhimme­l. Am 31. verschwind­et der Ringplanet bereits eine Viertelstu­nde vor neun Uhr abends in den südwestlic­hen Dunstschic­hten. Kurz darauf geht er unter.

Am 5. zieht der zunehmende Halbmond ein wenig südlich an Saturn vorbei. Besonders eindrucksv­oll wirkt der Planet im Teleskop bei etwa 200-facher Vergrößeru­ng. Wer noch nie den Saturnring mit eigenen Augen in einem Teleskop gesehen hat, sollte die Chance jetzt nutzen und eine Sternwarte aufsuchen, bevor sich der Ringplanet vom Abendhimme­l zurückzieh­t.

Während die Ringe um die Planeten Jupiter, Uranus und Neptun nur auf Aufnahmen von Raumsonden als lichtschwa­che, dünne Gebilde erkennbar sind, wurde der prächtige und helle Saturnring schon von den ersten Fernrohrbe­obachtern im 17. Jahrhunder­t entdeckt. In der kosmisch gesehen kurzen Zeit von hundert Millionen Jahren wird Saturn sein Ringsystem verlieren. Die eisgepanze­rten Ringpartik­el regnen permanent auf den Saturnglob­us hinab. Ein

Nachschub für die Partikel ist nicht in Sicht.

Ende Oktober bekommt Jupiter Konkurrenz von der hellen Venus, die allmählich tief am Südwesthim­mel in Erscheinun­g tritt. Allerdings ist unser innerer Nachbarpla­net noch nicht besonders auffällig. Erst um die

Weihnachts­zeit wird Venus als auffällig heller Abendstern die Blicke auf sich ziehen.

Der sonnenfern­e und lichtschwa­che Uranus steht der Sonne am 28. im Sternbild Widder genau gegenüber. Er ist somit die ganze Nacht am Sternenhim­mel vertreten. Allerdings ist er wegen seiner großen Entfernung so lichtschwa­ch, dass er mit bloßen Augen kaum zu sehen ist. Er wurde erst im März 1781 von Wilhelm Herschel mit seinem selbst gebauten Spiegeltel­eskop entdeckt. Sein Gasleib mit felsigem Kern ist in eine dichte Atmosphäre eingehüllt. Fünf große Monde begleiten ihn auf seinem Weg um die Sonne: Miranda, Ariel, Umbriel, Titania und Oberon. Ferner fesselt er mit seiner Schwerkraf­t zwei Dutzend Minimonde an sich.

Für einen Lauf um die Sonne benötigt der siebte Planet 84 Jahre. Ende Oktober ist Uranus mit 2817 Millionen Kilometern fast zwanzig Mal weiter von uns entfernt als die Sonne. Das Licht benötigt von Uranus zur Erde zwei Stunden und 37 Minuten. Mit 51 100 Kilometer Durchmesse­r – dies entspricht dem vierfachen Erddurchme­sser - ist Uranus der drittgrößt­e Planet in unserem Sonnensyst­em. Im Teleskop erkennt man ihn als kleine, grünliche Murmel.

Vom 6. bis 10. Oktober tauchen die Sternschnu­ppen der Draconiden auf. Sie scheinen dem Sternbild Drache zu entströmen. Ihren Ursprung führen sie auf den Kometen 21P/Giacobini-Zinner zurück, weshalb dieser Meteorstro­m auch Giacobinid­en heißt. Das Maximum wird in diesem Jahr am 9. Oktober erwartet. Da die Trümmerwol­ke des Kometen 21P schon sehr langgezoge­n ist, ist mit Überraschu­ngen zu rechnen, was die Meteorhäuf­igkeit betrifft. Im Jahr 2011 wurden pro Stunde bis zu 400 Meteore registrier­t.

Am Sternenhim­mel macht sich nun der Herbst bemerkbar. Das Sommerdrei­eck aus den drei hellen Sternen Wega, Deneb und Atair ist deutlich nach Westen gerückt. Deneb im Schwan steht dabei fast senkrecht über unseren Köpfen. Mit 2000 Lichtjahre­n Entfernung ist diese bläuliche Riesensonn­e der fernste Stern erster Größenklas­se. Deneb leuchtet 130.000 Mal heller als unsere Sonne.

Fast im Zenit sieht man das Himmels-W, die Königin Kassiopeia. Der Große Wagen hingegen rollt tief den Nordhorizo­nt entlang, wobei er leicht übersehen werden kann. Hoch im Süden nimmt das große Sternenvie­reck des Pegasus seinen Platz ein. Der Pegasus ist das Leitsternb­ild des Herbstes. Deshalb nennt man das Pegasusqua­drat auch Herbstvier­eck. Der klassische­n Sage nach entsprang das geflügelte Ross Pegasus dem Leib der schrecklic­hen Medusa, nachdem ihr Perseus den schlangenb­esetzten Kopf mit einem Schwerthie­b abgeschlag­en hatte. Auch der Held Perseus ist als Sternbild am Herbsthimm­el vertreten.

An das Herbstvier­eck schließt sich die Sternenket­te der Andromeda an. Im Sternbild der Andromeda erkennt man unter guten Sichtbedin­gungen ein schwach leuchtende­s, längliches Fleckchen. Es handelt sich um unsere Nachbarmil­chstraße. Etwa 500 Milliarden Sterne formen ein riesiges, spiralförm­iges Sternengeb­ilde in fast drei Millionen Lichtjahre­n Entfernung. Andere große Galaxien sind viele Millionen und Milliarden Lichtjahre von uns entfernt.

Halbhoch am Osthimmel ist der Widder zu sehen, ein kleines Sternbild, dessen drei hellste Sterne ein stumpfwink­liges Dreieck bilden. Der Widder ist leicht zu erkennen, obwohl seine Sterne nicht besonders hell sind. Tief am Südhimmel leuchtet Fomalhaut, hellster Stern im Sternbild Südlicher Fisch.

Am 13. Oktober tritt um 23.08 Uhr im Sternbild Fische die Vollmondph­ase ein. Es ist der kleinste Vollmond im Jahr 2019, denn nur drei Tage vorher befindet sich der Mond mit 405 900 Kilometer in Erdferne, während ihn am 26. zu Mittag in Erdnähe nur 361.310 Kilometer von uns trennen. Neumond wird am 28. um 4.38 Uhr erreicht.

Die Sonne zeigt sich gegenwärti­g fleckenlos. Das jetzige Minimum der Sonnenakti­vität ist besonders ausgeprägt. Nach aktuellem Stand gibt es neben dem bekannten 22-jährigen Magnetzykl­us, der alle elf Jahre ein Fleckenmax­imum beschert, noch zwei weitere Magnetzykl­en von 400 und 1950 Jahren Länge. Demnach könnte die Sonne in den nächsten 50 Jahren fast fleckenfre­i bleiben. Dies wurde schon einmal beobachtet: In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunder­ts blieb die Sonne fast 70 Jahre inaktiv. Diese fleckenlos­e Periode ist als Maunder-Minimum bekannt. (dpa)

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