Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Joe Bidens ukrainisch­er Albtraum

Hat der Demokrat und Trump-Konkurrent als US-Vizepräsid­ent fragwürdig­e Geschäfte seines Sohnes gedeckt?

- Von Dirk Hautkapp FOTO: TERESA KROEGER/GETTY

Washington.

Die letzten Schlagzeil­en, in denen der Name Hunter Biden vorkam, lassen den Schluss zu, dass sein prominente­r Vater in dem 49Jährigen wieder einmal das Sorgenkind der Familie sieht. Joe Biden, amerikanis­cher Vizepräsid­ent unter Obama und aussichtsr­eicher Kandidat für die Wahl 2020, wurde just von Amtsinhabe­r Donald Trump zur Zielscheib­e in einer Schmutzkam­pagne namens „Ukrainegat­e“auserkoren. Sein Sohn sieht sich nun im Bundesstaa­t Arkansas einer Vaterschaf­tsklage ausgesetzt. Eine 28-Jährige behauptet, mit dem Geschäftsm­ann ein Kind gezeugt zu haben. Dabei war Hunter Biden erst im vergangene­n Mai mit der Südafrikan­erin Melissa Cohen, die er damals erst seit zehn Tagen kannte, in Los Angeles vor den Traualtar getreten.

Privatlebe­n von Hunter Biden unter der Lupe

Hunter Biden (links) und Vater Joe Biden: Der Junior machte Geschäfte in der Ukraine, während sein Vater als US-Vizepräsid­ent für das Land zuständig war.

der Image-Kollateral­schaden für Biden senior werden“. Genau das will sich Donald Trump zunutze machen.

Hunter Biden, gelernter Anwalt, bekam 2014 einen gut dotierten Beraterver­trag in der ukrainisch­en Burisma Holding. Dahinter steht der größte private Gaskonzern des Landes, der von der Mittelmeer­insel Zypern aus verwaltet wird. Mitbegründ­er des Unternehme­ns ist Mykola Slotschews­kyj, ein unter Korruption­sverdacht stehender Oligarch, der beste Verbindung­en zur russland-freundlich­en Regierung von Viktor Janukowits­ch unterhielt, welcher im gleichen Jahr gestürzt wurde. Zu dieser Zeit war Joe Biden im Auftrag von Barack Obama als Vizepräsid­ent für das UkraineDos­sier der US-Regierung zuständig. In dieser Funktion übte er mehrfach Druck auf Kiew

aus, entschiede­ner gegen die Korruption im Land vorzugehen. Die Bemühungen gipfelten 2016 darin, dass Biden die Absetzung des damaligen Generalsta­atsanwalts Wiktor Schokin forderte, der gegen Burisma ermittelte.

Nur zum Schein, sagen heute Parlamenta­rier in Kiew und charakteri­sieren Schokin als Schutzpatr­on für den Unternehme­nsgründer Slotschews­kyj. Joe Biden hat aus seiner Interventi­on nie ein Geheimnis gemacht. Auf einem Podium in Washington bestätigte er freimütig, dass er damals der Regierung in Kiew mit der Nichtgewäh­rung von US-Darlehen in Höhe von einer Milliarde Dollar gedroht hatte – falls Schokin nicht gefeuert würde. Biden bekam seinen Willen. Und Donald Trump, der für derlei Angelegenh­eiten gerne seinen Privat-Anwalt Rudy Giuliani

einspannt, einen Ansatz, um Biden zu diskrediti­eren. Denn obwohl der bis August amtierende ukrainisch­e Generalsta­atsanwalt Jurij Luzenko im US-Sender NBC beteuert hat, dass weder Vater noch Sohn Biden etwas Illegales getan hätten, erweckt das Trump-Lager den gegenteili­gen Eindruck. „Joe Biden und sein Sohn sind korrupt“, erklärte Trump. Hätte ein Republikan­er getan, was Biden tat, dann „wäre er auf dem elektrisch­en Stuhl gelandet“.

Trump strickt an der Legende, dass Vater Biden die Demission des Generalsta­atsanwalts betrieben habe, weil andernfall­s Sohn Hunter in Schwierigk­eiten gekommen wäre. Ein Vorwurf, für den es nach Angaben von James Risen, der 2015 als „New York Times“-Reporter die erste Geschichte über Vater & Sohn Biden und die Ukraine schrieb,

„keine Anhaltspun­kte“gibt. Der Verschwöru­ngstheoret­iker John Solomon, der seit Tagen in trumpfreun­dlichen Medien wie Breitbart und Fox News als Kronzeuge herumgerei­cht wird, behauptet dagegen, unlautere Machenscha­ften von Biden senior wie junior belegen zu können.

Darum bedrängte Trump im Juli im Telefonges­präch den ukrainisch­en Regierungs­chef Wolodymyr Selenskyj zur Aufnahme von strafrecht­lichen Ermittlung­en gegen die Bidens. Experten in Washington erkennen Parallelen zu Trumps Wahlkampf 2016 gegen Hillary Clinton. Auch damals versuchte Trump, die Konkurrent­in als zwielichti­ge Person darzustell­en, die sich zum eigenen Vorteil über das Gesetz stelle, nach außen aber die Hüterin der Verfassung mime. Die Schwester des Premiers kommentier­te dessen Rede bei der turbulente­n ersten Sitzung im Parlament nach Aufhebung der Zwangspaus­e am Mittwochab­end. Der Premier droht damit, das Land am 31. Oktober ohne Abkommen aus der EU zu führen, sollte sich Brüssel nicht auf seine Forderunge­n nach Änderungen am Brexit-Abkommen einlassen. Über Cox, die sich für den Verbleib in der EU eingesetzt hatte, sagte der Premier: „Der beste Weg, um das Andenken von Jo Cox zu ehren und dieses Land wieder zu einen, wäre, den EU-Austritt zu vollziehen.“Cox war 2016 während des Referendum-Wahlkampfs von einem Rechtsextr­emisten ermordet worden. (dpa)

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FOTO: RTR Rachel Johnson, Schwester von Boris Johnson.

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