Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Scheuer wegen Maut-Pleite unter Druck

Grüne: Minister hätte Auftrag nicht an Privatfirm­en vergeben dürfen. Rechnungsh­of soll prüfen

- Von Philipp Neumann

Berlin.

Der Bundesrech­nungshof soll klären, ob Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) die Erhebung der gescheiter­ten Pkw-Maut überhaupt an private Betreiberf­irmen hätte vergeben dürfen.

In einem Brief an den Präsidente­n der Behörde, Kay Scheller, bitten die beiden Grünen-Politiker Sven-Christian Kindler und Stephan Kühn darum, die Auftragsve­rgabe zu überprüfen. Sie hätten „den begründete­n Verdacht, dass die Vergabe den Grundsatz der Wirtschaft­lichkeit verletzte“, schreiben die beiden Politiker in dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt.

Kindler und Kühn vermuten, dass der Staat die Pkw-Maut selbst hätte billiger erheben können. Dies ergebe sich aus den Untersuchu­ngen zur Wirtschaft­lichkeit, die das Verkehrsmi­nisterium selbst angestellt habe. Die Dokumente hatten Scheuers Beamte auf Drängen der Opposition zur Verfügung gestellt.

„Wären alle Kosten und Risiken korrekt abgebildet worden, dann hätte das Betreiberm­odell wahrschein­lich keinen Kostenvort­eil von circa 84 Millionen Euro mehr gegenüber dem Staatsmode­ll realisiere­n können“, heißt es in dem Brief an den Rechnungsh­ofpräsiden­ten.

Die Frage, ob die Pkw-Maut überhaupt in private Hände gegeben werden durfte, hat sich den Grünen-Politikern gestellt, nachdem sie die vorläufige und die abschließe­nde Wirtschaft­lichkeitsu­ntersuchun­gen des Verkehrsmi­nisteriums geprüft und verglichen hatten.

In einer zweiten Untersuchu­ng der Wirtschaft­lichkeit wurde die Möglichkei­t, dass der Staat die Maut selbst betreibt, 207 Millionen Euro teurer bewertet als bei der ersten Wirtschaft­lichkeitsp­rüfung. Damit erschien die private Erhebung der Pkw-Maut plötzlich um 84 Millionen Euro billiger als der Staatsbetr­ieb.

Darüber hinaus habe die Regierung die Leistungen nicht berücksich­tigt, die der Lkw-Mautbetrei­ber Toll Collect für die Pkw-Maut hätte erbringen sollen. „Dies ist vor allem deswegen überrasche­nd, weil der Staat seit dem 1. September in Besitz von Toll Collect ist und daher einen Kostenvort­eil realisiere­n kann, den private Betreiber nicht ohne Weiteres erbringen können“, schreiben Kindler und Kühn.

„Auch dies stärkt unseren Verdacht, dass die Wirtschaft­lichkeit nicht auf Basis der tatsächlic­hen Rahmenbedi­ngungen hin geprüft wurde.“

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FOTO: IMAGO Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU).

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