Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Fußball-Deutschlands letzte Hoffnung
Mit Akribie, Witz und Ernsthaftigkeit beackern Eduard Geyer und Hans Meyer ein breites Themenfeld. Offen bleibt: Wer wird Löws Nachfolger?
Pößneck.
Es hat einige Zeit gedauert. Beharrlich musste Moderator Gert Zimmermann auf Hans Meyer einklopfen, bis er nach dem gefühlt zehnten Mal Nachhaken schließlich doch darauf zu sprechen kam, wie es ihn Mitte der 90er Jahre als Trainer in die Niederlande verschlug. Dann aber gab er den knapp 600 Besuchern im ausverkauften Schützenhaus doch einen facettenreichen Einblick – einschließlich der Kosten für eine Flasche Rotkäppchen, die seine Frau und er zur Feier des Vertragsabschlusses köpften.
Episoden wie diese waren es, die das Publikum beim FußballTalk „Meyer trifft Geyer“in regelmäßigen Abständen erheiterten, immer wieder sorgten ironische Randbemerkungen für Lacher. Doch im Großen und Ganzen tasteten sich Meyer und die zweite Fußball-Koryphäe auf der Bühne, Eduard Geyer, mit einer gewissen Ernsthaftigkeit durch die beackerten Themenfelder und drifteten hier und da auch ins Philosophische ab.
Spannend wurde es etwa, als sich die beiden mit den Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2006 nach Deutschland und davon ausgehend mit der Weltmeisterschaft in Katar 2022 befassten. Nachdem Geyer – wie er später nachschob wegen des Klimas – das Turnier im Wüstenstaat in Frage stellte, beklagte Meyer eine heuchlerische Moral in Deutschland, wie es sie auch im Vorfeld der Titelkämpfe in Südafrika 2010 und Russland 2018 gegeben habe. „Das wurde vorher alles zerredet. Aber am Ende hatten wir fantastische Weltmeisterschaften“, sagte der Wahl-Nürnberger und prophezeite mit Blick auf 2022 sogleich: „Es wird eine ganz verrückte, eine außergewöhnliche, aber eine gute WM.“
Einmal bei Länderspielen angekommen waren sich die Trainerlegenden auch einig, dass es nach dem Vorrundenaus der Deutschen Nationalmannschaft in Russland auch ein geeigneter Zeitpunkt gewesen wäre, „einen verdienten Trainer zu verabschieden“. Das Problem nur: Wer außer Jürgen Klopp käme als Nachfolger Jogi Löws in Frage? „Kloppo müsste Schläge kriegen, wenn er seinen Posten in Liverpool aufgibt. Und dann bleiben nur noch Geyer und Meyer übrig“, sagte Letzterer – dieses Mal mit seinem bekannten ironischen Unterton – unter großem Gelächter.
Doch auch um FußballDeutschlands letzte Hoffnung ist es nicht gut bestellt. Nach kurzer Kunstpause merkte Meyer an: „Es wurden beide gefragt, aber das Geld hat nicht gereicht.“Das Schützenhaus tobte. Aller Ernsthaftigkeit zum Trotz war ein Großteil der Besucher eben doch vor allem wegen solcher Momente gekommen.