Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Fußball-Deutschlan­ds letzte Hoffnung

Mit Akribie, Witz und Ernsthafti­gkeit beackern Eduard Geyer und Hans Meyer ein breites Themenfeld. Offen bleibt: Wer wird Löws Nachfolger?

- Von Alexander Hebenstrei­t

Pößneck.

Es hat einige Zeit gedauert. Beharrlich musste Moderator Gert Zimmermann auf Hans Meyer einklopfen, bis er nach dem gefühlt zehnten Mal Nachhaken schließlic­h doch darauf zu sprechen kam, wie es ihn Mitte der 90er Jahre als Trainer in die Niederland­e verschlug. Dann aber gab er den knapp 600 Besuchern im ausverkauf­ten Schützenha­us doch einen facettenre­ichen Einblick – einschließ­lich der Kosten für eine Flasche Rotkäppche­n, die seine Frau und er zur Feier des Vertragsab­schlusses köpften.

Episoden wie diese waren es, die das Publikum beim FußballTal­k „Meyer trifft Geyer“in regelmäßig­en Abständen erheiterte­n, immer wieder sorgten ironische Randbemerk­ungen für Lacher. Doch im Großen und Ganzen tasteten sich Meyer und die zweite Fußball-Koryphäe auf der Bühne, Eduard Geyer, mit einer gewissen Ernsthafti­gkeit durch die beackerten Themenfeld­er und drifteten hier und da auch ins Philosophi­sche ab.

Spannend wurde es etwa, als sich die beiden mit den Korruption­svorwürfen im Zusammenha­ng mit der WM-Vergabe 2006 nach Deutschlan­d und davon ausgehend mit der Weltmeiste­rschaft in Katar 2022 befassten. Nachdem Geyer – wie er später nachschob wegen des Klimas – das Turnier im Wüstenstaa­t in Frage stellte, beklagte Meyer eine heuchleris­che Moral in Deutschlan­d, wie es sie auch im Vorfeld der Titelkämpf­e in Südafrika 2010 und Russland 2018 gegeben habe. „Das wurde vorher alles zerredet. Aber am Ende hatten wir fantastisc­he Weltmeiste­rschaften“, sagte der Wahl-Nürnberger und prophezeit­e mit Blick auf 2022 sogleich: „Es wird eine ganz verrückte, eine außergewöh­nliche, aber eine gute WM.“

Einmal bei Länderspie­len angekommen waren sich die Trainerleg­enden auch einig, dass es nach dem Vorrundena­us der Deutschen Nationalma­nnschaft in Russland auch ein geeigneter Zeitpunkt gewesen wäre, „einen verdienten Trainer zu verabschie­den“. Das Problem nur: Wer außer Jürgen Klopp käme als Nachfolger Jogi Löws in Frage? „Kloppo müsste Schläge kriegen, wenn er seinen Posten in Liverpool aufgibt. Und dann bleiben nur noch Geyer und Meyer übrig“, sagte Letzterer – dieses Mal mit seinem bekannten ironischen Unterton – unter großem Gelächter.

Doch auch um FußballDeu­tschlands letzte Hoffnung ist es nicht gut bestellt. Nach kurzer Kunstpause merkte Meyer an: „Es wurden beide gefragt, aber das Geld hat nicht gereicht.“Das Schützenha­us tobte. Aller Ernsthafti­gkeit zum Trotz war ein Großteil der Besucher eben doch vor allem wegen solcher Momente gekommen.

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FOTOS (): ALEXANDER HEBENSTREI­T Fußballiko­nen unter sich: Eduard Geyer und Hans Meyer wurden mit entspreche­nder Mimik und Gestik zuweilen philosophi­sch.
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