Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Verdächtiger springt aus Zug
Filmreife Flucht nach Mord an -jähriger Frau in Göttingen. Mutmaßlicher Täter soll Opfer angezündet haben
Elze.
Dramatische Fahndung nach einem mutmaßlichen Frauenmörder in Niedersachsen: In letzter Minute soll der 52jährige Frank N. am Freitag durch einen Sprung aus einem Zugfenster den verfolgenden Polizeibeamten entkommen sein. N. gilt als dringend verdächtig, am Vortag in Göttingen eine 44-jährige Bekannte auf der Straße getötet zu haben. Eine Frau, die dem Opfer zu Hilfe kam, wurde lebensgefährlich verletzt.
Der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“zufolge hatte eine Mitarbeiterin der Bahngesellschaft Metronom den 52-Jährigen am frühen Freitagmorgen zwischen Hildesheim und Göttingen in dem Nahverkehrszug erkannt. Die 32-Jährige habe ihn beim Kontrollieren der Fahrkarten entdeckt. Der Mann habe sein Fahrrad dabei gehabt und „tiefenentspannt gewirkt“. Zusammen mit einem Kollegen bat sie die anderen Fahrgäste leise, das Abteil zu verlassen. Dann schlossen sie den Verdächtigen im Abteil ein und alarmierten die Bundespolizei. Diese stoppte den Zug.
Als die Beamten auf dem Bahnhof der 9000 Einwohner zählenden Kleinstadt Elze nahe Hildesheim eintrafen, gelang es dem 52-Jährigen jedoch zu fliehen. „Die gesuchte Person schlug mit einem Nothammer von innen die Scheibe ein und entkam anschließend zu Fuß in unbekannte Richtung“, so eine Polizeisprecherin. Sie warnte davor, den wahrscheinlich noch bewaffneten Mann anzusprechen.
Die Fahndung nach dem 52Jährigen dauerte auch am Freitagabend an. Mehrere Streifenwagen
und zahlreiche Beamte waren im Einsatz, auch Spürhunde. Am Nachmittag kreiste ein Polizeihubschrauber entlang der Bahnstrecke.
Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung hatte der Mann die 44-Jährige am Donnerstagmittag in Göttingen nach einem Streit auf der Straße zunächst niedergestochen. Dann soll er mit einem Feuerlöscher auf die Frau eingeschlagen, sie mit Benzin übergossen und angezündet haben. Die Polizei wollte zu diesen Details auch aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nichts Näheres sagen.
Medienberichten zufolge ist Frank N. bereits mehrfach polizeilich in Erscheinung getreten.
„Er ist wegen verschiedener Delikte polizeibekannt, darunter auch Bedrohung und Nötigung“, sagte die Sprecherin dazu. Nach Berichten der „Hildesheimer Allgemeinen Zeitung“und der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“soll N. bereits im Jahr 1992 eine Frau in Göttingen vergewaltigt haben. Er habe sie auf der Straße beobachtet und dann in einer Garage überfallen. Elf Monate nach der Tat habe die Polizei ihn aufgrund einer DNA-Spur können.
Schon damals sei N. vor der Polizei geflohen. Bei einem Zeugentermin im Amtsgericht Göttingen habe er den Bewachern seinerzeit entkommen können. Einen Monat später habe die Polizei ihn stellen können. N. habe damals ein Fahrrad gegen Polizeibeamte geschleudert. Auf einen Warnschuss habe er nicht reagiert, weshalb einer der Beamten auf N. schoss. Der Gesuchte sei getroffen und schwer verletzt worden. 2001 sei er aus der Haft entlassen worden.
Auch nach dem Verbrechen am Donnerstag in Göttingen floh N. auf einem Fahrrad. Die Deutsche Bahn sperrte im Zuge der eingeleiteten Fahndung vorsorglich den Göttinger Hauptbahnhof und die Strecke zwischen Hannover und Kassel. Mehrere Züge im Fernverkehr wurden umgeleitet. Die Sperrung wurde zwischenzeitlich aber wieder aufgehoben.
Als Hobbyfotograf hat N. eine Homepage betrieben. Auf dieser zeigte er neben Porträtfotos – meist von Frauen – auch Landschaftsaufnahmen und Konzertbilder. Die am Donnerstag noch zugängliche Seite wurde am Freitag offenbar auf Drängen der Ermittler gesperrt. überführen
Einschlägig vorbestraft wegen Vergewaltigung
Homepage des Fotografen gesperrt