Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Trockenobs­t und -gemüse haben eine lange Tradition. Nun wird die alte Kulturtech­nik neu entdeckt

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er einen Obstbaum im Garten hat, kennt das vermutlich: Monatelang fiebert man voller Vorfreude auf die Ernte hin. Und dann sind so viele Früchte auf einmal reif, dass sich die Frage stellt: wohin damit?

Die älteste Konservier­ungsmethod­e

Vor dieser Aufgabe stand auch Bloggerin Sandra Geeck, die einen Gemüsegart­en hat, ihren „Naschgarte­n“. Ihre Lösung: „Ich habe das Dörren für mich entdeckt. Es ist zu einer meiner liebsten Methoden geworden, mit der ich Obst und Gemüse haltbar mache.“

Das Dörren ist vermutlich die älteste Konservier­ungsmethod­e überhaupt. Dabei werden Lebensmitt­el dehydriert, ihnen wird Wasser entzogen. Wasser ist die Lebensgrun­dlage von Mikroorgan­ismen. So werden obendrein Geschmack und Aroma komprimier­t. Trockenfrü­chte schmecken deswegen oft süßer und um ein Vielfaches intensiver – das bekanntest­e Beispiel ist wohl die Rosine. Doch die Palette reicht von Trockenpfl­aumen, Aprikosen oder Feigen im Müsli bis zu getrocknet­en Tomaten im Pesto oder leckeren Gemüsechip­s.

Das Dörren – auch zu Hause – ist simpel: Kräuter und feinere Lebensmitt­el lassen sich gut an der Luft trocknen. Am einfachste­n geht es mit dem Dörrautoma­ten. Wer keinen hat, kann seine Früchte, Pilze oder Fleisch jedoch auch im Ofen trocknen, im Winter auch auf der Heizung. Nur etwas Zeit muss man mitbringen: Je nach Methode und Obst- oder Gemüsesort­e dauert das Dörren mehrere Stunden – bis Tage. Zu heiß sollte die Temperatur dabei nicht sein, damit Vitamine und Mineralsto­ffe erhalten bleiben. Hinterher packt man die Trockenfrü­chte in luft- und wasserdich­te Gefäße.

„Gerade habe ich Hagebutten im Ofen. Die möchte ich zu Pulver mahlen, um es später in Desserts einzurühre­n“, erzählt Sandra Geeck. Kürzlich habe sie auch eigenes Gemüsebrüh­pulver hergestell­t. Der Favorit der Hobbygärtn­erin aus Hürth sind momentan Apfelchips, die isst sie als gesunden Snack vor dem Fernseher.

Nicht nur Sandra Geeck belebt diese alte Methode wieder. Auch auf dem Markt taucht vermehrt Gedörrtes auf. Das Berliner Start-up Dörrwerk rettet Obst und Gemüse, das es nicht in Supermärkt­e schafft, und macht Esspapier daraus. Und das Unternehme­n Freche Freunde kreiert gesunde Kindersnac­ks aus Trockenfrü­chten.

Besinnung auf Selbstgema­chtes

Auch in immer mehr Hobbyküche­n wird gedörrt. Diesen Trend erklärt Sandra Geeck mit der wachsenden Besinnung auf Saisonales und Selbstgema­chtes. Dadurch feiern Küchenprak­tiken wie Dörren und Fermentier­en, die längst als verstaubt abgetan waren, ein Comeback. Schließlic­h bieten sie einen Anreiz, mal wieder durch die Natur zu spazieren und Essbares im Garten oder am Wegesrand zu entdecken. „Letztlich geht es darum, Lebensmitt­el wieder bewusster zu erleben“, sagt Sandra Geeck.

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