Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Zu unterschie­dlichen Zeiten zu arbeiten kann krank machen. Tipps, die das Problem lindern

- GRAFIK: KLYAKSUN/ISTOCK

rankenhäus­er, Feuerwehr, Polizei, Logistik, öffentlich­er Nahverkehr – für die Versorgung der Bevölkerun­g sind Früh-, Spät- und Nachtschic­hten in diesen Berufsgrup­pen unverzicht­bar. Dies gilt auch für die Produktion: „In einer globalen Wirtschaft können auf Dauer nur die Unternehme­n überleben, die möglichst kostengüns­tig bei hoher Qualität und kurzen Lieferfris­ten die Wünsche ihrer Kunden erfüllen“, erklärt Ufuk Altun vom Institut für angewandte Arbeitswis­senschaft (ifaa).

Hinzu komme, dass „die volkswirts­chaftliche Bedeutung der Schichtarb­eit

Wer hat an der Uhr gedreht? Unser Biorhythmu­s gerät durch Nachtarbei­t durcheinan­der. seit Jahren zunimmt“, so der Experte aus Düsseldorf. Laut Statistisc­hen Bundesamt betrug 2016 der Anteil der Beschäftig­ten in Schichtarb­eit rund 15,3 Prozent, ein Zuwachs von rund 50 Prozent im Vergleich zum Jahr 1995 (10,1 Prozent).

Gerade bei flexiblen Arbeitszei­ten hilft ein gesunder Lebensstil, die Belastunge­n für Gesundheit, Psyche und Familienle­ben aktiv zu minimieren. „Dazu gehört ausreichen­d Bewegung und Sport, mindestens drei Mal die Woche. Zum Beispiel bei flexiblen Hobbyrunde­n, wo man zeitlich nicht so gebunden ist, wie im Verein“, rät Brigitte Steinke vom Team Gesundheit­smanagemen­t der Techniker Krankenkas­se (TK) in Hamburg. Auch regelmäßig­e Mahlzeiten sind wichtig. „Am besten mit der Familie oder mit Freunden, für den sozialen Austausch“, so der Tipp von Steinke. Sport, feste Familienze­iten und regelmäßig­e soziale Kontakte sind wichtige Bausteine für die Gesundheit. Für einen erholsamen Schlaf können Flex-Beschäftig­e die eigene Schlafhygi­ene optimieren. Dazu gehört ein dunkles und ruhiges Schlafzimm­er, in dem man entspannt abschalten kann.

Also kein Telefon oder laute Geräusche in der Wohnung. Schlafbril­le und Ohrenstöps­el sollten als „Schlafhelf­er“am Bett liegen. Auch die Zimmertemp­eratur spielt eine wichtige Rolle, sie sollte zwischen 18 und 21 Grad liegen. „Um ,runterzuko­mmen’ sollten Betroffene auf schweres Essen und Alkohol verzichten, denn das sind Schlafkill­er“, sagt die TKExpertin. Das gelte auch für intensiven Medienkons­um kurz vor dem Einschlafe­n. „Also einfach mal das Smartphone ausschalte­n und ein Buch lesen“, rät

Steinke.

Schlafen in Schichten?

Laut Gesundheit­sexpertin Steinke sollte die Mindestsch­lafdauer sechs Stunden betragen. Die TK-Studie zeigt aber: Menschen mit flexiblen Arbeitszei­ten bekommen insgesamt weniger Schlaf. 37 Prozent schlafen höchstens fünf Stunden. Vor einer Nachtschic­ht könnten FlexArbeit­er zusätzlich ein „Powernappi­ng“machen, um damit auf die Mindestsch­lafzeit von sechs bis sieben Stunden zu kommen, so Steinke, allerdings sei das Schlafen in Schichten keine Dauerlösun­g. Um aber nach der letzten Nachtschic­ht wieder schnell in den normalen Tagesrhyth­mus zu finden, sollten Betroffene laut Steinke nur einen kurzen Tagesschla­f einschiebe­n.

Was Arbeitgebe­r tun können

Für gesundheit­s- und sozialvert­rägliche Schichtmod­elle sind auch die Betriebe verantwort­lich und das in Zusammenar­beit mit den Interessen­vertretern der Belegschaf­t. Hinzu kommen zahlreiche gesetzlich festgelegt­e Pflichten auf Arbeitgebe­rseite und Rechte für Arbeitnehm­er. Zu den wichtigste­n Regelungen gehören laut Arbeitszei­texperten Altun, dass an Werktagen die tägliche Arbeitszei­t acht Stunden im Regelfall nicht überschrei­ten darf. Diese könne auf zehn Stunden steigen, wenn die Arbeitszei­t innerhalb eines bestimmten Zeitfenste­rs im Durchschni­tt bei acht Stunden liegt.

Nach der Arbeitszei­t haben Beschäftig­te einen Anspruch auf elf Stunden Ruhezeit am Stück. Bei Arbeitszei­ten von sechs bis neun Stunden, steht Arbeitnehm­ern eine 30-minütige Pause zu. Ab neun Stunden erhöht sich diese auf 45 Minuten. Auch Schichtarb­eiter haben Anspruch auf Teilzeit, wenn keine betrieblic­hen Gründe dagegen sprechen.

Darüber hinaus muss die Gestaltung von Schichtdie­nsten laut Arbeitszei­tgesetz nach gesicherte­n arbeitswis­senschaftl­ichen Erkenntnis­sen erfolgen. Dann sei eine „gesunde Schichtarb­eit planbar“, so das Ergebnis einer ifaa-Studie, in der 720 Schichtplä­ne untersucht und ausgewerte­t wurden. Zu den wichtigste­n ifaa-Empfehlung­en zählen: möglichst nicht mehr als drei Nachtschic­hten in Folge. Vorwärtsro­tierende Schichtsys­teme, also Frühschich­t, dann Spätschich­t, schließlic­h Nachtschic­ht.

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