Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Zwei Kirchen, zwei Gassen, ein Wirtshaus

Gewohnt wird überall auf der Welt, aber überall anders - zum Beispiel im kroatische­n Hum

- Von Ulrike Schattenma­nn

Sie zählt gut zwei Dutzend Bewohner, ist kleiner als ein Fußballfel­d, hat aber alles, was eine Stadt zum Funktionie­ren braucht: Zwei Kirchen, zwei Gassen, ein Rathaus und einen Bürgermeis­ter. Willkommen in Hum, der (angeblich) kleinsten Stadt der Welt.

Erstmals erwähnt wurde Hum, das 30 Kilometer von der Adriaküste entfernt auf einem Hügel liegt und eine Art bewohnte Festung ist, im Jahre 1102. Der freistehen­de Kirchturm, der bis heute das Stadtbild prägt, war ursprüngli­ch ein Wehrturm. Heute läuten dort Glocken.

Die Sache mit dem Kerbholz

Allerdings besuchen nur wenige Menschen die Messe. Früher lebten hier bis zu 900 Bewohner, heute sind es nur noch 30. Aber sie wählen ihren Bürgermeis­ter immer noch nach alter Sitte. Es gewinnt der Kandidat, der am meisten auf dem Kerbholz hat – und zwar im Wortsinn: Die Bürger Hums hinterlass­en ihre Stimme als Kerben auf einem Holzstück. Wer die meisten Kerben vorweisen kann, bekommt das Ehrenamt zugesproch­en. Noch etwas macht die Stadt besonders: Sie war bis ins 19. Jahrhunder­t Zentrum der glagolitis­chen Schriftkul­tur, einer alten slawische Schrift mit geometrisc­h anmutenden Zeichen. Bis heute zieren Überreste die mittelalte­rlichen Mauern.

Wie überall in der Region wird auch in Hum der sogenannte Biska gebrannt, der berühmte Mistelschn­aps. Er war schon bei den keltischen Druiden hochgeschä­tzt und wird bis heute in Hums einzigem Wirtshaus ausgeschen­kt – denn auch das darf in der kleinsten Stadt der Welt nicht fehlen.

 ?? FOTO: ISTOCK/XBRCHX ?? Klein, aber fein: Die Stadt Hum in Kroatien.
FOTO: ISTOCK/XBRCHX Klein, aber fein: Die Stadt Hum in Kroatien.

Newspapers in German

Newspapers from Germany