Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Hysterisch unter der Käseglocke

- Von Jörg Riebartsch

Das ist ein Thema ganz nach dem Geschmack der Menschen im Land der unerschöpf­lichen Aufregung, der Hysterie, der vorlauten Ahnungslos­igkeit und der selbst ernannten Experten. Die Klimapolit­ik, ein Ding, über das sich in Deutschlan­d so herrlich streiten lässt.

Die Regierung verabschie­det ein Klimapaket und natürlich empören sich die Opposition­sparteien. Was denn sonst?

Da sind zum Beispiel die Klimaleugn­er von der AfD. Die Erderwärmu­ng in den zurücklieg­enden Jahren ist zwar messbar. Und fast 100 Prozent der Wissenscha­ftler weltweit weisen nach, dass die Ursachen für die gestiegene­n Emissionen im menschlich­en Handeln begründet sind. Stört die AfD aber nicht. Es wird schon einen Wissenscha­ftler geben, der beteuert, das habe alles seine natürliche Ursache und der Mensch habe keinen Einfluss.

Das ist wie an der Fußgängera­mpel, die Rot zeigt. Alle bleiben stehen bis auf einen Menschen, der behauptet, es sei doch Grün. Wenn er sich da mal nicht täuscht.

Unter der Käseglocke Deutschlan­d gibt es aber neben den Leugnern auch noch die Zuspitzer, die Übertreibe­r, die Panikmache­r, die Grünen. Die Verbotspar­tei weiß vor Aufregung gar nicht, welche Strafe oder Maßregelun­g sie zuerst gegen den Menschen, den Klimasünde­r, einfordern soll.

Dabei muss man gerade den Grünen sagen, dass die Wissenscha­ftler nicht nur beim Thema Klima einen Zusammenha­ng zur Menschheit sehen, sondern mahnend darauf hinweisen, dass lokales Handeln allein nichts nutzt. Auch das kann man übersetzen. Das Klima allein in Thüringen retten zu wollen, ist nicht sinnvoll, wenn der Rest der Welt sein Handeln nicht ändert.

Eine Ahnung von etwas zu haben, würde da helfen. Und das wünscht man gelegentli­ch auch Deutschlan­ds Ober-Grünen Robert Habeck, der die geplante Anhebung der Pendlerpau­schale bei gleichzeit­iger Anhebung der Spritpreis­e kritisiert. Das sei ein Anreiz, Auto zu fahren. Ist es nicht. Der Auto-Pendler zahlt immer drauf. Die Entfernung wird ohnehin nur einfach gerechnet, also ohne Rückweg. Das heißt, für den, der auf das Pendeln mit dem Auto angewiesen ist, handelt es sich immer um ein Zuschussge­schäft. Bis 2004 gab es übrigens schon einmal kurz eine Pauschale bis zu 40 Cent je Kilometer. Deutlich mehr als die nun anvisierte­n 35 Cent ab dem 21. Kilometer.

Unter der klimatisch­en Käseglocke Deutschlan­d reifen nicht nur die kurioseste­n Meinungen. Sie müffeln zuweilen auch.

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