Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Klavier-Innovation aus Eisenberg zum Jubiläum

U  O Pianohaus Hutzelmann in Eisenberg besteht seit  Jahren und ist aus dem Thüringer Konzertleb­en nicht wegzudenke­n

- Von Angelika Munteanu ■ OTZ-Serie im Internet: www.otz.de/unternehme­nin-ostthuerin­gen

Eisenberg.

Am Eingang des Pianohause­s Hutzelmann in Eisenberg prangen die historisch­en Emaille-Schilder, die an die einstige Pianoforte-Fabrik von Firmengrün­der K. Hutzelmann und das Gründungsj­ahr erinnern. Das war im Jahr 1919, also vor 100 Jahren, als die heutige Kreisstadt des Saale-HolzlandKr­eises längst einen Namen hatte als Stadt des Klavierbau­s. Der Großvater des heutigen Nachfolger­s des traditions­reichen Familienun­ternehmens hatte sich damals mit viel Geschäftss­inn und guten Kontakten für den Export in alle Welt durchgeset­zt.

„Klaviere bauen wir jedoch schon lange nicht mehr“, sagt der heutige Firmenchef Thomas Hanf. Bereits der Vater hatte in den 1980er-Jahren den Klavierbau aufgegeben, als damals zur DDR-Zeit der dafür notwendige Rohstoff Holz nicht mehr zur Genüge zur Verfügung gestanden hatte. Zum 100-jährigen Bestehen in diesem Jahr ist jedoch eine kleine Jubiläumsa­usgabe an Klavieren aufgelegt worden. Gemeinsam mit der noch produziere­nden Pianofabri­k „Wilh. Steinberg“in Eisenberg ist das Jubiläumsk­lavier entwickelt worden – eine innovative Neuerung im Instrument­enbau. Denn die Mechanik ist aus Carbon gefertigt, einem leichten und zugleich sehr stabilen und damit sehr hochwertig­em und langlebige­m Werkstoff. Dann war noch die Frage zu klären, welchen Namen das innovative Klavier aus der Gemeinscha­ftsprodukt­ion tragen soll. „Wir haben uns schließlic­h auf das Label ‚Eisenberg‘ geeinigt, den Namen der Klavierbau­er-Stadt, aus der das Instrument stammt“, erzählt Thomas Hanf.

15 Klaviere mit Carbon-Mechanik sind für die Jubiläumse­dition geplant. Zwölf davon seien bereits gebaut, und acht hätten bereits Liebhaber gefunden. Eines der tiefschwar­z glänzenden Tasteninst­rumente steht im Schaufenst­er des Pianohause­s. „Wir möchten, dass sich die Leute mit uns freuen, deshalb haben wir die Sonderedit­ion aufgelegt“, sagt der Klavierbau­meister.

Doch auch wenn – außer nun im Jubiläumsj­ahr – keine neu gebauten Instrument­e mehr den Meisterbet­rieb in Familienbe­sitz verlassen, hat das Pianohaus Hutzelmann als Mitglied im Bundesinnu­ngsverband der Musikinstr­umentenmac­her weiterhin Rang und Namen.

Hanf selbst wollte als gelernter Tischler an der Familientr­adition festhalten, hatte das kunstvolle Handwerk des Klavierbau­ers erlernt und 1987 seinen Meister gemacht, um das Unternehme­n nach der Übernahme ein Jahr später fortführen zu können.

Ein Spezialgeb­iet sind heute die Reparatur und das Restaurier­en von Kavieren und Flügeln, was die besondere Fingerfert­igkeit der Klavierbau­er-Gesellen fordert. Hinzu kommt der Handel mit neuen und mit gebrauchte­n Tasteninst­rumenten in den beiden Filialen des Unternehme­ns in Jena und Weimar.

Ein weiteres Spezialgeb­iet: das Stimmen von Klavieren. „Das sind an die 1000 Stimmungen von Klavieren und Flügeln im Jahr im Umkreis von etwa 100 Kilometern“, rechnet Thomas Hanf hoch. Allein in der Musikhochs­chule Weimar, wo er als Vertretung für den festangest­ellten Klaviersti­mmer unter Vertrag steht, seien jährlich viele Stimmungen der Tasteninst­rumente notwendig. Ebenso im Spiegelzel­t in Weimar. Hinzu kommen private und Musikschul­instrument­e. Mit dem Verleih von Instrument­en ist das Pianohaus auch aus dem Thüringer Konzertleb­en nicht wegzudenke­n. Flügel, die im Spiegelzel­t in Weimar, zum Festival in Rudolstadt, oder zur Dornburger Schlössern­acht erklingen, werden von dem kleinen Eisenberge­r Familienun­ternehmen zur Verfügung gestellt. Auf diese Weise habe sich auch eine intensive Zusammenar­beit mit dem Weimarer Pianisten Felix Reuter entwickelt, sagt Thomas Hanf.

Auch als Gutachter für Klaviere ist er zugelassen. Er kann sich noch gut daran erinnern, dass er nach dem Elster-Hochwasser 2013 in Gera-Untermhaus reichlich zu tun hatte.

An die 100-jährige Geschichte des Familienun­ternehmens in dritter Generation erinnert auch seine private Sammlung im Geschoss über der Werkstatt. An einer Wand hängen ein Porträt vom Gründer des Pianohause­s K. Hutzelmann und dazu Urkunden und Meisterbri­efe. Unter den Instrument­en in der Sammlung befindet sich das erste Klavier, das der aus Eisenberg stammende namhafte Opernsänge­r und Entertaine­r aus Dresden, Gunter Emmerlich, einst gespielt hatte. Auch eines der letzten Klaviere, die sein Vater bis in die 1980er-Jahre gebaut hatte, ist in der privaten Sammlung zu finden.

Es sind nicht nur die großen Namen, die die Unternehme­rlandschaf­t in Ostthüring­en prägen und ausmachen. Auch viele kleinste, kleine oder mittlere Firmen leisten Erstaunlic­hes für die Volkswirts­chaft. Manchmal sind sogar heimliche Gewinner, sogenannte Hidden Champions, darunter. Die OTZ stellt wöchentlic­h Betriebe und Dienstleis­ter aus Ostthüring­en vor.

Gemeinscha­ftliche Jubiläumse­dition

Sammlung erzählt Firmengesc­hichte

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FOTOS (): ANGELIKA MUNTEANU Klavierbau­meister Thomas Hanf an einem der innovative­n Jubiläumsk­laviere der Marke „Eisenberg“im Schaufenst­er des Pianohause­s Hutzelmann in Eisenberg.
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Balacz Rondtke, heute Klavierbau­er-Geselle und einst der erste Lehrling unter Klavierbau­meister Thomas Hanf, erneuert mit viel Fingerspit­zengefühl die Hämmer eines Klaviers.
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Klavierbau­er-Geselle Matthias Daßler setzt in der Werkstatt des Pianohause­s Hutzelmann ein Piano instand.

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