Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
„Wir spielen nicht wie Männer“
Führung vergeben, wieder kein Sieg: Borussia Dortmund fehlt gegen Werder Bremen die Kaltschnäuzigkeit im Angriff
Dortmund.
Die Analyse von Roman Bürki war schonungslos: „Wir spielen nicht wie Männer. Der Killerinstinkt vorne fehlt“, wetterte der Torhüter von Borussia Dortmund. Beim 2:2 (2:1) gegen Werder Bremen hatten die Dortmunder wieder eine Führung verspielt und zahlreiche Chancen ausgelassen. Das Thema Mentalität wird bei den Westfalen weiter heiß diskutiert.
Kapitän Marco Reus übte derweil Selbstkritik. „Wir haben zu wenige wirklich zwingende Torchancen kreiert. Vor allem in der zweiten Halbzeit, gerade zu Hause, müssen wir mehr Druck ausüben und den Gegner an die Wand nageln“, sagte Reus, der in der 41. Minute die zwischenzeitliche Führung erzielte.
Mario Götze, der erstmals in dieser Saison in der Startelf stand, gab nach der Führung von Milot Rashica (7.) nur 98 Sekunden später per Kopf die richtige Antwort. Doch Marco Friedl sicherte den Hanseaten mit seinem Treffer in der 56. Minute letztlich das Remis.
Vier Punkte ließ der BVB an den vergangenen beiden Spieltagen im Kampf um die Meisterschaft liegen. Nach dem 2:2 bei Eintracht Frankfurt folgte gegen ersatzgeschwächte Bremer die nächste Enttäuschung. Dass der Abstand zum neuen Spitzenreiter Bayern München trotzdem nur drei Punkte beträgt, verdanken die Dortmunder ausgerechnet dem Erzrivalen Schalke 04, der mit dem 3:1-Auswärtssieg den Höhenflug von RB Leipzig stoppte.
Die Dortmunder hatten sich vor dem Start in die zweite Englische Woche noch vehement dagegen gewehrt, dass es der Mannschaft an der nötigen Mentalität mangele.
Sportdirektor Michael Zorc war in die Offensive gegangen und hatte Medienschelte betrieben. Dabei blieb das Thema durch den emotionalen Ausbruch von Reus in Frankfurt heiß. „Oh Mann, kommt mir nicht mit dieser Frage, Mentalität ist nicht das Problem“, meinte der belgische Mittelfeldstar Axel Witsel.
Mangelnde Einstellung musste sich der BVB vor 81.365 Zuschauern im ausverkauften Stadion gegen Bremen nicht vorwerfen lassen. Nach dem Ausgleich drängte der Gastgeber auf den Siegtreffer und erspielte sich einige Möglichkeiten. Die letzte Konsequenz fehlte allerdings.
„Natürlich sind alle enttäuscht, aber es geht weiter, fertig. Ich sage seit Langem, dass wir an ein paar Sachen arbeiten müssen. Viele kleine Details, die den Unterschied machen können. Die Leistungen sind ok“, sagte Trainer Lucien Favre.
Marco Reus nahm die Mannschaft vor dem Champions-League-Spiel bei Slavia Prag am Mittwoch und dem schweren Auswärtsspiel beim SC Freiburg am Samstag in die Pflicht: „Ich mache mir Sorgen, weil wir die Spiele nicht gewinnen. Das hat oberste Priorität. Jetzt haben wir schon einen Rückstand, wir sind in einer Schuld, die Spiele zu gewinnen.“Der BVB bangt dabei um den Einsatz von Mats Hummels, der auch am Sonntag nicht trainieren konnte. (sid)