Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Am Rande des Erträglich­en

Sintflutar­tige Regenfälle und Kälte überschatt­en das verkürzte Straßenren­nen bei der Rad-WM in Großbritan­nien. Degenkolb und Politt mühen sich vergeblich

- Von Ruben Stark

Harrogate.

John Degenkolb und Nils Politt kämpften wie die Löwen um den Anschluss – doch das Regenbogen­trikot bleibt ein unerfüllte­r Traum. In einer brutalen Wasserschl­acht bei echtem Sauwetter mühten sich die deutschen Profis vergeblich um den ersten deutschen WM-Titel seit 53 Jahren. Stattdesse­n krönte sich überrasche­nd der Däne Mads Pedersen zum Straßenrad-Weltmeiste­r. Der 23-Jährige gewann am Ende eines gnadenlose­n Ausscheidu­ngsrennens über 261 Kilometer in der britischen Grafschaft Yorkshire den Sprint gegen Matteo Trentin (Italien) und Stefan Küng (Schweiz).

Degenkolb erreichte das Ziel mit 1:10 Minuten Rückstand auf Rang 15, Politt (+1:22) belegte den 19. Platz. Nur ein Bruchteil der gestartete­n Fahrer erreichte überhaupt das Ziel.

„Ich habe mich gut gefühlt“, sagte Degenkolb. „Für ganz vorne hat es leider nicht gereicht.“Politt war trotz des verpassten Podests zufrieden: „Wir haben alles probiert. Ein Top-10-Platz wäre schön gewesen, aber wir haben ein super Rennen gezeigt.“

Die Straßen teilweise überflutet, der Regen unerbittli­ch: Es war das vom deutschen Teamchef Jens Zemke avisierte „grausame Rennen“und am Rande des Erträglich­en. Marcus Burghardt, der seine Aufgabe 100 Kilometer vor dem Ziel erledigt hatte und ausstieg, presste erschöpft heraus: „Scheiße, das ist ein richtiges Männerrenn­en.“ Eine britische Radsport-Party war es aber auch, die Zuschauer ließen sich von Nässe und Kälte nicht abhalten, standen dicht gedrängt am Straßenran­d. „Die sind genauso hart wie die Fahrer“, sagte ZDF-Experte Marcel Kittel augenzwink­ernd. Teilweise pflügten die Profis durch riesige Pfützen, das Wasser spritzte in Fontänen von den Rädern.

Für den Belgier Philippe Gilbert, einen der großen Favoriten, war schon früh Schluss. Der Ex-Weltmeiste­r stürzte auf dem Rundkurs, verletzte sich und musste unter Tränen aussteigen. Auch für viele andere Top-Fahrer, wie etwa den spanischen Titelverte­idiger Alejandro Valverde, war das Rennen zu hart. Die Strecke war aufgrund starker Regenfälle kurzfristi­g um 20 Kilometer verkürzt worden, zwei längere Anstiege mussten gestrichen werden, der Rundkurs über knapp 14 Kilometer um Harrogate wurde neun statt sieben Mal gefahren. Dort begann dann das gnadenlose Aussieben. Trentin und Co. setzten sich ab, die Nachführar­beit von Politt blieb erfolglos. Im Sprint des Spitzentri­os bewies Pedersen die besten Beine.

Nachdem am Samstag auch die deutschen Frauen ohne Podestplat­z blieben, endeten sowohl die Straßenren­nen als auch die Rennen in den vier olympische­n Diszipline­n ohne deutsche Medaillen. Silber in der Mixed-Staffel und Bronze durch Junior Marco Brenner im Zeitfahren stehen in der deutschen Bilanz. (sid)

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FOTO: YORICK JANSENS/DPA Das Peloton müht sich auf einer vom Regen überflutet­en Straße.

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