Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Gera hat sieben Konkurrenten
Historisches Kaufhaus soll zum Herzstück der „Kulturhauptstadt Europas “werden. Präsentation heute in Berlin
Gera/Berlin.
Nach dem gestrigen Bewerbungsende präsentieren sich heute in Berlin erstmals alle deutschen Kandidaten für den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“. Neben Gera konkurrieren sieben weitere Städte: Chemnitz, Dresden und Zittau aus Sachsen, Hannover und Hildesheim aus Niedersachsen, Nürnberg aus Bayern und Magdeburg aus SachsenAnhalt.
Die Stadt Gera, die eher zu den Außenseitern zählt, wird durch eine kleine Delegation um Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) vertreten. Bei ihrer Bewerbung setze die OttoDix-Stadt auf brennende regionale Themen, wie die Auseinandersetzung mit der ostdeutschen Identität, den wirtschaftlichen Wandel oder das unhaltbare Vorurteil von der abgehängten Provinz, sagt Projektmanager Peter Baumgardt. Als Metropole einer ehemaligen UranbergbauRegion, die den Renaturierungsprozess erfolgreich bewältigt hat, will sich Gera zudem der gewissenlosen Ressourcenausbeutung und dem Klimawandel widmen. „Die Bewerbung soll einen neuen Aufwind in der Region bewirken“, betont Baumgardt. Die Stadt setze dabei auf eine rege Kooperation mit der Region, mit Kulturinstitutionen, Künstlern und Einwohnern, wobei der Beteiligung und Mitwirkung der Bürger ein besonderes Augenmerk eingeräumt werden soll.
Herzstück von „Gera 2025“sei die Errichtung des sogenannten Depots im ehemaligen Hermann-Tietz-Warenhaus, so der Kulturhauptstadt-Manager. Das Kaufhaus soll nicht nur zum zentralen Punkt der Veranstaltungen des Kulturstadtjahres avancieren, sondern dann auch die Wismut-Kunstsammlung zeigen, um es als möglichen dauerhaften Ausstellungsort zu etablieren. Die Idee, eine Außenstelle der Dualen Hochschule dort ebenfalls unterzubringen, begrüßt Baumgardt ausdrücklich.
Darüber hinaus sollen die vielfältigen Kulturinstitutionen zwischen Zentrum und Untermhaus als „Meile“vernetzt und vermarktet werden. Insgesamt sieht die Bewerbung vier Programmschwerpunkte vor: Gera als Modell einer industriellen Transformationsregion
Gera als Modell einer kulturellen Region des Vielfältigen Gera als Modell eines politischen Europas der Regionen Gera als Modell eines fürsorgenden Gemeinwesens und Stadt für die Jugend Sollte die Kommune tatsächlich den Titel erringen, ist ein Gesamtbudget von 38 Millionen Euro vorgesehen, finanziert von Stadt, Land und Bund. Die Entscheidung wird Ende 2020 getroffen. Am 12. Dezember wird zunächst eine sogenannte Shortlist bekannt gegeben, die nur noch den engsten Favoritenkreis umfasst.