Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Hoffen auf weiteres Geld aus Brüssel

Thüringen hat seit  mehr als eine Milliarde Euro für die Strukturfö­rderung erhalten. Unsichere Zukunft

- Von Bernd Jentsch ARCHIV-FOTO: THOMAS BEIER

Erfurt.

Für den weiteren wirtschaft­lichen Aufbau Thüringens sind die Fördermitt­el aus Brüssel auch in den kommenden Jahren dringend notwendig. Davon zeigt sich Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) überzeugt. „Ohne die Europäisch­e Union stünde Deutschlan­d und stünde Thüringen heute nicht so da wie jetzt“, sagte Tiefensee bei der Jahreskonf­erenz des Europäisch­en Fonds für regionale Entwicklun­g (Efre) im Parksaal des Steigerwal­dstadions Erfurt.

Natürlich sei der wirtschaft­liche Aufbau Thüringens seit der Wiedervere­inigung vor allem das Verdienst der Arbeitnehm­er und der Unternehme­r, die angepackt und geschaffen hätten. Aber eine Basis seien auch die Finanztran­sfers von West nach Ost und von Brüssel nach Ostdeutsch­land gewesen.

Allein in der laufenden Förderperi­ode von 2014 seien bislang 1,165 Milliarden Euro an Efre-Geldern nach Thüringen geflossen, berichtete Tiefensee. Er verwies auf die vielen Schilder an Straßen und Gebäuden, die auf die Brüsseler Förderung verweisen, aber oftmals kaum beachtet werden.

Rund drei Viertel der Gelder seien für konkrete Projekte zugesagt worden, mehr als 1700 neue Vollzeitst­ellen geschaffen, die Kohlendiox­idemission­en in 250 Unternehme­n gezielt und spürbar gesenkt worden.

Jetzt komme es darauf an, in Brüssel schnell die Weichen für die künftige Förderung zu stellen, forderte der Minister. Zu vieles sei unklar, es gebe keine Zahlen zum Umfang der Förderung in der nächsten Periode.

Thüringen werde die Schwerpunk­te der Mittelverg­abe verändern, kündigte Tiefensee an. So bestehe etwa bei dem geplanten Neubau des Uni-Campus in Jena ein enormer Finanzbeda­rf, daher werde man Gelder dafür umschichte­n. Auch für die Anschaffun­g energieeff­izienter Straßenbah­nen soll es mehr Geld geben, erklärte Tiefensee. Unter dem Strich werde Thüringen aber künftig weniger Fördermitt­el aus Brüssel erhalten.

Das gilt laut Gisela Hohensee vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium für ganz Deutschlan­d. Mit einem Minus von gut einem Fünftel falle der Rückgang der Zuweisunge­n für die Bundesrepu­blik innerhalb der EU dabei am kräftigste­n aus. „Wir werden quasi ein Opfer unserer eigenen guten wirtschaft­lichen Entwicklun­g“, sagte Hohensee.

Nach ihren Worten drängten alle Mitgliedss­taaten auf Veränderun­gen bei der Fördermitt­elvergabe. Es gehe um mehr Flexibilit­ät und eine Vereinfach­ung des Verfahrens. Schwerpunk­te der künftigen Förderung würden Innovation­en zum Umweltund Klimaschut­z werden.

Thüringen hat in den zurücklieg­enden Jahren überpropor­tional von den Geldern der Europäisch­en Union profitiert, bestätigte Leo Maier von der Generaldir­ektion Regionalpo­litik der Europäisch­en Kommission. So flossen nach seinen Angaben seit dem Jahr 2014 Efre-Mittel in einem Umfang von 241 Millionen Euro nach Hessen. Nordrhein-Westfalen bekam im gleichen Zeitraum 247 Millionen Euro aus Brüssel und in Thüringen waren es 1,165 Milliarden Euro, so Maier.

Positiv bewertete der Thüringer Wirtschaft­sminister die Ankündigun­g der EU, dass Thüringen auch weiterhin als sogenannte Übergangsr­egion eingestuft werde. Damit könne man auf weitere Mittel aus Brüssel hoffen. Allerdings seien die Regularien einer künftigen Kofinanzie­rung ebenso unbekannt, wie die Regularien. Für zusätzlich­e Unsicherhe­it sorge die anhaltende Debatte um den Brexit, erklärte Tiefensee.

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Am Inselplatz in Jena laufen die Vorarbeite­n für den Neubau des Uni-Campus. Dafür besteht enormer Finanzbeda­rf.

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