Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Herbst belebt Arbeitsmarkt
Thüringen steht mit niedriger Erwerbslosenquote an der Spitze im Osten
Erfurt.
Die Zahl der Arbeitslosen in Thüringen ist im zurückliegenden Monat weiter zurückgegangen. Im September waren im Freistaat 56.574 Frauen und Männer als erwerbslos gemeldet, das waren 2698 weniger Betroffene als im August und 1778 weniger als vor einem Jahr. Mit einer Arbeitslosenquote von 5,1 Prozent liegt Thüringen nur noch knapp hinter Niedersachsen (0,2 Prozentpunkte) und Schleswig-Holstein (0,3). Alle ostdeutschen Bundesländer und Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Bremen weisen höhere Quoten aus als Thüringen.
„Der September bringt nach der Sommerflaute die saisontypische Herbstbelebung. Arbeitgeber stellen nach der Urlaubszeit verstärkt ein, junge Menschen finden eine Ausbildungsstelle oder nach ihrer Ausbildung den ersten Job“, kommentierte der Chef der Arbeitsagenturen in Thüringen, Kay Senius, die Entwicklung.
Allerdings verliere der Abbau der Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich immer mehr an Dynamik. Das habe auch mit der aktuellen konjunkturellen Schwächephase zu tun. „In den Regionen, die ausgeprägte industrielle Kerne haben, wie etwa der Südthüringer Raum oder die Region um Eisenach, baut sich die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich nicht so stark ab wie in anderen Regionen“, sagte Senius. Auch die Stellenmeldungen in Produktions- und Fertigungsberufen seien im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.
Angesichts sinkender Arbeitslosenzahlen bleibe es für die Firmen unverändert schwierig geeignete Auszubildende und Fachkräfte zu finden, erklärte der Präsident des Verbandes der Wirtschaft Thüringen, Hartmut Koch. Aktuell blieben 4500 Azubistellen und 22.554 Arbeitsstellen unbesetzt. „An der Fachkräfteproblematik kommt kein Unternehmen vorbei“, so Koch.
Mehr als die Hälfte der Unternehmen bestätigten das erst in einer aktuellen Umfrage des Institut der Wirtschaft Thüringens. Engpässe erwarten Firmen bei der Suche nach Azubis und Fachleuten im gewerblich-technischen Bereich. Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen: „Die Beschäftigten in Thüringen arbeiteten im vergangenen Jahr 65 Stunden mehr als der bundesweite Durchschnitt – nämlich 1370 Stunden. Das sind mehr als anderthalb Arbeitswochen zusätzlich. Wenn man Thüringen als attraktiven Standort im Werben um die Fachkräfte der Zukunft etablieren will, müssen die Arbeitgeber gute Arbeitsbedingungen schaffen.“„Mit der zu erwartenden Herbstbelebung und dem Beginn des Ausbildungsjahres ist die Zahl der Jobsuchenden in Thüringen trotz der konjunkturellen Unsicherheiten wieder gesunken. Bis zum Jahresende kann mit einer stabilen Entwicklung gerechnet werden“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Haase-Lerch.