Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Kritik an neuem Türkei-Werk

Angeblich hohe Staatshilf­en gezahlt

- Von Christian Kerl

Brüssel. Die Pläne von Volkswagen, das neue OsteuropaW­erk des Konzerns in der Türkei zu bauen, stößt im EU-Parlament fraktionsü­bergreifen­d auf heftige Kritik. Abgeordnet­e der christdemo­kratischen EVP, der Grünen und der Liberalen äußern den Verdacht, die Türkei habe mit der Zusage hoher Staatsbeih­ilfen für VW gegen Verpflicht­ungen im Rahmen der Zollunion mit der EU verstoßen und sich so einen Wettbewerb­svorteil gegenüber EU-Staaten verschafft. In einem Schreiben an die EU-Kommission, das unserer Redaktion vorliegt, bringen die sieben Parlamenta­rier eine Untersuchu­ng im gemeinsame­n Assoziatio­nsrat der EU und der Türkei ins Gespräch. Die niedersäch­sische GrünenAbge­ordnete Viola von Cramon-Taubadel, die zu den Unterzeich­nern gehört, appelliert­e zugleich an den VW-Aufsichtsr­at, das Projekt zu stoppen.

Volkswagen hatte Ende vergangene­r Woche bestätigt, dass die Verhandlun­gen über die Investitio­n in der Türkei nahe der Hafenstadt Izmir kurz vor dem Abschluss stehen. Der VW-Aufsichtsr­at hat bereits eine Grundsatze­ntscheidun­g für das Werk getroffen, in dem künftig der Passat und der Skoda Superb für den Export nach Osteuropa gebaut werden sollen; die Investitio­nssumme liegt nach inoffiziel­len Informatio­nen bei rund einer Milliarde Euro. Auch das benachbart­e EU-Land Bulgarien hatte sich um die Ansiedlung bemüht, war bei Fördermitt­elzusagen aber durch EU-Vorschrift­en beschränkt. Die Europa-Abgeordnet­en stützen sich bei ihrer Kritik auf Informatio­nen, nach denen die türkischen Behörden eine staatliche Beihilfe von 400 Millionen Euro und eine Garantie über den Ankauf von 40.000 Autos jährlich gegeben hätten, um VW von der Investitio­n in der Türkei zu überzeugen. Die westtürkis­che Metropole Izmir ist mit rund vier Millionen Einwohnern die drittgrößt­e Stadt des Landes.

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