Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Quatschen, matschen und singen
Kunterbunte Kinderoper „Babbel“für Zuschauer ab fünf Jahren hat im Geraer Chorsaal Premiere
Gera.
Der König liebt den Nachthimmel mit seinen rätselhaften Sternbildern, die ihm wie geheime Botschaften erscheinen. Er wünscht sich sehnlichst, den Himmel zu berühren, aber dazu ist der König natürlich viel zu klein. Da kommt er auf eine verrückte Idee: Er möchte den höchsten Turm der Welt bauen, um nach den Sternen greifen zu können – doch dabei nimmt er keine Rücksicht auf die armen Tiere seines Landes: die Frösche und das Teichhuhn. Alle müssen ihren geliebten matschigen Sumpf verlassen, um Platz für das riesige Bauwerk zu schaffen.
Gestern feierte das 50-minütige Musiktheaterstück „Babbel“von Paula Fünfeck für Kinder ab fünf Jahren in Gera Premiere. Bewusst hat man dafür den gemütlichen Chorsaal als Aufführungsort gewählt. Ein kleiner Rahmen – fast wie im Kinderzimmer – der die kleinen Zuschauer einlädt, mit zu quatschen, mit zu matschen, mit zu singen und zu babbeln. Philine Stich liefert für die Inszenierung noch die passende kunterbunte, kindgerechte Ausstattung.
„Babbel“ist eine klingende Fabel in der Regie von Lea Willeke, vorgetragen von Jesús Medina Vallejo (Posaune), Denis Yakovlev (Schlagwerk) und natürlich der Sängerin Juliane Bookhagen. Selbige schlüpft gleich in mehrere Rollen, ist Kind, Erzählerin, geschwätziger Ziegelstein, aufgeregtes Teichhuhn. Zwischendurch animiert sie den Kinderchor im Zuschauerraum noch dazu, den größenwahnsinnigen König zur Vernunft zu bringen und nicht zu hoch zu bauen. Doch kaum ist der Turm fertig, fällt dem König ein, dass sein Bauwerk wohl eher einer Rakete gleicht und schon will er losdüsen. Aber nun greift Gott ein, und das Stück kehrt zur eigentlichen biblischen Geschichte zurück. Weil der König zu weit gegangen ist, nur an sich gedacht und die Natur zerstört hat, verwirrt Gott die Sprachen der Bauarbeiter. Ein Weiterbau ist somit unmöglich, aber auch nicht nötig, denn Gott verrät dem König und allen anwesenden Kindern noch ein versöhnliches Geheimnis.
Die Kinderoper steht natürlich für sich alleine, bietet aber zugleich eine Fülle an Anknüpfungspunkten für Unterricht oder Gruppenarbeit – angefangen von den vielen Sprachen auf unserer Erde bis hin zu Umweltzerstörung und menschlichen Größenwahnsinn.