Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Jeder pflegt seinen Stil
Rollhockey: Die SG Blue Lions kann sich auf zwei Keeper verlassen, der eine ist Spanier, der andere hat bei einem Spanier gelernt
Gera.
Sandrino Lutz kennt die Situation. Als er gemeinsam mit Enrico Rhein zwei Jahre in der Bundesliga beim SC Bison Calenberg spielte, schaute er sich auch die meisten Spiele von der Bank aus an, war aber auch gegen Darmstadt und Herringen im Einsatz. „Das war kein Problem damals. Ich habe viel gelernt, mir einiges abschauen können“, sagt der Geraer. Mit offenem Mund habe er das rasante Spiel in der Bundesliga verfolge „und jetzt sind wir mittendrin“. Als Aufsteiger spielt die SG Blue Lions in der höchsten deutschen Rollhockey-Spielklasse, dem 1:4 in Iserlohn folgte ein 1:6 gegen Walsum zur Bundesliga-Heimpremiere.
Im Tor stand am Sonnabend gegen Walsum zwei Drittel des Spiels der Spanier Albert Daniel Bellido, der mit dem Aufstieg vom spanischen Erstligisten HC Girona zum RSC Gera kam.
„Das ist in Ordnung. Ich stelle mich in den Dienst der Mannschaft. Wer sich am Spieltag besser fühlt, der geht ins Tor. Das machen wir sozusagen unter uns aus.“Schon beim Spiel in Iserlohn glänzte Bellido, hielt die SG Blue Lions lange im Spiel, die Spielgemeinschaft GeraChemnitz führte nach 20 Minuten mit 1:0.
Albert Daniel Bellido, der sich als „Berto“in Gera vorstellte, ist eine Bereicherung für den RSC Gera, keine Frage. Vereinsmanager Stefan Zeiss bringt es auf den Punkt: „Ohne ihn, ohne einen zweiten starken Torhüter wären wir nicht in die Bundesliga aufgestiegen.“
Was hält Lutz von Bellido? Große Stücke. „Er kommt aus der spanischen Liga, das ist eine der besten der Welt. Berto ist das schnelle Spiel gewohnt, wie wir es jetzt in der Bundesliga annehmen müssen. Er sieht die Fehler, die wir in der Abwehr machen und spricht sie an.“Und dennoch hockt Sandrino Lutz auf seine ganz eigene Art vor dem Kasten. Lutz lernte einst beim Spanier Roger Molina, der in Deutschland Lehrgänge leitete.
„Es gibt viele Stile. Ich pflege einen anderen als Berto, der sein Bein, das den Boden berührt, leicht abwinkelt. Das kann er, weil er sehr beweglich ist – bei mir steht das Bein gerade.“
Jeder Stil habe Vor- und Nachteile. Seit 19 Jahren ist Sandrino Lutz, von Beruf Chemieloborant, bei den Blau-Weißen, bis auf wenige Ausflüge Torwart.
Im Verein hat er das Torwarttraining quer durch alle Altersklassen übernommen, trainierte auch schon die U19-Nationalmannschaft der Damen. Als er am Sonnabend ins Spiel kam, stand es schon 1:6. Mit starken Paraden hielt er sein Tor sauber. Gut, dass die Blue Lions zwei klasse Torhüter haben.