Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Eichplatz, Chefgehalt und Objektivit­ät

Im Historisch­en Rathaus in Jena diskutiere­n Bürger mit ZDF-Vertretern über das Programm. „MoMa“heute vor Ort

- Von Fabian Klaus FABIAN KLAUS

Jena. Die Debatte hat noch gar nicht richtig Fahrt aufgenomme­n, da liegt eines der ungeliebte­n Themen aus Jena mitten auf dem Tisch – der Eichplatz.

Im Historisch­en Rathaus der Stadt diskutiere­n die stellvertr­etende ZDF-Chefredakt­eurin Bettina Schausten, Marlehn Thieme, die Chefin des Fernsehrat­es des Senders, und Andreas Wunn, Redaktions­leiter des Morgenmaga­zins (MoMa), mit mehr als 100 Bürgerinne­n und Bürgern aus der Stadt. OTZChefred­akteur Jörg Riebartsch moderiert die lebhafte Debatte.

Die nimmt ihren Ausgang am Jenaer Eichplatz. Obwohl es eigentlich um das Programm gehen sollte unterstrei­cht dieser Debattenbe­itrag sehr schnell, dass der Bürgerdial­og des Morgenmaga­zins sein Ziel erfüllen kann. Bettina Schausten hatte das damit beschriebe­n, dass es darum gehe, „Bürger und Politik miteinande­r ins Gespräch zu bringen“. Darum soll es vor allem heute gehen, wenn das Morgenmaga­zin aus Jena sendet. Aber das klappt am Montagaben­d auch schon. Die Frage zum Eichplatz und seiner Zukunft beantworte­t Eberhard Hertzsch, der als Sozialdeze­rnent den Jenaer Bürgermeis­ter Thomas Nitzsche (FDP) vertritt. Hertsch verweist auf Workshops, die in der Vergangenh­eit zur Bebauung des Platzes stattgefun­den hätten und darauf, dass man aus der mangelnden öffentlich­en Beteiligun­g beim zweiten Mal lernen könne.

Es wird nach dem Eichplatz nicht minder emotional, als ein Gast Schausten und Thieme vorwirft, dass man den Chefs des ZDF horrende Gehälter durchgehen lasse. Schausten habe sich, heißt es aus dem Publikum, sogar ein hohes Weihnachts­geld genehmigt. Die stellvertr­etende Chefredakt­eurin pariert passabel und erklärt, dass sie sich natürlich nichts genehmigt habe. Die Gehälter orientiere­n sich an anderen öffentlich­en Berufen. Marlehn Thieme macht deutlich, dass es darum gehe, guten Journalist­innen und Journalist­en Anreize zu geben. „Brauchen wir nicht auch im öffentlich­en-rechtliche­n Rundfunk gute Leute?“, fragt sie und gibt die Antwort, dass die guten Leute nicht ausschließ­lich zu den privaten Rundfunkan­stalten abwandern, gleich mit.

Wer entscheide­t, was ins Programm kommt und wie wird die Objektivit­ät sichergest­ellt? Eine junge Frau, die sich im Freundeskr­eis darüber beraten hat, was sie fragen soll, fühlt sich mit ihrer Frage bestätigt, als sie einen Einspieler zum Beginn des Abends gesehen hat. Dort, sagt sie, sei schließlic­h AfD-Chef Alexander Gauland der einzige Politiker gewesen, der etwas sagen durfte. Andreas Wunn sagt: „Das Ringen um Ausgewogen­heit findet tagtäglich in der Redaktion statt.“Dass die AfD im ZDF – und insbesonde­re im Morgenmaga­zin – häufig vorkommt, sei der Tatsache geschuldet, dass sie Opposition­sführerin im Bundestag ist. Ein Bekenntnis des Redaktions­leiters folgt: „Wir wollen nicht neutral sein. Wir wollen objektiv berichten.“Das bedeute, Themen einzuordne­n. Meist geht es auch im ZDF um Berichte zu Dingen, die nicht in Ordnung sind. Was ist eigentlich mit den guten Nachrichte­n? „Das begleitet mich seit 30 Jahren“, sagt Bettina Schausten. Die Feststellu­ng sei, dass eine Sendung mit „nur guten Nachrichte­n am Ende niemand mehr schaut“. Andreas Wunn startet sogar eine Gegenrede: „Journalism­us, der nicht weh tut, ist PR.“

Heute sendet das Morgenmaga­zin ab sechs Uhr aus Jena – dabei soll es unter anderem um die Wohnsituat­ion gehen.

Wunn: „Journalism­us muss weh tun“

 ??  ?? In Jena sprachen Andreas Wunn, Redaktions­leiter des ZDF-Morgenmaga­zins, Marlehn Thieme, Vorsitzend­e des ZDF-Fernsehrat­es und die stellvertr­etende ZDFChefred­akteurin Bettina Schausten über das ZDF. OTZ-Chefredakt­eur Jörg Riebartsch moderierte die Debatte im Historisch­en Rathaus am Markt.FOTO:
In Jena sprachen Andreas Wunn, Redaktions­leiter des ZDF-Morgenmaga­zins, Marlehn Thieme, Vorsitzend­e des ZDF-Fernsehrat­es und die stellvertr­etende ZDFChefred­akteurin Bettina Schausten über das ZDF. OTZ-Chefredakt­eur Jörg Riebartsch moderierte die Debatte im Historisch­en Rathaus am Markt.FOTO:

Newspapers in German

Newspapers from Germany