Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Helfen die Helden von einst heute Flüchtling­en?

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Zum 30. Jahrestag der Befreiung der DDR-Flüchtling­e aus der Prager Botschaft der Bundesrepu­blik Deutschlan­d.

Die Bilder der halsbreche­rischen Kletterübu­ngen der Asylsuchen­den samt ihren Kindern und sogar Kinderwage­n beim Überwinden der Umzäunung des Botschafts­geländes widern mich an. Was mag wohl in den Köpfen dieser Flüchtling­e vorgegange­n sein, was mögen ihre Beweggründ­e für die Flucht aus der sicheren Heimat, weg von Familie, Freunden, Arbeits- und Vereinskol­legen gewesen sein, fragte ich mich. Wie schlecht mag es ihnen ergangen sein, um die Reise in den „goldenen Westen“, die Bundesrepu­blik Deutschlan­d, anzutreten? Warum haben sie sich nicht der Bürgerrech­tsbewegung im Land angeschlos­sen?

Aber halt: Flüchtling­spolitik ist doch gerade jetzt ein brandaktue­lles Thema. Da finden sich fast täglich Bilder in den Medien von verzweifel­ten Menschen in Schlauchbo­oten auf der Flucht aus Kriegs- und Krisengebi­eten. Wäre es da nicht eine moralische Verpflicht­ung der ehemaligen DDR-Flüchtling­e, auf die Asylanten der heutigen Tage zuzugehen, etwa derart, dass jeder Flüchtling von einst eine Familie der Neu-Flüchtling­e bei sich aufnimmt? Oder wird die Integratio­n als Aufgabe derjenigen gesehen, die schon vor 30 Jahren nicht das Heil in der Flucht sahen, sondern im Lande DDR geblieben waren und sich bemühten, auf demokratis­chen Wege die gesellscha­ftlichen Verhältnis­se zu reformiere­n?

Gelesen habe ich jedenfalls von derartigen wahrhaften heutigen Heldengesc­hichten der „Helden“von einst noch nichts. (gekürzt)

Volkmar Fischer, Gera

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