Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Neue „Flugärger-App“soll bei Entschädigungen helfen
Hunderttausende Passagiere sind jedes Jahr von Ausfällen und Verspätungen betroffen. Eine App der Verbraucherzentrale verspricht Unterstützung
Düsseldorf. Eine neue kostenlose „Flugärger-App“soll Reisenden helfen, mit wenigen Klicks ihre Ansprüche bei verspäteten oder annullierten Flügen durchzusetzen. Die von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen entwickelte Software ist nach Angaben ihres Vorstands Wolfgang Schuldzinski mindestens bundesweit das einzige nicht-kommerzielle Angebot dieser Art. Bei der Vorstellung erklärte er am Montag in Düsseldorf, was die App kann.
Service: Die App prüft Entschädigungsansprüche und berechnet auch gleich die Höhe. Automatisch öffnet sich ein Mailprogramm mit einem Forderungstext an die zuständige Airline und allen notwendigen Angaben. Anders als bei kommerziellen Angeboten müssten die Verbraucher im Erfolgsfall keine Provisionen an Dritte zahlen, die sonst bis zu 40 Prozent der Entschädigungssumme ausmachen könnten, unterstrich Schuldzinski.
Leistungsumfang: Mit der App können zunächst drei Problemfälle bearbeitet werden: Direktflug verspätet, Anschluss verspätet, Flug annulliert. Wer einen dieser Punkte anklickt, wird durch das passende Menü geleitet. Die App enthält und prüft bislang automatisch alle Flugdaten von und nach Deutschland ab dem 1. Mai 2019.
Höhere Gewalt: Auch 14 Jahre nach Inkrafttreten der Fluggastrechte-Verordnung der EU beriefen sich viele Airlines bei Verspätungen oder Annullierungen in der Regel zunächst auf „höhere Gewalt“, stellte Schuldzinski fest. Tatsächlich gelte das aber nur für außergewöhnliche Wetterereignisse, Vulkanausbrüche oder Streiks.
Hilfe: Wer mit seinen Ansprüchen bei einer Airline abblitzt, hat noch mehrere Möglichkeiten, Unterstützung zu finden, etwa bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Nahverkehr in Berlin, der Schlichtungsstelle Luftverkehr beim Bundesamt für Justiz, der Verbraucherzentrale oder einem kostenpflichtigen Inkasso-Unternehmen. Eine erste Rechtsberatung bei der Verbraucherzentrale koste etwa 20 Euro, eine Rechtsvertretung circa 50 Euro, hieß es.
Fallzahlen: Laut einer im Mai veröffentlichten Studie eines Fluggastrechte-Portals für die „Wirtschaftswoche“hatten allein zwischen Januar und Ende März dieses Jahres rund 722.000 Flugreisende in Deutschland bundesweit unter Total-Ausfällen oder Verspätungen über drei Stunden zu leiden. Im gleichen Vorjahreszeitraum traf das demnach sogar auf gut 975.000 und 2017 auf rund 517.000 Passagiere zu. (dpa) ■ Die App ist unter www.verbrau cherzentrale.nrw/flugaergerapp verlinkt und für iOS und Android per Suche „Flugärger“in den Stores abrufbar.