Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Kommunen nehmen Bootsflüch­tlinge

Städte- und Gemeindebu­nd unterstütz­t Vorstoß von Innenminis­ter Seehofer

- FOTO: CHRISTOPH SOEDER

Berlin.

Horst Seehofer tourt zu den Hotspots von Europas Asylkrise. Erst war der Innenminis­ter auf Malta, zuletzt in der Türkei und Griechenla­nd – und heute geht es für den CSU-Politiker nach Luxemburg. Dort wird sich zeigen, wie viel die Mühen der vergangene­n Wochen für Seehofer wert waren. Oder ob sein Plan scheitert, einen europaweit­en Verteilung­smechanism­us für Geflüchtet­e zu schaffen, die im Mittelmeer aus Seenot gerettet wurden.

Vor dem Gespräch der EU-Innenminis­ter zur Verteilung von Bootsflüch­tlingen ließ der Minister aber die Erwartunge­n dämpfen. Die Bundesregi­erung rechne jetzt noch nicht mit konkreten Beschlüsse­n zur Verteilung von aus Seenot geretteten Migranten, sagte der Sprecher seines Ministeriu­ms, Steve Alter, am Montag. Das sei schon deshalb nicht möglich, weil das Thema offiziell gar nicht Teil der Tagesordnu­ng des Treffens sei.

Seehofers Sprecher stellte nur klar, dass es dem Innenminis­ter darum gehe, bei seinen Kollegen erst einmal um Unterstütz­ung für die Vereinbaru­ng zu werben, die Deutschlan­d, Frankreich, Italien und Malta im September in der maltesisch­en Stadt Vittoriosa unterzeich­net hatten.

Unterstütz­ung erhält Seehofer aus Deutschlan­d. Der Städteund Gemeindebu­nd hält die Pläne des Innenminis­ters für sinnvoll, ein Viertel der Geretteten nach Deutschlan­d zu holen und hier über das Asylverfah­ren zu entscheide­n. „Da es sich derzeit um wenige Hundert Flüchtling­e pro Jahr handelt, ist die von Bundesmini­ster Horst Seehofer vorgeschla­gene Quote von 25 Prozent durchaus vertretbar“, sagte Hauptgesch­äftsführer Gerd Landsberg unserer Redaktion. „Wenn wir darauf warten, dass alle EU-Mitgliedst­aaten von Anfang an dabei sind, wird es auf Jahre keine Lösung geben.“Länder, die sich nicht beteiligen wollten, sollten ihre Solidaritä­t etwa durch stärkeres Engagement beim Schutz der EUAußengre­nzen demonstrie­ren.

Der Malta-Beschluss, den Seehofer im September initiiert hatte, sieht vor, dass Menschen, die aus Seenot gerettet werden, binnen vier Wochen auf die teilnehmen­den Staaten verteilt werden. Seehofer selbst hatte vor zwei Wochen noch auf 12 bis 14 Staaten gehofft.

EU-Diplomaten zufolge dürfte diese Zahl längst nicht erreicht werden. Ernsthafte­s Interesse haben offenbar nur eine Handvoll Regierunge­n signalisie­rt, darunter Luxemburg und Litauen. Polen, Ungarn und Österreich wollen ohnehin keine Migranten aufnehmen. (cu)

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Am . September verkündete­n Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) die Inhalte des Klimapaket­s.
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FOTO: ALI UNAL Bundesinne­nminister Horst Seehofer

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