Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Max brauchte Wasser – und viele andere auch
S F S Vier Prozent des durchlaufenden Saalewassers werden von der Thüringer Industrie genutzt
Saaleland.
Gerbereien und Textilbetriebe, Hammerwerke und Chemiefabriken, Brauereien und Porzellanwerke – sie alle siedelten sich einst an Flüssen und Bächen an. Auch an der Saale wuchs die Industrialisierung aus der Wasserkraft, durchströmte und kühlte ihr Wasser Maschinen, trug vielfach die Kehrseite des Fortschritts als trübe und giftige Last davon.
Und heute? Scheint die Thüringer Wirtschaft den Fluss kaum noch zu brauchen. Doch gibt es durchaus gewichtige Ausnahmen.
Im Vergleich zu Rhein oder Elbe mag die Saale ein eher niedlicher Fluss sein, doch trägt sie jährlich fast eine Milliarde Kubikmeter Wasser aus Thüringen hinaus. Im Unterschied zu früher verlässt der Fluss den Freistaat wieder fischreich und nur mäßig belastet – was auch daran liegt, dass das Saalewasser von weit weniger Industrie- und Gewerbeunternehmen als noch zu DDR-Zeiten genutzt wird, die zudem viel strengeren Umweltstandards unterliegen.
Wie viele Thüringer Betriebe außer den diversen Kraftwerken aktuell wie stark sozusagen an der Saale hängen, sollte im Land der Begeisterung für Statistik leicht herauszufinden sein, dachten wir. Und baten um Auskunft beim Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz als oberster Thüringer Wasserbehörde. Dort hob man die Hände: All die Daten zu zusammenzutragen, würde mehrere Mitarbeiter mindestens eine Woche beschäftigen. Bei der Suche nach Alternativen fand sich dann eine Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes für 2016. Nicht die frischesten Daten, doch auch nicht gänzlich überholt.
Demnach setzten die Unternehmen im gesamten Saale-Gebiet zwar 231 Millionen Kubikmeter Frischwasser ein, davon über die Hälfte für Kühlzwecke und 92 Millionen für die Produktion selbst. Fast drei Millionen Kubikmeter gingen für „Belegschaftszwecke“drauf, wie es im Amtsdeutsch heißt. Und knapp zwölf Millionen Kubikmeter wurden direkt zu Produkten – wobei in diesem Bereich das Frischwasser eher aus Quellen und Brunnen stammen dürfte. Mehr als ein Fünftel des in Unternehmen eingesetzten Wassers verdunstet.
Diese Relation dürfte auch auf das eigentliche Saalewasser zutreffen. Insgesamt wurden Jahr 2016 rund 125 Millionen Kubikmeter zu gewerblichen Zwecken entnommen, wobei die Chemie die Branchenliste mit weitem Vorsprung auf Papier und Metall anführt. Was auch erklärt, warum die weit größere Menge in Sachsen-Anhalt genutzt wird, während in Thüringen lediglich knapp 36 Millionen Kubikmeter Saalewasser in Industrie und Gewerbe verwendet werden – unterm Strich also nicht einmal vier Prozent dessen, was der Fluss Jahr um Jahr durch Thüringen schiebt.
Stärkster Nutzer: die Chemiebranche