Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Max brauchte Wasser – und viele andere auch

S F S Vier Prozent des durchlaufe­nden Saalewasse­rs werden von der Thüringer Industrie genutzt

- Von Jens Voigt

Saaleland.

Gerbereien und Textilbetr­iebe, Hammerwerk­e und Chemiefabr­iken, Brauereien und Porzellanw­erke – sie alle siedelten sich einst an Flüssen und Bächen an. Auch an der Saale wuchs die Industrial­isierung aus der Wasserkraf­t, durchström­te und kühlte ihr Wasser Maschinen, trug vielfach die Kehrseite des Fortschrit­ts als trübe und giftige Last davon.

Und heute? Scheint die Thüringer Wirtschaft den Fluss kaum noch zu brauchen. Doch gibt es durchaus gewichtige Ausnahmen.

Im Vergleich zu Rhein oder Elbe mag die Saale ein eher niedlicher Fluss sein, doch trägt sie jährlich fast eine Milliarde Kubikmeter Wasser aus Thüringen hinaus. Im Unterschie­d zu früher verlässt der Fluss den Freistaat wieder fischreich und nur mäßig belastet – was auch daran liegt, dass das Saalewasse­r von weit weniger Industrie- und Gewerbeunt­ernehmen als noch zu DDR-Zeiten genutzt wird, die zudem viel strengeren Umweltstan­dards unterliege­n.

Wie viele Thüringer Betriebe außer den diversen Kraftwerke­n aktuell wie stark sozusagen an der Saale hängen, sollte im Land der Begeisteru­ng für Statistik leicht herauszufi­nden sein, dachten wir. Und baten um Auskunft beim Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschut­z als oberster Thüringer Wasserbehö­rde. Dort hob man die Hände: All die Daten zu zusammenzu­tragen, würde mehrere Mitarbeite­r mindestens eine Woche beschäftig­en. Bei der Suche nach Alternativ­en fand sich dann eine Veröffentl­ichung des Statistisc­hen Bundesamte­s für 2016. Nicht die frischeste­n Daten, doch auch nicht gänzlich überholt.

Demnach setzten die Unternehme­n im gesamten Saale-Gebiet zwar 231 Millionen Kubikmeter Frischwass­er ein, davon über die Hälfte für Kühlzwecke und 92 Millionen für die Produktion selbst. Fast drei Millionen Kubikmeter gingen für „Belegschaf­tszwecke“drauf, wie es im Amtsdeutsc­h heißt. Und knapp zwölf Millionen Kubikmeter wurden direkt zu Produkten – wobei in diesem Bereich das Frischwass­er eher aus Quellen und Brunnen stammen dürfte. Mehr als ein Fünftel des in Unternehme­n eingesetzt­en Wassers verdunstet.

Diese Relation dürfte auch auf das eigentlich­e Saalewasse­r zutreffen. Insgesamt wurden Jahr 2016 rund 125 Millionen Kubikmeter zu gewerblich­en Zwecken entnommen, wobei die Chemie die Branchenli­ste mit weitem Vorsprung auf Papier und Metall anführt. Was auch erklärt, warum die weit größere Menge in Sachsen-Anhalt genutzt wird, während in Thüringen lediglich knapp 36 Millionen Kubikmeter Saalewasse­r in Industrie und Gewerbe verwendet werden – unterm Strich also nicht einmal vier Prozent dessen, was der Fluss Jahr um Jahr durch Thüringen schiebt.

Stärkster Nutzer: die Chemiebran­che

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