Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Gnadenfris­t für Brdaric

Warum dem Erfurter Regionalli­ga-Trainer auch nach seiner dritten gelben Karte keine Konsequenz­en drohen

- Von Axel Lukacsek

Erfurt. Als der Referee beim Auswärtssp­iel in Babelsberg (1:1) plötzlich vor ihm stand und ihm die Gelbe Karte unter die Nase hielt, verstand Thomas Brdaric die Welt nicht mehr. „Ich habe das Gefühl, dass die Schiedsric­hter sehr schnell zu dieser Maßnahme greifen, ohne mit uns zu reden. Dadurch wird das Verhältnis zwischen beiden Seiten nicht besser“, sagt der Trainer des Fußball-Regionalli­gisten FC Rot-Weiß Erfurt, der in dieser Saison in den elf Punktspiel­en schon drei Gelbe Karten gesehen hat.

Seit dieser Serie können auch die Trainer mit Karten sanktionie­rt werden. Aber nicht nur Rot oder Gelb-Rot drohen nun. Nach der vierten Gelben ist eine Spielsperr­e vorgesehen. Das bedeutet, dass ab 30 Minuten vor dem Spiel ein striktes Kommunikat­ionsverbot greift. Ob nun telefonisc­h oder über Dritte. Jene neue Regelung gilt bislang allerdings nur in der 1. und 2. Bundesliga sowie in der 3. Fußball-Liga.

Thomas Brdaric steht also keineswegs kurz vor einer Sperre, darf die Verwarnung­en dennoch als Gnadenfris­t betrachten. Udo Penßler-Beyer als Chef des Schiedsric­hteraussch­usses des Nordostdeu­tschen Fußball-Verbandes (NOFV) rechnet nämlich fest damit, dass jene Novellieru­ng in der kommenden Serie auch in der vierten Liga greift. „Wir wollten solch eine Regelung nicht mitten in der Saison durchsetze­n“, sagt der Sportfunkt­ionär. Über einen entspreche­nden Beschluss müsse das NOFV-Präsidium entscheide­n. Mit der Einführung der Gelben Karte für Trainer setzten die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) für die 3. Liga eine Regeländer­ung des Internatio­nal Football Associatio­n Board (IFAB) um. Der Erfurter Trainer sieht den Fußball dadurch seinen Emotionen beraubt. „Wer das eingeführt hat, ist wirklich nie in der Lage gewesen, mit einem Trainer mitzufühle­n. Aber ich bin eben im Moment des Spiels der Mittelpunk­t des Vereins“, sagt der Ex-Nationalsp­ieler, der in dieser Saison vor dem Babelsberg-Spiel bereits gegen Meuselwitz (1:2) und beim 0:1 in Nordhausen verwarnt wurde.

Gerade die Gelbe Karte in Nordhausen war aus seiner Sicht völlig unberechti­gt. „Wir lagen damals zurück. Ich habe dem Schiedsric­hter ohne irgendein beleidigen­des Wort erklärt, dass aufgrund der vielen Unterbrech­ungen für mich nur drei Minuten Nachspielz­eit einfach zu wenig sind. Sofort wurde ich ohne ein vorheriges Vorkommnis verwarnt“, sagt der RWE-Trainer. Brdaric nimmt dagegen die Schiedsric­hter in die Pflicht. Zwar gebe es in der 1. und 2. Liga den Videobewei­s, der eine falsche Entscheidu­ng korrigiere­n könne. In der Regionalli­ga allerdings werde eine krasse Fehlentsch­eidung durch den Spielleite­r nicht sanktionie­rt. „Oft haben die Schiedsric­hter kein Gefühl für die Situation“, sagt Brdaric.

Eine Spielsperr­e für einen Trainer nimmt manchmal skurrile Züge an. Sandro Schwarz vom FSV Mainz 05 hatte gegen Wolfsburg als erster Bundesliga­Trainer überhaupt Gelb-Rot gesehen und musste nun in Paderborn ein Spiel aussetzen.

Thomas Brdaric ist sich durchaus bewusst, dass auch er in der Regionalli­ga vom Schiedsric­hter sofort auf die Tribüne geschickt werden kann. Nur seine vierte Gelbe Karte – und die wird gewiss bei noch 23 ausstehend­en Spielen kommen – bleibt für ihn aktuell noch folgenlos. Aber die Gnadenfris­t endet in der Regionalli­ga wohl mit dem Saisonende.

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FOTO: FRANK STEINHORST Beim Spiel in Nordhausen sieht Thomas Brdaric Gelb. Eine Sperre droht ihm aber nicht.

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