Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Neues Trainerges­pann soll Jenas Abstieg noch verhindern

So geht Rico Schmitt die neue Aufgabe als Cheftraine­r des Fußball-Drittligis­ten FC Carl Zeiss Jena an

- FOTO: TINO ZIPPEL

Cheftraine­r Rico Schmitt (links) und sein Assistent René Klingbeil haben das Team kurz nach ihrer Vorstellun­g als neues Trainerges­pann des FC Carl Zeiss Jena zur ersten Einheit gebeten. Sie beobachten, wie die Fußballer mehrere Kilometer auf der Laufbahn des Ernst-Abbe-Sportfelde­s abspulen. Das neue Gespann soll den Fußball-Drittligis­ten vor dem Abstieg bewahren.

Jena. Der Auftakt der Neuen hat Symbolkraf­t. Die Mannschaft des FC Carl Zeiss Jena dreht Runden auf der Laufbahn im Ernst-AbbeSportf­eld, beobachtet vom neuen Trainerges­pann: Rico Schmitt als Chef und René Klingbeil als Assistent.

Am Wochenende hatte bei Schmitt das Telefon geklingelt. Der Fußballleh­rer – den Kurs hat er 2005 absolviert – überlegte nicht lange und traf sich mit den Führungsgr­emien. Trotz der zwölf Punkte Rückstand sieht er eine Chance, den Klassenerh­alt zu schaffen. Zudem sucht Schmitt seit Sommer nach einer neuen Aufgabe. Der VfR Aalen hatte nach dem Abstieg in die Regionalli­ga den Vertrag nicht verlängert.

„In Aalen hatte ich sehr wenig Zeit, dort wurde zu spät gehandelt. Die Transferpe­riode war schon abgeschlos­sen“, sagt Schmitt. Die Mannschaft habe zu viele erfahrene Spieler gehabt, die taktisch zu sehr festgelegt waren. Eine wichtige Erfahrung machte er dennoch: In Aalen musste er mit dem vorherigen Co-Trainer arbeiten. Der sei zu nah am Team gewesen, was zu Schwierigk­eiten in emotionale­n Situatione­n geführt habe. Deshalb wollte er unbedingt einen anderen Co-Trainer als Lucca Strolz, der zu sehr für die Ära Kwasniok steht. Gespräche über dessen Zukunft laufen.

Die FCC-Führung schlug René Klingbeil als Co-Trainer vor, der schon in der vorigen Winterpaus­e ein Wunschkand­idat war. Schmitt simmte zu, schließlic­h hatte er ihn einst bei Erzgebirge Aue in der zweiten Bundesliga als Kapitän aufgestell­t.

Die „langen Erfahrunge­n in dritter Liga und in zweiter Liga“waren es, die die Trainerfin­dungskommi­ssion überzeugte­n. „Er hat das Rüstzeug, um die Mannschaft neu anzusprech­en, und die ersten Siege einzufahre­n“, sagt Geschäftsf­ührer Chris Förster und schätzt vor allem die Kombinatio­n mit Klingbeil, der als Identifika­tionsfigur die Fans begeistern soll.

Nach der Übernahme drehte der neue Trainer in der Kabine alles auf Null. „Trainerwec­hsel gehören zum Profigesch­äft“, sagt er und rät jenen, die noch an Lukas Kwasniok hängen, offen für Neues zu sein. Schmitt begnadigte Ole Käuper und Kilian Pagliuca, die aus der zweiten Mannschaft in die erste zurückkehr­en. Der derzeit verletzte Marian Sarr gehört ebenso zum Kader wie Patrick Schorr, die Schmitt einst in Aalen aus dem Aufgebot gestrichen hatte. „Jeder hat die Chance, sich anzubieten. Aber ich erwarte von Spielern, dass sie selbstkrit­isch sind“, sagt Schmitt. „Jeder hat Demut an den Tag zu legen und zu verstehen, dass wir derzeit nicht besser als der Tabellenst­and sind. Im Team steckt einiges drin, kein Mega-Potenzial, sonst hätten die Spieler es schon abgerufen, aber Potenzial. Es sind viele gute Jungs dabei.“Vor allem die 16 von 25 Gegentoren in den letzten 30 Minuten bereiten Schmitt Sorge. „Das nur auf fehlende Kondition zu schieben, wäre zu einfach“, sagt er und will bei der Fitness punktuell nachjustie­ren. „Wir müssen in die Köpfe der Spieler hineinbeko­mmen, dass sie Verantwort­ung für sich selbst, die Mannschaft und das große Ganze tragen“, sagt Schmitt. Dazu zähle, auch Zweikämpfe anzunehmen und sich nicht darauf zu verlassen, dass die vier, fünf Mitspieler in der Nähe die Aufgabe übernehmen. „Das war die Ursache beim Siegtor des Chemnitzer FC.“

Als Nahziel nennt Schmitt, gegen den „giftigen Gegner“Siemerode ins Pokal-Viertelfin­ale einzuziehe­n. Zudem will er bis zur Winterpaus­e den Rückstand auf die Nichtabsti­egsränge verkürzen. Die erste Gelegenhei­t besteht Sonntag in einer Woche gegen die Würzburger Kickers.

Die Führungsgr­emien sollen zugesagt haben, dass bei einer realistisc­hen Chance auf den Ligaerhalt in der Winterpaus­e drei bis vier Verstärkun­gen kommen. Der FCC lässt eine Hintertür offen, falls die Spielzeit im Abstieg mündet. Schmitts Vertrag gilt bis Saisonende, verlängert sich bei Klassenerh­alt um ein Jahr. Bei einem Abstieg wären neue Gespräche notwendig.

Der Cheftraine­r lebt in Chemnitz, will aber nicht dauerhaft pendeln. Das führe nur zu Zeitdruck bei der täglichen Arbeit. Auch viel Zeit fürs Training sollten die Spieler einplanen. Die Runden auf der Laufbahn waren nur ein erster Vorgeschma­ck: Heute ist 7.30 Uhr Treff.

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FOTOS (): TINO ZIPPEL Das neue Trainertea­m im Ernst-Abbe-Sportfeld: Co-Trainer René Klingbeil (links) steht Cheftraine­r Rico Schmitt zur Seite.
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Rico Schmitt im Gespräch mit den Jenaer Spielern.

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