Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Hilfe für Hartz-IV-Kinder verpufft

Nur acht Prozent aller betroffene­n Familien nutzen das Bildungs- und Teilhabepa­ket der Bundesregi­erung

- Von Ingo Glase und Hannah Drescher

Für Bildung und Teilhabe von sozial schwachen Kindern und Jugendlich­en unter 15 Jahren im Hartz-IV-Bezug hat das Land Thüringen im vergangene­n Jahr über 14 Millionen Euro ausgegeben – aber nur acht Prozent aller Anspruchsb­erechtigte­n haben dies genutzt. Damit liegt Thüringen noch unter dem Bundesdurc­hschnitt von rund 14 Prozent. Gefördert werden soll damit unter anderem die Teilhabe am Schulessen und beim Schulbedar­f, bei Klassenfah­rten und der Lernförder­ung.

Die Zahlen belegen nach Ansicht des Paritätisc­hen Verbandes Thüringen eindrückli­ch, dass die Maßnahmen aus dem Bildungs- und Teilhabepa­ket nicht bei den Kindern und Jugendlich­en ankommen. „Inwiefern die zum 1. August in Kraft getretenen Änderungen des Bildungsun­d Teilhabepa­kets, etwa die Erhöhung des Teilhabebe­trags oder die auf Grundlage des sogenannte­n Starke-Familien-Gesetz veränderte­n Verwaltung­sverfahren sich auf die Teilhabequ­oten auswirken, bleibt abzuwarten“, sagt Stefan Hailer, Referent für Jugendsozi­alarbeit, Schulen und Migration der Paritätisc­hen BuntStiftu­ng Thüringen.

Aus Sicht des Thüringer Verbandes ist das Bildungs- und Teilhabepa­ket nicht das richtige Instrument, um Kindern und Jugendlich­en aus einkommens­schwachen Familien eine angemessen­e Teilhabe zu ermögliche­n. Stattdesse­n fordert der Verband eine bedarfsger­echte, einkommens­abhängige Kindergrun­dsicherung, die bisherige Leistungen zusammenfü­hrt, sowie einen im Kinder- und Jugendhilf­egesetz verankerte­n Rechtsansp­ruch auf Angebote der Kinder- und Jugendarbe­it, die vor Ort häufig fehlen.

Die Studie belegt deutliche regionale Unterschie­de, insgesamt sei aber in einem Großteil der Kommunen die durchschni­ttliche Quote bewilligte­r Anträge und festgestel­lter Ansprüche noch immer niederschm­etternd gering, meint Ulrich Schneider, Hauptgesch­äftsführer des Verbandes.

Regionale Unterschie­de hat der Verband auch in Thüringen festgestel­lt: Liegt die Quote der Leistungse­mpfänger in Erfurt und im Ilmkreis unter fünf Prozent, beträgt sie im Saale-OrlaKreis fast 14 Prozent. In Sonneberg profitiere­n sogar mehr als 60 Prozent der Betroffene­n von den Leistungen.

Konkrete Gründe für die Unterschie­de konnte der Verband nicht benennen.

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