Ostthüringer Zeitung (Schmölln)

Uyuni-Salzsee

- Von Jochen Gaugele und Philipp Neumann

Der Salar de Uyuni im Südwesten Boliviens ist mit einer Fläche von 10.582 Quadratkil­ometern die größte Salzpfanne der Erde. Die Salzkruste bildete sich vor über 10.000 Jahren durch das Austrockne­n eines Urzeitsees. Der Salar de Uyuni liegt 3653 Meter hoch. Die unter der Oberfläche liegende Sole reicht zwischen 72 und 121 Meter tief. Während der Regenzeit kann die Salzkruste mit Wasser bedeckt sein; von Ende Juni bis Anfang Dezember ist der Salar trocken. Seine Salzmenge wird auf zehn Milliarden Tonnen geschätzt. Jährlich werden davon etwa 25.000 Tonnen abgebaut. Der Salzsee beherbergt auch das mutmaßlich weltgrößte Vorkommen an Lithium – geschätzte 5,4 Millionen Tonnen. (max)

Berlin. Berlin.

Wer nach den Terminen der CDU-Vorsitzend­en für die nächsten Tage und Wochen sucht, der findet: nichts. Der Kalender auf der Internetse­ite der Partei ist leer. Annegret KrampKarre­nbauer scheint bis zum Monatsende für die Partei nicht unterwegs zu sein. Auch auf der Seite der CDU in Thüringen, die mitten im Landtagswa­hlkampf steckt, ist kein Termin mit ihr verzeichne­t. Statt der Parteichef­in kommen Peter Altmaier, Ralph Brinkhaus und Carsten Linnemann nach Thüringen – alles prominente CDU-Politiker, die mehrfach auftreten. Spitzenrei­ter ist Gesundheit­sminister Jens Spahn mit sieben Terminen in drei Tagen. Sogar Friedrich Merz spricht in einem Autohaus.

Nur: Wo ist Kramp-Karrenbaue­r? Es läuft nicht gut für die 57-Jährige, deren Name sich so griffig zu AKK verkürzen lässt. Ihre persönlich­en Umfragewer­te sind mies. Immer wieder unterlaufe­n ihr Pannen und Missgeschi­cke, die für sich harmlos wären. In der Summe werfen sie Fragen auf: Ist Kramp-Karrenbaue­r dem CDUVorsitz wirklich gewachsen? Kann sie den Job als Verteidigu­ngsministe­rin zusätzlich ausfüllen? Und nicht zuletzt: Kann sie Kanzlerin werden? In der Partei entsteht Unruhe: „Wann kommt endlich der Aufschwung durch AKK?“, fragt einer, der einst für sie geworben hat.

Seit zehn Monaten steht Kramp-Karrenbaue­r jetzt an der Spitze der CDU. Bundeskanz­lerin Angela Merkel hatte den Weg dazu frei gemacht. Sie hatte den Parteivors­itz an die Saarländer­in abgegeben, damit auch der Übergang an der Spitze der Regierung reibungslo­s klappen kann. AKK, das war der Plan der beiden Frauen, sollte bei der nächsten Bundestags­wahl die besten Chancen auf das Kanzleramt bekommen. Jetzt aber diskutiert ausgerechn­et die eigene Partei darüber, wie die Union den nächsten Kanzlerkan­didaten bestimmen soll.

Der Parteinach­wuchs von der Jungen Union (JU) will auf seinem Jahrestref­fen, das am Wochenende in der AKK-Heimat Saarbrücke­n stattfinde­t, über eine Urwahl debattiere­n. Das Signal, das davon ausgeht, ist fatal, denn eigentlich ist die Parteivors­itzende so etwas wie eine natürliche Spitzenkan­didatin. Dass die Junge Union das anders sieht, ist ein starker Misstrauen­sbeweis. Nur halbherzig bekommt Kramp-Karrenbaue­r Rückendeck­ung. „Ich sehe keinen Grund, zum jetzigen Zeitpunkt über Kanzlerkan­didaturen zu debattiere­n“, kritisiert zum Beispiel CDU-Vizechefin Julia Klöckner gegenüber unserer Redaktion. CDU-Vizechef Thomas Strobl rät aus inhaltlich­en Gründen von einer Befragung der Mitglieder ab: „Mit einer Urwahl geht immer eine wochen- oder gar monatelang­e Selbstbesc­häftigung einher“, sagt er. „Die Menschen mögen es freilich nicht, wenn Parteien sich übermäßig oder gar ausschließ­lich mit sich selber beschäftig­en.“Aus dem gleichen Grund lehnt auch Mike Mohring die Debatte ab. Der Thüringer CDU-Chef hat in zwei Wochen eine schwierige Landtagswa­hl zu bestehen und sehnt sich nach Ruhe in der Partei.

Der Parteichef­in selbst gelingt es nicht, diese Ruhe herzustell­en. Immer wieder unterlaufe­n ihr Pannen: Gleich nach ihrer Wahl machte sie mit einem schlechten Karnevalsw­itz über das dritte Geschlecht auf sich aufmerksam. Als die CDU im Mai von Youtubern kritisiert wurde, sprach die Parteichef­in von „Meinungsma­che“und erweckte den Eindruck, sie wolle die Meinungsfr­eiheit beschränke­n. Im August irritierte sie mit Äußerungen zu einem Parteiauss­chluss von Ex-Verfassung­sschutzche­f Hans-Georg Maaßen. Im September gab es Wirbel um ihre Reise in die USA, bei der sie erst versuchte, im Flieger der Kanzlerin mitgenomme­n zu werden, und ihr dann in einem zweiten Flugzeug hinterherf­liegen musste. Jetzt sorgt ihre Reise zu Bundeswehr­soldaten nach Mali für Schlagzeil­en: KrampKarre­nbauer beförderte den Eindruck, als ob sie Gesundheit­sminister Jens Spahn verboten habe, die Soldaten zu besuchen.

Hinter solchen Patzern stehen normalerwe­ise mangelhaft­e Organisati­on oder schlechte Kommunikat­ion – nichts, was sich nicht beseitigen ließe. „Sie kann den Job eigentlich“, heißt es in der Partei. „Sie bräuchte nur bessere Berater.“Und vielleicht einen besseren Generalsek­retär: Der 34 Jahre alte Paul Ziemiak ist öffentlich nicht präsent und setzt weder eigene Akzente noch springt er seiner Chefin bei.

Der angebliche Streit mit Spahn wirft ein Licht darauf, dass die Wunden nach dem knappen Ausgang der Vorsitzend­enwahl im vergangene­n Dezember nicht verheilt sind. Friedrich Merz hatte damals mit wenigen Stimmen gegen AKK verloren, Spahn wurde Dritter. Merz hat sich zwar wieder seinen gut dotierten Posten in der Wirtschaft zugewandt, aber ist er als Widersache­r der Parteichef­in präsent. Spahn arbeitet weiter daran, sein Image als politische­r Raufbold abzustreif­en. Und CDU-Abgeordnet­e berichten, dass er sich inzwischen sehr gut mit Armin Laschet verstehe, dem NRW-Ministerpr­äsidenten, dem ebenfalls nachgesagt wird, CDU-Chef und Kanzler werden zu wollen.

Es bleibt also die Frage, wer es besser könnte. Vor allem müssen sich ihre Gegner überlegen, wann und wie sie Kramp-Karrenbaue­r stürzen könnten. Offiziell wiedergewä­hlt wird die Vorsitzend­e erst auf dem Parteitag Ende 2020. Hält die große Koalition so lange, wird auch dann erst über die Kanzlerkan­didatur entschiede­n. Auf dem Parteitag Ende November in Leipzig wird nur ein Posten als Vizepartei­chef neu besetzt. Allerdings: Sollte sich die Junge Union am Wochenende für eine Urwahl des Kanzlerkan­didaten ausspreche­n, wäre das ein Thema für den Parteitag in Leipzig. Die CDU-Vorsitzend­e würde das gern verhindern: „Die Union hat bisher mit guten Gründen immer gesagt, dass sie diesem Weg nicht folgt“, sagte sie den Sendern RTL und n-tv. Das klingt nicht so, als ob die Debatte über die Urwahl und über die CDU-Vorsitzend­e schnell vorbei wäre.

Immer wieder unterlaufe­n AKK peinliche Pannen

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