Ostthüringer Zeitung (Schmölln)
Militäreinsatz nicht ausgeschlossen
Hongkongs Regierungschefin Lam befürchtet Wirtschaftseinbruch durch Proteste
Hongkong.
Immer wieder war über ein Eingreifen des chinesischen Militärs in Hongkong spekuliert worden. Jetzt schließt Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam angesichts der anhaltenden Massenproteste und der Auswirkungen auf die Wirtschaft eine Bitte um Hilfe aus Peking nicht mehr aus. „Wenn die Situation so schlimm wird, dann kann keine Option ausgeschlossen werden, wenn wir wollen, dass Hongkong zumindest noch eine Chance hat“, sagte Lam am Dienstag. Doch zum gegenwärtigen Zeitpunkt könnten sie und ihre Führung sicherstellen, dass Ruhe und Ordnung mit eigenen Mitteln wiederhergestellt würden. Weitere Details nannte Lam nicht.
Die seit vier Monaten anhaltenden Proteste haben die chinesische Sonderverwaltungszone in ihre schwerste Krise gestürzt und stellen auch eine Herausforderung für Chinas Präsidenten Xi Jinping dar. Lam rechnet mit massiven Auswirkungen auf die Wirtschaft der Finanzmetropole. Die Konjunkturdaten für das dritte Quartal würden „sicherlich sehr schlecht“ausfallen, sagte sie. „Hongkongs verschiedenen Branchen steht ein harter Winter bevor.“Die Zahl der Touristen sei eingebrochen. Rund 600.000 Beschäftigte in dem Bereich seien davon betroffen.
Im Zuge der Proteste am vergangenen Wochenende wurden nach Polizeiangaben mehr als 200 Geschäfte und öffentliche Einrichtungen verwüstet. Zahlreiche Restaurants und Einkaufszentren blieben geschlossen. Die Polizei setzte Tränengas gegen Demonstranten ein. Die Hongkonger U-Bahn, die normalerweise rund fünf Millionen Fahrgäste pro Tag transportiert, schränkte auch am Dienstag ihren Betrieb ein. Etliche Stationen mussten geschlossen bleiben und wieder instand gesetzt werden,
MTR mit.
Die Polizei teilte mit, das Ausmaß der Gewalt der Aufständischen, wie sie die Demonstranten üblicherweise tituliert, nehme von Woche zu Woche zu und habe ein sehr kritisches Ausmaß erreicht. Die Kundgebungen hatten im Juni als Widerstand gegen einen inzwischen zurückgezogenen Gesetzentwurf für Auslieferungen Beschuldigter an die Volksrepublik China begonnen. Doch die Demonstranten sehen auch allgemeine Freiheiten gefährdet, die die frühere britische Kolonie seit der Übergabe an China im Jahr 1997 noch genießt. Inzwischen richten sich die Proteste auch gegen die Regierung in Peking. (rtr) teilte der Betreiber